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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Januar
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Nl; 24.


Mittwoch. 2S. Zanuar 18«2.

* A«s ber Denkschrift der badischen
Regierung i« der kurh. Sache

(Schluß.)

nachgrbt; allem sie wird sogar^gestärtt, wenn sie osfen
bekennt, durch gewissenhafles Nachdenken und durch Er-
fahrung icher ^einen^ begangeneil^ Fehler belehrt^ worden

ges Beharren, Lloß weil einmal gehandelt worden ist,

' sondern richtige Einsicht und Zugänglichkeit für Gründe
ihre Entschließungen bestimmca. werben. EHiermil isr

schlosseuen Anzahl eii? englMziges und selbstsüchtiges

dann durch kein gesetzliches Mittel zu brechen ist. Selbst
au.f ^ ^Slandpnnkte der ^Regi^rnngspoli^tik h^lten ^siä)


*Polttische Umschau.

Der in Bildung begriffene Arbeiterbildllngs-
Verein zu Donaueschingen wurde vom Stadt-
pfarrer Danner veranlaßt, sich zu einem spe-
cifisch kathol. GeseÜenverein zu erklären. Als
dies nicht geschah, wurde dem Verein poli-
zeilich untersagt, an Sonntagen zwischen 9
bis 11 Uhr Zeichnenstunde zu halten. Der
Verein hat gegen dieses Verbot bereits Schritte
eingeleitet.

Von Seiten der Vertheidigung Iacoby's
ist nach Mittheilungen aus Darmstadt Prof.
Dr> Delffs ,zu Heidelberg ersucht worden, sein
Gutachten zu dem Verfahren der hiesigen Er-
perten bei der Untersuchung, ob und welches
Gift in den Eingeweiden der Frau Iacobp
vorhanden, abzugeben.

Das „Dresv. Iourn." widerlegt das Ge-
rücht von einer bevorstehenden Konferenz der
Würzbnrger Staaten.

Den Ofsijieren des Hamburger Contingents
ist endlich die Erlaubniß geworden, soweit
sie früher Mitglieder des schleswig-holsteini-
schen Heeres waren, das schleswig-hoistcimfche
Denkkreuz zu tragen. (Wie fteht es damit
in Preußen § fragt die Berliner Volkszeitung.)

Im Posen'schen werden viele Personen we-
gen Absingens der bekannten Licder mit Geld-
bußcn bestraft. Ein Priester ist wegen Ma-
sestäts-Beleidignng zu vier Monaten Gefäng-
niß verurtheilt worden.

Herr v. Niegolewski hat die gestern auf
ihn gefallene Wahl zum Deputirten, trotzdem
die Benachrichtigung dießmal wieder „Deutsch"
und nicht „Polnisch" war, angenommen.

Die Wl'ener „Prefse" nennt Professor von
Sybel: Profeffor der historischen Lüge, „weil

er die Schuld an dem Baseler Frieden auf
Oesterreichs Schultern gewälzt" und das
Kaiserreich für Deutschland Schmach und
Unglnck erklärt habe.

Eine ganze Falschmünzerbande, gegen 20
Personen, ist in Genf von der Polizei entdeckt
und gefaßt worden. Auch die Werkzeuge und
Stempel und eine große Anzahl falschrr Geld-
stücke wurden mit Beschlag belegt.

Der „Conftitutionnel" meldet, General Lo-
rencez werde noch bis Dienstag oder Mittwvch
in Paris verweilen, um die Ankunft des meri-
kanischen Generals Almonte abzuwartcn, wel-
cher sich gegenwärtig wegen politischer Unter-
handlungen betreffs der Erhebung des Erzher-
zogs Marimilian zum König von Merico noch
in Brüffel befindet. Der General Almonte
gilt für einen ausgezeichneten Mann, welcher
das Vertrauen des Kaisers genießt und die
Erpedition der drei Mächte begleiten wird,
um sie durch seine Erfahrung zu unterstützen.

Nach dem „Moniteur" soü der ältere der
in dieser Woche nach Athen reisendeu Söhne
des Prinzen Luitpold von Bayern, Prlnz
Luvwig, als der künftige Thronerbe Grie-
chenlands bestimmt sein.

Zur Unterhaltung des dem kaiserlichen Prin-
zen zum Geschenke gemachten Schloffes Blois
hat der Staatsminister 50,000 Fr. angewiesen.

Die Königin hat dem englischen Gesandten
in Washington, Lord Lyons, das Großkreuz
des Bath-Ordens verliehen; es scheint also,
daß die Negierung die von ihm in der Trent-
Affaire ihr geleistrten Dienste hoch anschlägt.

Die Municipalität von Torre del Greco hat
gegen die von Franz H. und Cardinal Pforza
fur die Opfer des Ansbruchs des VesuvS ge-
schickten Geschenke protestirt, invem sie die
Hülfe ausschlug, die ihr von den mit dem
Blute ihrer Mitbürger gefärbten Händen zu-
gekommen. Die Proteftation ist unterzeichnet
von allen Mitgiiedern der Mum'cipälitär und
von ven zur NationalHarde gehörenden Bewoh-
nern von Torre del Greco.

Dentschland.

Karlsruhe, 26. Jan. Laut Allerhöchster Ordre wurde
demMajor v. Schtlling vom (1.) Leib-Grnadierregiment
die DienstauSzetchnung 2. Classe für Officiere uud KrtegS-
beamle verltehen. .

Kartsruhe, 27. Jan. Heute Morgen 9
Uhr nahmen die Verhandlungen des Gesammt-
ausschuffes des landwirthschaftlichen Vereins
ihren Anfang.

Die Versammlung wurde von dem Direc^
tor der großh. Centralftelle für die Laudwirth-

Ein Frauenherz.

(Kortsetzung.)

„So gehe auf rhre Scherze ein und sagc Detne
Erklärung mit lachendem Munde."

„Dazu ist mir das Gefühl zn heilig, in solchem
Augenblick könnte ich einen Scherz von ihr. nicht

„Wenn sie Dich liebt, wird sie ntcht scherzen, so-
bald Du ernsthaft redest."

„Deshalb muß ich warten, bis ich ihrer Neigung
gewiß bin."

„Lieber Anton, wie Du sie schilderst, wird sie ihre
Gefühle so lange verbergen, bis Du das Za for-
derst. Es gtbt Frauen, deren Gefühl erst durch ein
Geständniß warm wird."

„Ein solches Weib möchte ich nicht zur Frau.
Liebe muß aus Vem wärmsten Gcfühl kommen, aber
nicht durch Eitelkcit gedeihen. Jch würde ein schlech-
ter Gatte werden für eine ettle Frau."

„Kann ich die Dame fehen?"

„Jch wollte Dich schon fragen, ob es Dir Ver-
gnügen macht, heute den Easinoball zu besuchen;
dort könnte ich Dich ihr vorstellen."

Berwitz sagte zu, und als die Freunde in später
Nacht vom Balle heimkehrten, bedurfte es einer
Anregung von Seiten Lindenau's, um Berwitz sein
Urtheil über Albertine fällen zu lassen.

„Der Mann", sagte er feurig, „welchen dieses
Mädchen ltebt, ist zu beneiden, und ich verzeihe Dir
jede Thorheit, die Du um thretwillen begehst. Sie
wird nicht Dich allein unglücklich machen; denn sie
hat eine Art zu bezaubern, die hinreißend ist und
zu dem Glauben verleitet, daß sie Denjenigen liebt,
den sie anredet. Wenn ich srei wäre, könnte ich sie
anbeten und mich mit Dir um ein Lächeln von ihr
schteßen, abcr zur Frau möchie ich sie doch nicht
haben, ich würde toll vor Eifersucht."

„Du findest, daß sie absichtlich kokettirt, daß sie
sich darin gefällt, Wunden zu schlagen?"

„Sie macht diesen Eindruck, aber um ein Urtheil
zu fällen, habe ich sie zu kurze Zeit gcsehen. Von
Einew bin ich jedoch überzeugt, und das muß ich
Dir als Freund sagen, magst Du mir es übel neh-
men oder nicht: sie weiß, daß Du sie liebst und
verspottet Dich; fie versteht entweder ein tiefes Ge-
fühl, wie Du eS hegst, gar nicht, yder sie weiß es
nicht zu würdigen."

„Das ift cs", seufzte Lindenau, „was mich mtt
Zweifeln quält, diese Ungewißheit foltert mich."

„Anton", sagte Berwitz theilnehmend, „Du be-
haudelst sie aber auch falsch; dieses Wefen muß
anders gewonnen werden. Sentimentalität ift ihrer
Natur zuwider, sie will erobert sein. Schieße Dich
mit Jemanden, der sic kokett nennt, das gewinnt
fie eher, als ein verliebter Schwur."

Liudenau antwortete nicht, die Worte des Freun-
des, die seinen Zweifel bestätigten, hatten ihn trübe
gestimmt und den Kampf der Gefühle von Neuem
antzeregt, der schon längst in seiner Brust getobt.

BerwiH reiste ab.

„Sei ein Mann!" war der Gruß, mit welchem
er von ihm schied.

„Sei ein Mann!" dies Wort klang ihm durch
die Seele, er schämte sich der Schwäche und schwur,
diesem Zustande ein Ende zu machen. Wir haben
gesehen, wte Albertine im entscheidenden Momente
seinen Zweifel bestätigte, wie er sich losrtß und auf
immer von ihr schied.

Ein Freund Lindenau's, der in O. ansäßig war,
schrieb ihm, daß Fräulein von Emsbach so gut wie
yerlobt wäre, und dtese Nachricht bewog ihn, nicht
 
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