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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0251

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M «L


Sonntag, t«. März


L8«2.

Badischer Landtag.

Karlsruhe, 14. März. Jn der gestri'-
gen Sitzung der ersten Kammer wurden die
'Art. 1—9 des El'nftthrungsgesetzes zum Han-
delsgesetzbuch durchberathen und nach dem
Commissionsantrag angenommen. Die Kam-
mer beschloß einstimmig, nach bem von
Bluntschli amendirten Antrag der Commission,
den Wunsch zu Protokoll niederzulegen: „Die
großy. Negierung möge sich, wie sie es bis-
her gethan hat, auch ferner die Herstellung
gemeinsamer Gesetzeswerke angelegen sein las-
sen und zugleich, so lange es an einem ge-
setzgebcnden Gesammtorgan für Deutschland
fehlt, darauf Bedacht nehmen, daß die ver-
fassungsmäßigkn Nechte dcr Einzelstaaten und
ihre frkie Entschließung gcsichcrt, insbcsondere
die Stände zu wirksamer Bethätigung ihrer
verfassungsmäßkgen Nechte, zum Mithändeln
in einem Stadium herangczogen''wkrdcn, in
welchem ihnen noch eine wahre Einwirkuug
auf das werdende Gesetz möglich ist,

Karlsruhe, 14. März. 23. öffentliche
Sitzunq dcr U. Kammer. Vorsitz: Hildebrandt.
Am Ministertische: Stabel, Lamey, Weizel,
Vogelmann, Brauer.

Das Sekretariat zeigt den Elnlauf folgen-
der Petitionen an:

^ 1) Bitte des Gewerbverelnö m Smshetm^ als Zln-

sungökapitalim^eiilgekoiilNlen beim Secretariat.«-

6) Litte der 'GemeiudeU Mndau, Langcnelz , Auer-
bach, Unter- uUd Oberscheidenthal, Balsbach, Wag'en-
schwend, Mülbeii und' Strünipfelbroiln um Uebernahme

den Slaalsstraßenverband; übergcben vom Abg. Spohn.

7) Bitte des Gemeiiideraths und Bürgerauöschusjes
zü 'Kätbcrtshausen üm einen Beitrag zur Unterhallung
des durch viele Salzführwerke benützten BicinalmeH'e-S

kleineU Straßenstrecke aüf Stäätskosten; übergebett durch
deu Abg. Thoma.

Das Prastvium zeigt an, daß der ehemalige
evang. Psarrer Schlatter 70 Eremplare seiner
neuestcn Schrift gegen bie Todesstrafe einge-

reicht und Hofrath Welßien dahker die Mit-
glieder der Kammer zu seinem am nächsten
Montage im Polytechnikum beginnenden Vor-
trage eingeladen habe, daß von den Abthei-
lungen folgende Commiffionen zusammengesetzt
ftien iiber die Lamey'sche Motion: Frfderich,
Muth, Wagner, Wundt und Kirsner. Für
die Motion das Feuerversichernngsgesetz betr.:
die Abg. Wahrer, Buhl, Spohn, Mays und
Artaria. Geh. Rath Lamey macht eine Bud-
gktvorlage und der Abg. Friderich legt einen
Bericht über die Titel 9, 10 und 11 des Mi-
ittsteriums zum Drucke vor. Die Tagesord-
nung führt zur Erstattung von Petitionskom-
ml'ffionsberichten. Küsel berichtet über die
Biite des Rechtsanwalts Latterner, z- Z. in
Hcidklberg, urn Entschädigung wegen wider-
rechtlichen Verhaftens. Antrag: Uebergang
zur Tagesordnung wird angenommen. Sei'tz
erstattet Bericht über die Bitte von 33 Bür-
gern von Emmingen ab Egg, welche dahin
geht, 1) die Staatskirche aufzüheben, 2) den
Angehörigen jeder Kirche zu überlassen, für
ihre Verfassung und ihre Bedürfniffe selbst zu
sorgen und 3) atkn christlichen Religionsge-
noffenschaflen gleiche Rechte zu ertheilen. Än-
trag: Tagesordnüng, ohne Discussion ange-
Nvmmen. Fingado berichtet über die Bitten
verschiedener Gemeinden um Erhohung ber
Gebühren dcr Gemeindebeamten.-Antrag: Die
Petitionen dem StaatsMinifterium zur Kennt-
nißnahme und geeigneteu Berücksichtigung zu
überweisen. Nachdem die Abg. Schmitt, Kirs-
ner, Gschrey und Fischler ihre Ansichten kurz
ausgesprochcn und Geh. Ralh Lamey erklärt
hatte, daß die gr. Regierüng gegenwärtig mit
ber Prüfung dieser Frage beschäftigt sei, wird
der Commiffionsantrag angenommen. Kusel
erstattet Berichr über die Bitte der Gemeiude
Freudenberg, Amls Wertheim, um Abhaltung
cinrs Awtslages. Der Antrag auf Uebergang
zur Tagesordnung wird angenommen, nach-
dem Walli die Erwattung ausgesprochen hatte,
daß die gr. Regiernng von der Pett'tion Kennt-
niß genommen haden werde. Seitz berichtet
über die Petition der Gemeinde Gutenstein
um Errichtuilg eiiikr Postablage und ftellt den
Antrag, dieselbe dem Staatsministerium znr
Kenntnißnahme zu überweisen. Angenommen.
Kusel über die Bitte ves Kupferdruckers
Sommer - Günther in Heidelberg, Nachdruck
betkkffenv. Ankrag auf Tägesordnung ange-
nommen.

Mays erstattct Bericht über die Bitte der
Stadtgemeinde Endingen um Errichtung einer
Telegraphenstation. Antrag: Ueberweisung an

gr. Staatsministerium zur Kenntnißnahme.
Die Abgg. Sieb, Schaaff und Kapferer em-
pfehlen diese Angelegenheit der Regierung.
Geh. Rath Weizel erklärt, warum bis jetzt
der Bitte noch nicht entsprochen worden, im
neuen Budget seien große Summen vorgesehen
für die Telegraphie; vie Negierung werde
prüfen, ob die Gemeinde Endingen berücksich-
ttgt werden könne. Antrag der Commission
angenommen. Fingado berichtet über mehr-
seitige Petitionen, die Verwaltung der Pfarr-
zehntkapitalien betr. Antrag: Uebergang zur
Tagesordnung. Eckhardt stellt und begründet
den Antrag, der gr. Negierung den Wunsch
auszusprechen, beim Vollzug der neuen kirch-
lichen Gesetze vom 9. Okt. 1860 den in vor-
liegenben Petitionen ausgesprochenen Wünschen
möglichst gerecht zu werden. Fischler unter-
stüßt biesen Aittrag. Auf die Erläuterungen
des Geh. Raths Lamey nimmt jedoch Eckhardt
seinen Antrag zurück. Nachdem Allmang,
Spohn, Wagner, Kusel, Fischler, Schmitt,
Geh. Rath Lamey und der Berichterstatter
gesprochen, wird der Commissionsantrag an-
genommen. Kuse! berichtet über die Bitte der
Neckarschiffer, um Aufhebung des NeckarzolleS
und der Schiffgebühren. Antrag: Ueberwei-
sung an gr. Staaksministerium zurKenntniß-
nahme. Krausmann, Schaaff, Knies, Bär u.
Geh. Rath Vogelmann sprechen darüber; der
Antrag wird angenommen. .Fingado berichtet
über die Petition deS Martin Salenbacher
von Kappel, Einstandsgeld betr. Antrag:
Uebergang zur Tagesordnung. Geh. Rath
Brauer gibö- über ben Fall nähere Erläute-
rungen. Kapferer, Lamey von Karlsruhe und
Frick machen kurze Bemerkungen, worauf der
Antrag angenommen wurde. Auf Kirsner's
Antiag wird die Commission über Lamey's
Motion um 2 Mitglieder in nächster Sitzung
(Dienstag) verstärkt werden.

* Politische Umschau.

Die parlamentarische Geschichte Preußens
registrirt mit dem heutigen Tage zum dritten
Mäle die Auflösung der Landesvertretung;
die erste erfolqte bei der Nationalversammlung
November 1848, die zweite bei der zweiten
Kammer Ende April 1849 und die dritte bei
dem Abqeordnetenhause 11. März 1862.

Die „Niederh. Volksztg." bemerkt folgendes:
Einige „liberale" Organe suchen die Bcsorg-
niß vor den aufsteigendcn Gewittern mrt der
Versicherung zu verscheuchen, der Constitutio-
nalismus sei in Preußen deßhalb so fest be-

77 Etwas Literarisches.

Seit etwa einem Jahre erscheint tm Verlag von
I. Geiger in Lähr in kleinen Heften ein vatev-
ländisches Werk, betitekt-: „Die Burgen, Klöfter,
Kirchen unv Kapellen Badens und der Pfalz,
mit ihren Gcschichten, Sagen und Mährchen. Jl-
lustrirt unter Leitung von A. v. Bayer, Yeraus-
gegeben von Ottmar Schönhut." Sofort nach
bem Erscheincn ber ersten Lieferungen wurde dieses
Werk von der Prcsse freudig begrüßt, und es fand
besonders auch bei dem beispiellos niedrigen Preise
— jedes Heft von 3 Bogen mit vielen Holzschnitten
nur 9 Kreuzer — eine große Verbreitung. Us liegt
anch auf der Händ, daß ein Werk, das däraüf be-
rechnet ist, den Leser mit seiner eigenen Heimath
und ihrer Geschichte bekannt zu machen, ihm die
Geschichten und Sagen der Burgen, Schlöffer und
alten Kirchen, die er zum Theil in seiner nächstcn
Nähe vor Augen hat, zu erzählen und so den Sinn
für die Geschichte seines Vaterlandes zu wecken, —
daß, sagen wir, solch' ein Werk allgemeinen An-
klang sinden mußte. Wir wollen nicht einmal dic
andere verdienstliche Seite des Buches erwähnen,

daß dadurch manche geschichtliche Notizen ans Licht
gezogen werden, die sonst unbekannt bleiben, und
manche geschichtliche Nachrichten und Sagen der
Nachwelt erhalten werden, welche sonst im Gtrome
der Zeit untergegangen wäreü. Auch bürgt der
Name des schon genannten Herausgebers und die
auf den Umschlägen angcgebenen Namen der Mit-
arbeiter, wie Prof. Ficklcr, Prof. Schreiber,
Prof. Fecht, Doctor E. Otto, Schulvorstand
Schmezer, Gewerbslehrek Fries u. A. für ge-
diegene Arbeiten. In Kurzem wird das letztc Heft
des ersten Bandes crscheinen und sobald dieses
vollständig vor uns liegen wird, gedenken wir cine
eingehende Besprechung dcs.Inhaltes zu geben.
Heute wollen wir nur als Euriosum zwei sich schnur-
stracks entgegenlaufende Urthetle über dieses Buch,
das natürlich zur Btldung und Aüfklärung bei-
tragen muß, unsern Lesern vorführen. Sie wer-
den selbst leicht die Motive errathen, aus welchen
es von der einen Seite in die Hölle verdammt wird,
während es auf der anoern Seite als ein vorzüg-
liches Bildungsmittel ancrkannt wird.

(Schluß folgt.)

Berlin , 11. März. Eine kwtge Klage der Zkitungell
war die ungeeignrte Aufstellung der Rcdnerbühne tm preußi-

Heute stand die Lribüne am neuen Platze; man war ge-
spannt auf den ersten Reducr. Da erfolgte die Austösung
der Kammer.

Ein seit zehn Iahren schwebender Rechtsstreit der
Kunstanstalt vön Piloty und Löhle in München
gegen die Payne'sche Kunstanstalt in Lcipzig hat
endlich durch ein jüngst erlassenes Urthetl des bayeri-
schen Staatsraths seinen Abschluß zu Gunsten der
Kläger gefunden. Die Klage betraf hauptsächlich
die Nachbildung des bekannten Pinakolhekenwerkes
und die von der Payne'schen Kunstanstalt zu lei-
stende Entschädigungssumme berechnet fich aufnahezu
12,000 fl.
 
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