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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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März
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N; «8


Freitag, 81. März


Einladung zum Abonnement

Hei-elberger Heitung

Auf die Heidelberßer Zeitung werden auch für das II. Quartal 1862, welches am 1. April beginnt, Bestellungen angenommen. Auswärtige
Abonnenten wollen fich damit frühzeitig an das nachstgelegene Postamt wenden, damit nickt wegen verspäteter Anmelbung nur unvollständtge Eremplare
geliefert werden müssen. Die Heidelberger Zeitung wtrd, neucrdings unterstützt durch vermehrte Correspondenz, wie bisher, auch fcrner die Bahn des Fort-
schritts mit Freimuth beharrlich verfolgen und Vabel den nationalen Standpünkt festhaltend in dieser Nichtüng namentlich die^ Angelegenheitcn des gesammten
deutschen und jene unseres engeren Vaterlandes Baden der Betrachtüng unterziehen, überdieß alle wichtigen und interessanten Thatsachen der Tagesgeschichte
so schleunig als möglich und ebenso die telegraphischen Nachrichten mittheilem Seit Anfang d- I. erscheint drcimal wöchentlich cin abgesondertes Unter-
haltungsblatt, um auch den für diesen Theil des Blattes fich mehr interesfirenden Lesern eine größere Auswahl ünd Mannichfaltigkeit zu bietefi.

Wie bisher werden wir uns angelegen sein laffen, auch unseren löcalen stadtischen Verhältnissen gebührendeEBechtüng ^u wrdmen. „ ^

der Behörden theils voUständig, theils auszugsweise mittheilen werden? Jnsbesondere werden ^>abei alle auf das öffentliche, commerciel.?e und
sociale Leben sich beziehenden Ankündigungen eine Stelle finden. Dte Heidetberger Zeitung crscheint täglich (Montags ausgenommen) in groß Folio Der
vierteljährige Abonnementspreis beträgt 54 kr. Für Auswärtige kommt dMu mych der Postaufschlag.

Heidelberg, im März 1862.

Adolph Emmerling.

Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.

Erpedition: Heug'asse Nr. 2.^

Badischer Landtag.

Karlsruhe, 14. März. In der heuti.qcn

II. öffentlichen Sitzung der ersten Kammer
wurde die Diskusston des .Berichts des Re-
gierungsraths Dr. Iollp über den Gesetzent-
wurf, dle Einführung des allgem. deutschen
Handclsgesetzbuches betreffend, fortgesctzt. Die
namentliche Abstimmung üher tas ganze Ge-
sctz ergibt die einstimmige Aiitiqhme deö.selben.

Karlsruhe, 18. März. 24st'e öffent-
liche Litzung der zweiteu Kammer. (Schluß.)

III. Eigentlicher Staatsauswaud: 1) Miui-
stcrium. Antuag: die geforr.crten 30,078 fl.
zu genehmigen. Angenommen. 2) Oberhof-
gericht, Antrag: die Sorderung von 50,700
-fl. zu bewilligen und den Wunsch zu Proko-
koll anszndrücken, daß bei dem >!obLrsten Ge-
richtshös der dort bestandene Normaletat be-
ziehungSweise die Enitheilimg der Besoldun-
gen der Räthe dl'escs Gerichtshofes in gleich-
mäßige Classen bei sich ergebcnder nächster
Gelegenheit wieder hergestellt weröen möge.
Haager unterstützt dicsen Antrag; der Nor-
maletat gehöre zu Ven Garantic» der Unab-
hängl'gkeit der Richtcr; er wüusche deshalb
denselben auch bei deu Hofgerichteu einge-
führt. Da aber ein Gesetz über die Unab-
bängigkeit der Gerichte bcvorsiche, so wolle
er einen^bezüglichen Antrag nicht stellen. Ar-
taria Lst bloß für den Commijsionsantrag.
Schmitt ist mit Haager emverstanden, ja er
wünscht die Normalgehalte allenthalben bei
den Collcgialstellen kingesührt, es wäre dies
im Intereffe d'er Beamten und der Staats-
kasse. Minister Stabe! ist mit der Commis-
sion einverstanden; die Regierung werde dem

Wunsche nachkommen; nur durch zufällige
Umstände (Berufung sehr junger Männcr in
das Oberhosgericht) sei der gewöhnliche Gang
.gestört worden. Es sprecheu noch Kirsner,
Artaria, Lamep v. Pforzheim, v. iRo.ggenbach
nnd dcr Berichterstatter. Die KqjnFrer chimmt
den Commissions-Antrag, söwie den wcitere-
ren, die geforderten.50,700 fl. für jedes der
beiden Iahre 1862 und 1863 zu bewilli-
gen,: an.

Bei Titel III. Hofgerichte wird die bean-
tragte Mehrforderung von 1000 fl. angenom-
men. Ebenso wird dcr Comw.issionsctntraq,
die unter diesem Titel gefordcrteu 168,558 fl.
für jedes der.beide-u Budgeljahre zu geuehmi-
gen, angenommeu.

Bei Tit. IV. Bezirksjustiz werden bei §.
2ffür Besolbungen dcr Amtsgerichtsärzte und
Chirurgen statt der für jedes der Budgeljahre
geforderten 23,980 st. für das Iahr 1862
'23,660-fl., für kas Iahr 1863 aber 24,100
fl. bewilligt.

Bei §. 4. Gehalte der Amtsgerichtsaktuare
wird dik Mehrforderung von 4000 fl. ange-
nommcn. Der Commisstonsantrag für den
ganzen Titel IV. wird schließlich angenom-
men.'

Bei Tit. V. Rechtspolizei werden zur Auf-
befferüng der Nötare 8000 fl. gefördert.

Abg. Schaaff spricht seine Zustimmung zu
dikser Aufbesserung aus.

Abg. Krausmann: Er habe sich bereits bei
Berathung der Nechnu.ngsuachweisungen aus-
gejprochen und wolle auch heute wiederholen,
daß die Aufnahme einer Summe von 8000 fl.
ein Schritt vorwärts zur Verbefferung des

El'nkommens der Notare sei; wenn man in
Bctracht ziehe, welche wichtige, in die inner-
sten Famili'dnverhältnisse eingreifende Geschäfte
dem Notar anvertraut seien, welche Verant-
wortlichkeit er habe, unh welche Fachkenntniß
und Vorstudien gegenwärtig von ihm verlangt
würden, so müsse man zur Ueberzeugung ge,
langen, daß den Notaren die ihnen gebnhrende
Stellung mit dem damit verbundenen anstän-
digen Einkommen gestchert.werden müffe. Der
Abgeordnete bespricht ven Gebührentarif vom
Iahre 18M, wodnrch. die Staatskaffe, aber
nicht die Notare verbefferl werden unv ver-
traut, daß die großherz. Negierung auch fer-
ner dem Notariatsstand gebühreude Rücksicht
trage.

Der Commisstons-Antrag, die zu Titel V.
geforderten 415,530 fl. zu bewilligen, wird
angenominen.

Bei Trt. VI. Strafanstalten, werden die
geforberten 151,685 fl. und bei Titel VII.
Verschiedene und zusällige Ausgaben, der dem
früheren ganz eittsprechende Budgetsatz von
5853 fl. ohne Diskussion angenommen.

Bei der hierauf vorgenommenen Verstär-
kung der Commisston sür die Berathung der
Motion des Abgeordneten Lamep von Pforz-
heim wurden gewählt die Abgeordneten Maps
mit 40 und Poppcn mit 39 Stimmen.

Der Präsident erklärt, daß er beabstchtige,
den Anfang der Berathung des Gewerbege-
setzentwurfs aus Mittwoch den 26. März an-
zuordnen:

Schluß der Sitzung.

Barnhagen von Ense's Tagebuch.

(Fortsetzung.)

Der König wcrde oft leidcnschaftlich und zornig
und gebrauche dannSchimpf- und Fluchwortereich-
lich; bei einem Manöver, mid dem er unzusrieden
gcwcsen, habe er ausgespieen und mit Eseleien und
Hornviehdummheiten um sich geworfen; auch sage
er gcrn Unverbindlichcs, so z. B. fragte er die Theo-
kögen, wo sie ihre Sitzungen hielten? Jn dem
Saale des Ministers' Eichhorn war die Antwort.
Den Saal kenne ich, sagte der König, da habe ich
einmal einem Diner beigewohnt, wo ein ungeheu-
rer Fisch entsetzlich.stank; nun die Herren werden
wohl einen besserett Geruch dort hinterlaffen. Zum
Grafen Münch sagte der König, er brauche gar
keine Leute mit Jdeen, die habe er selbst genug,
er brauche nur Diener zum Ausführen. Jm Theater
genieße das Publikum die Vorstellung nur mit wie
die Bedicnten eine Spazierfahrt zu Wagen, hinten
auf dem Tritt oder vorn auf dem Bock; auf dem
Corso seien überall Gendarmcn aufgeftellt, welche
das Publikum wie Rekruten schulten. Der Prinz,
frisch von Rußland zurück, sei sehr aufgebracht über
die bei den Kölner Vorfällen vom ^önig gezeigte

Nachficht; er will scharfen Tadel gegen die Behör-
den ausgcsprochen haben und sieht eine gcfährliche
Schwäche in dem Versprechen, daß vor Anwendung
von Militärgewalt den Behörden und der Bürger-
schaft davon Anzcige gemacht werden splle; Kaiser
Nicolaus sci.über die Vorfälle so betroffen, als wenn
sie in seinem Lande geschehen wären; der König
äußerte, sein Bruder habe gar nichts mitzusprcchen,
er freue sich immer, wenn er verrcise; der Kaiser
aber möge sich um sein Larid kümmern; die Prin-
zessin sagte, man solle nicht glauben, daß sie auf
ihren Mann wirken könne; wenn er in seinem Eigen-
sinn sei, könne Niemand ihn zur Ruhe bringen.

Uebcr Deutschland im Allgemeinen sagt Varn-
hagen: Der Gang unserer deutscheu Angelegenhei-
ten wird mir mit jedem Tage trostloser und widri-
ger; zwar überall sind wackere Kräfte, frischer Muth
und fruchtbare Lhätigkeit, aber überall nur Flick-
werk, Hemmung, Zweifel, Feigheit und Zaudern;
ob der viele Unrath, der sich wie Guano ansam-
melt, nicht einst in Gährung gerathen wird? Zch
will meine Deutschen behalten, wie sie sind, dabei
kann mächtige Einheit sehr wohl bestehen. Ein
deutsches Parlament wünschc ich, wir werden es

bekommen- auf welche Weise, das wekß Gott, aber
nur wenn unsere Mannigfaltigkeit dabei besteht,
ja stch in neuer Fülle zeigt, kann ich solche Einheit
preisen. Die süddeutschen Regierungen fürckten alle

liches Gespenst/da/ihnen Angst und Noth verur-
sacht. Blittersdors sägte zu Varnhagen: „wir lcben
sckon inmitten einer stillen Nevolution, die Kräfte
sind in voller Ausbildung, nur bestehen die alten
Förmen noch, bald weroen auch diese zerbrechen;
Preußen muß entweder in Dcutschland oder Deutsch-
land in Preußen-üntergebn; Preußen ist zu weit
gegangen, es kann wcder stillstehen, noch zurückgehen,
es wird vorivärts getrtebcn; der König und fcine
Räthe irren sehr, wenn sse.glauben, einer großen
Ständeversammlung enge Schranken zu setzen; ein
solcher Körper bewegt sich nach eigenen Gesetzcn,
schützt seine Mitglieder und diese werden immer
kühner. Der sächsiscbe Gesandte Könneritz sagte ihm,
Reichsstände ohne Steuerbrwilligungsrecht scien in
unserer Zeit ein Unstnn, sie würden Uebergriffe
thun und Niemand sie hindern können. Auch die
nock in Dresden nnd Wien bestehendc Ahnenprobe
müffe balv abgcschafft werden, denn in Sachsen
könne sie bald Niemand mehr leisten, in Oester-
reich sei der junge FürstMetternich schon in diesem
Falle. Varnhagen autwortet, solche Einrichtungen
sterben wirklich natürlichen Todes aüs Erlöschen ber
Lebenskrast, man braucht sie nicht abzuschlachten.

(Fortsetzung solgt.)
 
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