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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0570

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N» 112 Freitag, 2«. Zum

Badischer Landtag«
Karlsruhe, 17. Juni. 62. öffentliche
Sitziung der II. Kammer. Vorfktz: Hilde-
brandt, am Regiernnqstische: Geh. Rath
Weizel, Direktor Bär lmd Ministerialrath
Muth. Der Bericht des Abg. Kirsner
über Vie Vervollständigung der Schienenwkge
wird weiter berathen. Art. 2. (Verbindung
det Odenwaldbahn mit Heilbronn bei Neckar-
elz). Die Commisffon beantragt unverän-
derte Annahme des Artikels und die Kammer
stimmt ohne Discussion bei. Att. 3. (Abzwei-
gung der Schaffhausen-Konstanzer Bahn nach
Stockach und Meßkirch, eventuell nach Ulm
UNd den Hvhenzollern'schen Landen. Der An-
trag auf unveränderte Annahme dieses Ar-
tikels wird nach 2^ stündiger DiScussion an-
genommen. In dieser Discussion sprechen
für diese Bahn vor Allem die Abg. Schwarz-
mann undHaager, sodann Knies, Fau-
ler, v. Roggenbach, Paravi c in i,
Fischler, Allmang und Berichterstatter
Kirsner, sowie die Regierungskommiffäre.
Walli hat Bedenken, daß die Regierung
unbedingt zum Bau der Bahn und nicht unter
der Voraussetzung, daß von den betreffenden
andern Staaten die Bahn fortgesetzt werde,
ermächtigt werden soll und ob die Dahn auch
ohne dies rentabel sein werde. Moll hat
diese Bedenken auch, widerspricht auch die
von Schwarzmann und Haager sehr warm
vorgetragenen volkswirthschaftlichen und stra-
teglschen Vortheile dieser Bahn, welche isolirt
stehe, .stimmt aber nicht gegen den Artikei.
Friderich ebenfalls nicht, hätte aber ge-
wünscht, daß der so schnell und in ungewöhn-
licher Weise beschloffene Bau dieser Linie noch
ausgesetzt worden wäre, denn ste dürfte die
Ausführung älterer dringenderer Linien hin-
dern. Diese Bedenken werden aber von ver-
schiedenen Rednern widerlegt. Art. 4. (Linie
Donaueschingen-Engen.) Der Antrag auf un-
veränderte Annahme wird angenommen, nach-
dem über die von Moll angeregte Frage, ob
Staats- oder Privatbau? von den Abgg. Ar-
taria, Kirsner, v. Roggenbach, Re-
genauer, Knies unv Geh. N. Weizel ge-
sprochen worden wan Art. 5. (Anschluß der
württembergischen Oberackerthalbahn von Rott-
weil her bei Villingen.) Gegen den von der
Commisston beantragten Wunsch, welcher mit
dem Gesetze in Widerspruch stehe, erklären sich
die Abgg. Knies, v. Noggenbach, Walli,
Spohn, Moll, Regenauer und Geh.
Rath^ Weizel, schließlich auch Eckhard.
Kirsner unv Paravicini verbleiben auf
dem Commissionsantrage, beziehungsweise auf
dem Ausspruche des beantragten Wunsches, die
Kammer ftimmt übrigens nicht bei, und ebenso
nicht einem Antrage Kirsner's, dem bereits
verhandelten Art. 4 einen Zusatz, welcher den
Wunsch überflüfsig mache, zu geben. Art. 6
(Kinzigthalbahn) und der dabei beantragte
Wunsch werden angenommen. Eckhard,
Sikb, Schaaff Seitz und Dahmen spre-
chen warm dafür. Art. 7 und 8 werden ohne
Discussion und das ganze Gesetz einstimmig
genehmigt und um 3*/z Uhr die Sitzung ge-
schlossen.

* PoUtische Umschau.

Di- „St-rn-Ztg." stküt, freilich etwaS spät,
dkc Nachricht, der commandirende General des
Gardecorps habe den Offizieren, Unteroffizie-
rirn und SolvatkN seines Befehlsbereichs das
Lesen von Zeitungen, mit Ausnahme der
„Sternzeitung^, der „Kreuzzeitung" und des
„Preußischen Volksblatts" untersagt, in Ab-
rede.

Die österreichischen Vertheidigungsanstalten
zum Schutze der venetianischen Grenze sind
nahezu voll.endet. Die in der Po-Ebene auf-
gefl'ihrten Kronwerke, welche den Abschluß der
Fortk'ficationen an der Po- und Minciolinie
bilden, sollen noch im Laufe deS Juli armirt
werden. Auch wurde ser't dem verunglückten
Tiroler Putsch die Flottille anf dem Po und
dem Gardasee verstärkt.

Der „Constltutionnel" ist heute sehr ver-
stimmt, woran die Nachrichten aus Merico
und der Rücksast der „Times" Schuld sind.
Die letztere nämlich tritt gar nicht mehr so
cntschieden für eine Einmischung auf, und es
scheint dies eine Folge der großen Fkeund-
schafsbezeugungen zn sein, womit sie von der
kaiserlichen Preffe wahrhaft überschüttet ward.
Die „Times" dachte wohl wie Mephistophe-
les bei Frau Martha's freundlichen Gesin-
nungen: „Nun mach' ich mich bei Zeiten fort,
die hielt den Teu^el selbst beim Wort." Auch
schon bei andern Welegenheiten sahen wir die
^,Times" sofort scheu einhalten, wenn eine
von ihr angeregte Jdee von den feurigen Ngch-
barn rasch aufgenommen und verarbeitet ward.

Ueber den mißglückten Sturm der Franzo-
sen auf die Höhen von Guadeloupe liegt uns
nun der Bericht des Generals Zaragoza vor.
Er war, vor den Franzosen langsam zurück-
weichend, vor Puebla angekommeu, und po^
stirte den General Pregete.mit 1200 Mann
auf den Höhen von Guadeloupe und Loreto,
die er eiligst befestigen- und duvch zwei Bat-
kerien Artillerie besetzen ließ; drei andere Bri-
gaden von zusammen 3300 Mann und 550
Mann Cavaücrie hielten fich zum Angriff be-
reit. Am nächsten Morgen crschieneii die Fran-
zosen 5000 Mann stark und stürmten sofort
gegen die Höhen, woraus der überraschte Za-
ragoza seinen Plan änderte und sich auf die
Defenstve beschränkte. Er schickte sogleich Ver-
stärkungen nach den gesährdeten Positionen,
die rasch ankameil, die dreimal anstürmenden
Franzosen zurückschlngen und diese durch An-
griffe der Cavallerie verhinderte, sich zu einem
neuen Angriffe zu sammeln. Jn der Ebene
sand zu derselben Zeit ein unentschiedener
Kampf zwischen dem General Diaz und einer
Abtheilung Franzosen statt, welche versuchten,
die Stellung der Mericaner zu durchbrechen.
Beide Theile blieben bis sechs Uhr Abenvs
iii ihren Stcllungen, dann zogen sich die Fran-
zoseti zurück, die sich nach dem feindlichen Be-
richt mit großer Tapferkeit geschlagen hatten.

Die Pariser „Presse" sagt von der Allo-
cntion des Papstes: solche Ausfchweifungen
der Gedanken und der Sprache müffen jeden
aufrichtigen Katholiken, müssen Ieven betrü-
ben, der aus der Religion kein Parteiwerk-
zeug machen wiü. Eine solche Heftigkeit führt
nicht zum alten Glanze zurück, sie zeigt den
unheilbaren Versall. Merkwürdig ist in die-
ser ganzen Aüocution nur das Gkständniß des
Papstes, daß auS zwei erzkatholischen Län-
dern nicht ein Vertreter anwesend war, und
zwar aus Italien und Portugal.

Die Kammer in Turin hat bereits Leschlos-
sen, eine Ergebenheitsadreffe an den König
zu richten, als Antwort auf die Ansprache
des Papstes und die Abresse der Bischöfe.
Victor Emanuel scheint übrigcns der mil-
dernden Aufschläge nicht zu bedürfen, er hat
es bewiesen, daß cr die harten Worte sich
nicht sehr zu Herzen nlmmt, so lauge man
es nämlich dabei bewenden läßt.

Einen weiteren Gegensatz zur Allocution
bildet eine Adreffe an den Papst, ausgegan-
gen von dem Vorsteher des Monte Cäsino bei
Neapel, des wichtigsten geistlichen Stifts in
Italien, worin der Papst gibeten wird' zu
Gunsten der Einheit und Größe des Vater-


landes der weltlichen Macht zu entsagen. Viele
tausend Geistliche haben die Adresse unter-
schriebcn.

Wie man Scharfs Correspondenz mittheilt,
nehmen«die von Rußland bereits seit einiger
Zeit betriebenen Rüstungen solche Dimensio-
nen an, daß dieselben die Aufmerksamkeit meh-
rer Cabinette auf sich gezogen haben.

Bei der vorgestrigen Volksabstimmung in
Baselland siegte die Partei, welche Nevisiom
der Verfaffung fordert, in allen Wahlkreisen,
mit Ausnahme von Liestal. — Zu Genf ist
die Fazy'sche Partei bei den Wahlen entschie-
den unterlegen.

Die ministerielle „Sternzeituug" erörtert
heute dt'e kurhessischen Maßnahmen und sagt
schließlich: „In ganz Deutschland eristire keine
MeiNungsverschixdenheit bezüglich der unaus-
bleiblichen Nothwendl'gkeit des schnellen Fort-
schreitenE dieser brennenden Angelegenheit.
Am wenigsten könnte Preußen ein absichtliches
Zögern ruhig ansehen." Der Artikel spricht
die zuversichtliche Erwartung aus, ein solches
Zögern werde nicht eintreten, also auch nicht
das Bedürfniß, ven unverminderten militäri-
schen Anordnungen Preußens diejenigen Fol-
gen zu geben, welche wegen der Hoffnung
auf die Bereitwilligkeit in Kaffel aufgeschobeu
worven sind.

« u t s «H l k».^

gen gefunden, dem Bürgnmeister und Steuereinnehmer Mt-
chael Völkle tn Hüten dte silberne Civil-Verdteostmedaille
zu verlethen. Dtenstnachrtchten. Se. köntgl. Hoheit

gnädtgst bewogen gesunden: das evangelische Stadtvikariat
KarlSruhe dem Vtkar Albert Helbtng daselbst, und daS
^angelische -Ltadtvikartat Freiburg dem Vikar Karl

Setne Ercellenz der Herr Erzbischof hat dem bishert«
ge^ Pfarrn Taver Restle vvn^ ^armdoch die^Pfarrei^Al-

Pfarret Wiesenthal, DekanatS PhtlippSburg, verliehen.

TodeSfälle. Gcstorbcn sind: Am 8. Febr. d. I. der
pensionirte OberrechnungSrath Rosenfeldt tn KarlSruhe; am
4. Mai d. I. der kathol. Stadtpsarrer Konrad Krtechbaum
von Schönau und der evang. Sladtpsarrer Leonhard Deet«
ken in AdclSheim; am 7. Mat d. I. der evang. Pfarrer
Hepp tn Ltrchardt; am 8. Mat d. I. der resigntrle kalh.
Pfarrer von Au a. Rh. und Benfiziumsvcrwescr von Bt-
ckeshetm, Heinrich Valentin Höpfner; am 22. Mat d. I.
der großh. Geireralkasfier Engelhardt Gottlieb Etsenlohr in
KorlSruhe; am 24. Mat d. Z. der ehemahlige Konven-
tualc des Klosters Gengenbach, Getstl. Rath und penfionir-
ter Pfarrer I. R. A. Fehnenberger zu Offenburg; am 6.
Zuni d. I. der Lieutenant Karl Ruth vom Festungsartil-
leriebatatllvn zu Ettlingen; am Zuut d. Z. der General-
major vom ArmeecorpS August Frhr. v. Göler zu KarlS-
ruhe.

Karlsruhe, 18. Zuni. Durch allerhöchste Ordre
erhält Oberleutnant Thome im 5. Znfanterteregtment dte
unlerth'äntgst nachgesuchte Entlaffung auS dem Armeekorps.

Karlsruhe, 16. Iuni. Heute Nachmit-
tag ' L^/z Ühr fand die crste Probefahrt auf
der Rhetiibahn statt, wclche rasch ihrer Vol-
lenvunq entgeqenschreltet.

^ Bom Neckar, 18. Juni. Auö Gera
 
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