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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0411

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Utidtlbtrger Irilung.

N» < , Sonntag, L. Mai

Auf die „Heidelberqer
Zeitung" kann man sich
noch für den Monat Mai
und Iuni mit 3b Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten und Trägern, sowie
bei der Erpedition (Heugasse Nr. 2).

* Politische Umschau.

Die kgl. sächsischen Stände sind zu einem
außerordentlichen Landtag auf den 19. Mai
berufen. Ohne Zweifel gilt es dem Handels-
vertrage. Die Zustimmung Sachsens scheint
übrigens außer Zweisel.

Das Cultusministerium hat aus gestellten
Antrag gestattet, daß die auf der Leipziger
Universität bestehenden studentischen Verbin-
dungen „Dresdensia", „Arminia", „Wartbur-
gia" und „Alemannia" sich statt Landsmann-
schaften künftig Burschenschaften nennen
können.

Aus Weimar schreibt man der Berliner
„Kammer-Corr.": daß die thüringischen Staa-
ten vollständig ihren Anschluß an den preußisch-
französischen Händelsvertrag erklärt haben,
und daß das großherzogl. Weimarische Staats-
ministerium zur deßfallsigen Ratifikation er-
mächtigt sei.

Die „Berliner Volkszeitung" äußert: Der
Wahlsieg des liberalen Fortschritts ist ein so
entschiedener, daß wir keine Vorstellung da-
von haben, was wohl die Herren Gesinnungs-
macher von ihrem eigenen Thun und Laffen
denken, in welchem sie den Wahlkampf als
einen Kampf zweier feindlichen Gewalten des
Königthums und dcr Demokratie bezeichnet

zusammentreten, unb was wir dessen'erste
Pflicht sein? Wir erinnern, daß dies deutlich
genug vor Aller Angen daliegt. Das Abge-
ordnetenhaus wird in ^einer Abresse au den
König darzuthun haben, daß das Volk die
Wahlen nicht in dem ihm zugemutheten Geiste
vollzogen hat, als ob die Rechte der Krone
irgendwie in Frage gestellt seien. Das Ab-
geordnetenhaus wird aber offen darzulegen
haben, wie Preußen einer Regierung bedarf,
welche die Krone besser wahrc vor der Ge-
fahr, in den Kampf der Tageßpolitik gezogen
zu werden, einer Regierung bedarf, welche
ein Volk richtiger versteht, das sich nicht
schrecken und einschüchtern lassen will, wo cs
gilt sein Recht zu vertreten; einer Regierung
bedarf, welch^e ben geistigen Trägern der Na-
tion nicht zumuthet, über Pflichten und Rechte
oberflächliche Lectionen hinzunehmen^ einer
Regierung, welche fest genug im Vertrauen
steht, um nicht von den eigenen Beamten
einen Wlderstand oder gar eine feindliche Agi-
tation fürchten zu müssen.

So weit sich bis jetzt das Wahlresultat
übersehen läßt, haben, nach der „Voss. Ztg.",
von den sämmtlichen 25 Stäbten des preußi-
schen Slaats, welche nach der neuesten Volks-
zählung eine Bevölkerung von mehr als 20,000
Seelen zählen, 22 Städte im Sinne der ent-
schiebenen Opposition gewählt, nämlich Berlin,
Breslau, Köln, Königsberg, Danzig, Stettin,
Magdeburg, Frankfurt a. O.', Halle, Crfurt,
Halberstadt, Polsbam, Brandenburg, Koblenz,
Trter, KreM, Barmen, Elbing, Görlitz,
Stralsund, Düffeldorf. Aachen, Münster haben
ultramontau gewählt. Was die Provinzen
anbelangt, so haben in den alten Stammpro-
vinzen Brandenburg und Preußen die über-
wiegenbe Mehrzahl der Wahlkreise für die
die bentsche Fortschrittspartei gewählt. Ein
fast eben so befriedigendes Resultat ist aus
den Provinzen Sachsen und Pommern zu
melden. Bis aüf einige Bezirke in Hinter-
pommern ugd das Eichsfeld hat das Volk

überall in würdiger Weise auf die Drohungen
und Schmähungen der Fortschrittspartei wie
der großen an Verfassung,'Recht und Gesetz
festhaltenden Partei geantwortet. Jn der Pro-
vinz Westphalen haben sich in dem Regierungs-
bezirke Münster wie bisher ultramontane Ein-
flüsse geltend gemacht.

Jn der Rheinprovinz und Schlesien hat die
ultramontane Partei über die Liberalen in
einer Reihe von Wahlkreisen gesiegt, nament-
lich gilt das von dem Regierungsbezircke Aa-
chen und dem Regierungsbezirke Oppeln, doch
ist das Verhältniß für die liberale Partei
nicht ganz so ungünstig wie bei den frvheren
Wahlen. Auch in der Provinz Posen hat
die deutsche entschieden liberale Partei mehr
Triumphe als im vorigen Winter aufzuwei-
sen. Feudale ministerielle Wahlen sind bis-
her nicht bekannt geworden.

Trauen wir der ultrareaktionären „N. A.
Ztg.", die als das Organ eines sehr einfluß-
reichen Prinzen gilt, sö bekommen wir ein
neues Wahlgesetz. Das Blatt sagt: „Die
conservative Partei hat nur ein sehr geringes
Resultat erzielt, und die frühere Partei Gra-
bow hat nicht einmal ihre ersten Stimmführer
durchbringen können. Welchen Standpunkt
soll nun die Regierung einem principiell ihr
feindlich gesonnenen Abgeordnetenhause gegen-
über einnehmen? Dr'e Fortschrittspartei wird
sie nöthigen, das künftige Abgeordnetenhaus
wiederum auszulösen u. dann, um ein Abgeordne-
tenhaus zu bekommen, mit welchem'sie regieren
kann,ein neues Wahlgesetz zu octropiren. Das
wäre der Rückschritt, den Preußen der deutschen
Fortschritlspartei zu verdanken hätte."

Es bestärigt sich, daß vie Eröffnung des
preußischen Landtages schon am 16. Mai statt-
flnden wird.

Gegen den Stadtgerichtsrath Twesten ist
dem Vernehmen nach wegen seiner in der
großen Versammlung ves ersten Bezirks ge-
haltenen Rede eine Untersuchung eingeleitet
worden.

Die Avelskammer in Hannover hat soeben
einstimmig beschlossen, dem Ministerium, wel-
chcs der „kleindeutschen" Bundesreform ent-
gegentritt, ihren Dank auszusprechen. Die
Bundesreform müsse Gesammtdeutschland um-
faffen.

Der Kaiser von Oesterreich hat 28 Grnnd-
besitzcr m Schleffen. welche 1850 wegen öf-
fcntlicher Gewaltthättgkciten ihrer politischen
Rech-te verlustig erkiärt wurden, wieder in
dieselben eingeseht.

Die franzöfisch - österreichischcn Untcrhand-
lungen wegen eineS HandelsvertrageS werden
bestätigt.

Dic sranzöffschen Vorschläge in Bezug auf
die nordamerikanische Frage sollen in ffondon
darauf abzielen, bciden kriegsührenden Theilen
den schiedSrichterlichen Sprnch Eiiglands und
Frankreichs anzulragen. Der Zustinimung der
Südstaaten zu einem solchen Borschlage wäre
man hicr so gut wic gewtß. HSIuf einen
schiedsrichterlicheii Ausspruch nach so vielem
Blulvergikßei, dürsten die kricgführenden Theile
sich kaum Mkhr eiulaffen.)

Jm Ausstellungsgebäude in London ist ein
Pvstburcau errichtet wordcn, wöhin AuSsteller
und dort beschästigte Personen ihre Briefe
adresstren iaffen können. Die AllssteUung
wird am 15. Oktober definitiv gcschioffen.

Der Kronprinz Friedrich Wilhelm vo» Preu-
ßen ist in London angekommen.

Bicior Emanuel bezeichnete aus seincr Reise
in Rkdki, a„ Deputalionen den französischcn
Kaiser als den elnzigen wahren Freund, ans
den Jtalien ffch verlaffen könnc; nur Wenige
wüßten, wie sehr man ihm zu Da»k verpflich-
tei sei u. s. w. Machen wir auch keinc Fort-


schritte in der veneiianischen Frage, sagt er,
so nähern wir uns doch Rom, nnserer natür-
lichcn Hauptstadt, dic unS noch nothwendiger
iff ais Vcnedig; ich hoffe, daß Rom noch vvr
Abiauf der erften Jahreshälfte im Besitz Jta-
licns scin werde.

Die sardinische Staiion im PiräuS ift durch
zwei Avisodampfcr verstärkt worden. Die
Blokade des Golfs von Argos ist aufgehoben,
die amnestirien Soldaten stnd in daS Heer
eingereiht und das Belagerungskorps von
Nauplia ist in scine Garnisonen zurnckge-
kchrt.

Eine bebenkiiche Volksemeute ist bei Oporto
in Folge der neuen Steueriasten ausgebrochen.
An 300 Bewaffnete überstelcn dcn portugie-
sischen Steuerempfänger in seinem Hause und
verbrannten die Papiere desselbcn. Dcr Volks-
auflauf wnrde unierdriicki.

Die in Aorktown stehenden Conföderirten
schreiben ffch den Sieg bci dem von ihnen
gcmachtcn Ausfall zu, obgieich sic von den
Ünionstruppen zurückgeschiagen wurdcn, Wie
es heißt, soil Jeffcrson DaviS in eigcner Pcr-
son in, Iorkiown kommandiren. Dcr UnionS-
general Banks hat Ncipmarket in Virginia
bcsetzt.

Deutschland.

Kartsruhe, 2. Mat. Se. Könlgl. Hohcit der Groß.

nungsrath Killy tn Hridelberg ln den Ruhejland zu ver-
s-h-n.

Frankfurt a. M. 30. April. Die hier
erscheincnbe „Zcit" wird vom 1. Juli an
aufhörcn. Dieselbe Redakiion wird dage-
gen von dicscm Zeitpunkie an dic jetzt in
Münchcn ausgegedene „Süddeutsche Zeitung"
übernehmen , so daß letztcrc alSdann hicr er-
schciiien wird.

Wiesbaden, 1. Mai. Jn dcr heutigen
Sitzung der zweiien Kammer inierpellirte der
Abgeorduete Wcinbach >'n Bctreff der kurhes»
ffschen Verfaffungsfrage. Die Jnterpcüaiion
niimnt u. a. Bczug aus die Schritle Badens für
Wiederherstcllung der Versassung von 1831
und auf dcn bekannien österrcichisch - Preußi-
schen Anirag, indcm ffe schließlich von der
naff. Regierung Aufklärung vcrlangt, welchc
Stcllung ste selber (die naffani'schc Regierung)
znr kurhcsstschen Verfassungsfrage einnehme
und was si.e, soweii ste dabei nberhaupt ein-
wirken könne, für Bescitigung der kurhesstschen
VcrfaffuiigSwirren zu thun gedenke.

Stuttgart, 2g. April. Der französisch-
preußische Handelsverlrag zählt bei uns vicle
Gegner mid sehr wenlg Frenndc, anch stnd
die letzteren noch gar nicht in die Oeffentlich-
keit eingelreten. Dagegen stnd bcrcits von
dcm Güterbesttzcrverein und von dem Wein-
börsenvcrein Eingabcn an die Ende dieser
Woche zusammenireiende Siändckammer vor-
bcreitct, mit dem Verlangen, diesem Handels-
»ertragc dic Genehmigung nicht zu ertheilen.
Eben so hai unter de.n Ersten schvn Morstz
Mohi anf dic 'großen Bedenken gegcn dcn
Vcrtrag aufmerksan, gemacht. Der Tcrmin
znr Abgabe der Begntachlung unserer Han-
deis- und Gewerbekammern, die bem Vertrag
edenfallS nicht günstig gestimmt scheinen, ist
auf den 3. Mai -rstreckt.

Berlt», 30. Aprü. Bekannllich war in
dem ParaphirungSproiokoll zum Handelsver-
trage ei'ne vierwöchentliche Frist zur Einho-
iuiig dcr Zustimmiing der ZollvereinSstaaten
festgesetzt. Zn Folge der vvn den süddentschk)i
 
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