Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0195

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Auf d» „Hfidklberiier
Zeitunq" kunn inan flch
noch fürdenMonatMärz
mit 18 Kreuzcrn abonniren be> allen Postan.
ftalten, den Botcn und Trägern, so wic bei
der Erpeditioii (Heugaffe Nr, 2),

Dcpesche

deS bad. Ministers Freiherrn v. Roggcnbach
an den großh. Gcsandten am kön. sächstschen
Hvfe, Freiherrn v. Marschall, in Berlin.

(F-rtsttzung.s

Die großherzogiiche Regierung wlli dlesen Bundesstgat

Form des staallichen Ledeus überhaupl. — Sie will ihn,
weil der Vuudesstaal die Erhaltung der Selbststandigkeit

Auch ohne die Rücksicht auf die Rechtsfrage würden wir
in der Anfhedung dieser partikularen Selbstständigkeit —

!. . .. i ,, ,!!!,!,!,!,,

Zreitag, 28. Februar



* Polttische Umscha«.

Dr. Lvwenthals zweLmonatliche Korrektions-
hausstrafe ist auf 8 Tage Gefängniß herabge-
setzt worden.

Der Urheber eines Antrags bei der hesstschen
ersten Kammer nber Aufhebung der Spielban-
ken ist nicht Graf Görz, sondern Graf zu
SolmS-Laubach.

Heute findet in sämmtlichen Kirchen Alten-
burqs eine Kollekte statt zum Besten des Re-
staurationsbaues des Münsters zu Ulm.

Der „N. M. Z." ist die Anerkennung des
Königreichs Italien durch Preußen „der voll-
kommeneBruch mitOesterreich und Süddeutsch-
land, der Bruch mit dem dkutschen Bunde,
welcher das Creditiv eines. Gesandten 'deS
Königs von Italien nicht anerkennt, der Bruch
mit der Legitimität und die Untreue gegen
Königsberg, die Aufopferung Roms unv des
Festnngswalles am Minxio mitsammt Ve-
nedig."

Das österr. Herrenhaus hat das Preßgesetz
in dritter Lesung angenommen.

Jn der Sitzung der italien. Abgeordneten-
kammer vom 25. Febr. richtete B^ggio eine
Jnterpellation an das Ministerium bezüglich
der Vorsorgekomites. Nicasoli heklagte sich
uber den heimlichen Krieg, den man der Re-
gierung mache, und wies die Beschuldigungen
mit Verachtung zurück. Die Versassung ge-
währleiste das politische Versammlungsrecht,
und die Regierung werde sich streng an die
Gesetze halten, svbald sie die Ueberzeugung
erlangt habe, daß der Zweck des Komites keine
Gefahren für das Land hcrbeiführen könne.
Werw aber die Freiheit dnrch dieselben ge-
sährdet, so werde er keinen Augenblick anste-
hen, Ausnahmsgesetze vorzuschlagen. Aber es
sei unmöglich, das, was offenbare Unordnnng
sei, eine für die Entwicklung des öffentlichen
Geistes nützliche Bewegung zu nennen. Madchi
gab die förmliche Crklärung ab, daß die Ko-
mites keine Anwerbungen machen. Die Kam-
mev erklärte, Akt zu nehmen von den ministe-
riellen Erklärungen und ging zur Tagesord-
nung über.

Der Commandant des Capers „Sumter"
ist auf Ansuchen des nordamerikanischen Con-
suls vop Gibraltar und des Commandanten
des Unionsdampsers „Tuscarora" Ln Tanger
verhaftet worden.

Die türkischen Reserven (Redifs) sind ein-
berufen, Verstärkungen und Kriegsvorrath nach
den griechischen Grenzen gesandt worden. —
Zü Wan in Armenien (Hauptstadt des Pa-

Aus dem Leben eines kleLnen -eut-
schen Fürsten. )

„Wisscn Sie schon, meine Herren, was sich heute
auf der Zagd zugetragen hat?"

^ „Nein, erzählen Sie!"

„Serenissimus wurden in der Waldung, zum
kleinen Saukopf genannt, von einer Menge Hirsche
attaqnirt."

„Nicht möglich!"

„pgrole ck'konneu,-! Wenigstcns zwanzig Hirsche
kamcn auf Serenissimus zu. - Als sie aber Höchst-
denselben erbltckten, ergriffen sie sogleick die Flucht,
bis auf einen, einen Edelhirsch, der frech genug
war, Durchlaucht mit der größten Effronterie an-
zublicken, bis Höchftdieselben dero Büchse ergriffen
und den Frechen niederschossen. Die Eanaille stürztc
sofort zu- Boden."

„Aber, Verebrter, einen Edelhirsch kann man
doch keine Canaille nennen; ein Hirsch bleibtunter
allen Umständen Wildpret..."

„Erlauben Sie mir, Herr Doctor, ein Gcschöps,
das meinen allergnädigsten Herrn frech anblickt,
ncnne ich unter allen Umständen eine Canaille;
dazu bin ich Patriot genug!"

*) Aus der Wiener „Preffe."

Es war nicht in Abdera oder tn Schilda, wo dies
Gespräck stattfand; ich befanh mich mitten unter
dem Volk der Denker, und zwar zu Gera an der
Wirthstafel des „schwarzen Adler." Mein vis-L-vis,
der Hauptmann » 1s suite von ...». (den Namen
habe ich vergeffen), hatte die letzten Worte mit
scharfer Bctonung und nicht ohne Anzüglichkeit ae-
sprochcn, und ich, in der klaren und richtigen Ein-
sicht, daß ick, wenn ich nur ein Wort weiteren Be-
denkens ausspräche, unfehlbar ein Maiestäts-Be-
leidiger werden würde, verstummte plötzüch.

War dics Verstummen ein Zeichen von Feigheit?
Warum sollte ich mich capriciren, eben auf diescm
einen Punkte der Erde mit der Fülle meiner Ueber-
zeugungen einzustehen? Wenn ich, wie es ja in
mciner Absicht lag, am andern Morgen weiterzog,
war ick nach einem nur halbstündigen Gange außer-
halb der Grenzen des Reichs, und konnte wieder
sorglos und frei die uncorrectesten Meinungen über
Hirsche und Edelhirsche, die einen Souverän atta-
quiren, äußern.

Jch griff also ruhig nach der einzigen Zeitung,
die auf dem Tische lag. Es war das „Ebersdorfer
Jntclligcnzblatt" und enthielt in seinem ofsicicllen
Theile das folgende Minister-Rcscript:

Motto r Hetl dem Volk, das sich bewußt:

Volkeswohl ist Fürstenlust!

„Morgen", sagten Serentssimus, „ist auch ein
silbernes Jnbiläum." „Welches?" sragte der Prä-

sident v. Schney. „Morgen trat ich, aus dem Wa-
gen steigend, in die öffentlichen Geschäfte ein, an
denen mich mein verewigter Vater wie eine Art
Secretär Th'eil nehmen ließ." — Als die frohe
Kunde sich im Lande verbreitete, waren es zunächst
sämmtliche militärische Corps, welche sich am Mor-
gen vor dem Refidenzschloffe in Ebersdorf zu ver-
sammeln und den durchlautigen Iubtlar mit Hurrah-
ruf und Absingung des Reussenliedes: „Es leb' das
Reuß'sche Haus!" zu begrüßen gedachten. Sich
ihnen anzuschließen waren die Vorstände und übri-
gen Gemeindemitglieder bercit. Da erging das
gemessenste Verbot jeder Feicrlichkeit. Streng ward
dieses befolgt, und diese den sürstlichen Willen
ehrende Feier beredter, als jede lautere.

Vom Staatsministerium."

„Jst der regierende Herr so sehr gegen jede öf-
sentliche Feier?" wendete ich mich, um nur eben
etwas zu sagen, und in dcr Voraussetzung, daß er
den officiellen Artikel kenne, an den Hauptmann
ä la suite, der mich seit meiner Bemerkung fort-
während mit mißgünstigen Augen gemessen.

„Allerdings", erwiderte er, „ist jetzt in dcn fürst-
lichen Staatcn eine verhältnißmäßige Stille etnge-
treten. Man kann sagcn", wendete er sich an set-
nen schweigsamen Nachbar, eincn beleibten Herrn
mit grauem Haar und melancholisch herniederhän-
gendem Schnurrbart, „daß wir unsere Glanzperiode
hinter uns haben! Dic schönen Tage von Aran-
juez sind vorbei. Aber man hätte auch wahrlich
 
Annotationen