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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0248

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fasiungsmaßigen Pfiicht das uns gebotene Miltel an-
wenden, um uns eine vollständige Darlegung und eine
wirkliche Jnnehallung des festzusetzenden Staatshans-
halls in jeinm einzelnen Pofitionen zu fichern. Es
leuchter außerdem ein, wie wesentlich gerade jetzt eine
sehr specielle Festsetzung des Militäretats war.

Die königliche Regierung hat die Fassung dieses Be-
schlusses, ohne seine praklische Durchsührung in der
Beardeitung der einzelnen Ekats abzuwarten, mit einer
Auflösung öes Hauses beanlwortel. Wir haben unser
klares unzweifelhasteö Recht einer Budgelbewilligung in
bindender Form ausgeübt und kcineswegs in die Rechte
der Erecutive eingegrisien. Wir haben keine unftucht-
bare Oppofition erhobelr, keinen kleinlichen Streit ge-
sucht. Wir haben in einer großen und wichtigen An-
gelegenheit das verfasjungsmäßige Recht der Volksver-
tretung zu einer Wahrheu machcn wollen. Wir erwarHn
mit gulem Gewisien daS Urtheil des Landes.

(Folgen 120 Unterschriften.)

Berlin, den 11. März 1862.

* Politische Umschau.

Wer glauben woüte — schreibt die ,/Cor-
respondenz Etern" —, die Kammerauflvsung
werde irgendwo gebiltigt, würde die Dinge
dnrch gefärbte Giäscr sehcn. Sie wird jc
nach dem Standpunkt schärfcr oder mildcr
bcurtheiit, von allen unabhängigen Männern
aber werdcn dic iiberaien Mmister geladelt,
und der Labcl würde »och schärfer auSfallen,
wcnn man nicht hofftc, dic erwartcte königl.
Proclamation wcrdc BeruhigendeS cnthalten
und das Land werde recht baid erfahren, daß
dic liberaie» Äinister ihr Verblciben im Amte
an Bedingungcn geknüpft haben, dcrcn Ersül-
lung dem Wunschc dcs iiandcS entspricht."

Die „Nationalztg." änßert sich u. A. über
die Kammcrauflösung: DaS Notcncreigniß, die
Meinungsverschicdenheit in> Schvoße des Ca-
binctS, die allgemeine Mißstimmung im Lande
ic. wird zu eincm Bündel Pfeilc verrinigt,
die mit aller RülksichtSIosigkeit dcm Ministe-
rium zugeschlcudert wcrben.

Dic beutsche FortschritlSpartei in Preußc»
hat gcstern cin Centralwahlcvmite auS Abge>
ordneten allcr Provinzen eingesetzt.

Die Nachricht von der Auflösung der preu-
ßischen Kammcr hat, weii sie erwartet war,
in ben politischen Kreisen in Pariö kein son-
derlicheS Aufsehe» erregt, desto niehr aber in
London, wo die großen Morgenblätter sie eif-
rig bcsprechcn. Dicsc sinden daS Austretcn
der Kammcrmasorität alS maßvoll unb gerechl-
scrtigt und sältm strenge llrtheile tiber die
Auflvfung, hinicr welcher sie rcaclionäre Ten-
denzin der Kroue versteckt glauben. Die „Ti-
meS" spricht sich dahin auS, der König hätte
den gcrechtcn Fordcrungen der Kainmer nach-
geben sollcn, was seinc Pvpularität gewiß
nur vcrmehrt haben würde. Die Ncuwahlen
würrrn wahrschcinlich die bisherige Kammer-
majorität nur vergrvßern, dic Auflösung alS
cinen unpolitischen und unpopuiären Act hin-
stellen. Jn ähnlicher Weise sprcchen sich
„Morning - Post" nnd „Dailp NewS" auS.
Nur der torpistische „Hcrald" spricht dcr Auf-
lisung daS Wort, indem er dic Erhaltung
des gegenwärtigen Cabinets als eineS Ueber-
gangSmiinsterinuiS für um so nothwendiger
hält, alS ein langsamer Fvrtschritt Noih thue,
dic Kammer aber zu rasch habe reformiren
wollcn.

Die „Jnd. b." berichtet auS Paris, die
letzten Sitzungen des gesetzgebenden Körxers
seien viel stürmischer gewesen, als der stcno-
graphische Bericht mittheilt. Dic Leidenschast-
lichkeit sei so groß gewesen, daß sogar er-
zählt werde, man sei in den Hofkreiscn dar-
über bestürzt und habe im Ministerrath übcr
die Gefährlichkeit dcr jctzigen Sprechfreiheit
Berathung gcxflogen. ES gehen selbst Ge-
rüchte über Acndcrungen im Winisterinm bei
dicscm Anlaß, und man will wiffcn, Napo-
leon III. habe sich so ausgedrückt, daß man
annehmen könnc, daS Decret vom 24. Nov.
1860 werde nicht lange mehr nnveränderk be-
stehen.

Gestern Abcnb haben in Folge des feicr-
lichen EmpfangS deS sranzöfischen Gesandten,
dic Cardinäle, alle Pcrsonen des päpstlichcn
HoseS, ebcnso der diplomatische Körper, der
römische Adcl, bie angesehensten dcr Biirger-
schaft unb viele Fremde cine Manifestarion
gemacht. Heute war ein außcrordentlicher
Zulauf vor dem prächtig decorirten Hotcl beS
Gesandten.

Einem Schreiben des „Lombardo" auS Tu-
rin zufolge wird Garibaldi nach der demo-
kratischen Versammlung in Genua, vom Se-
nator Plezza begleitek, sämmtliche Städte
JtalienS bcsuchen, um in denselben daS Ra-
tionalschießen cinzuführen. Außcrdem heißt
cS, Garibaldi werde zum Gencraiinspcctor
ber ganzen Nationalgarbc bes KönigreichS
ernannt werben.

Nachrichten aus Athcn vom 6. zufolge hat
der König cinc Proklamalivn erlaffcn, worin
er der Bevölkerung für ihre Treue, sowic
für ihre Haltung dcr Militäranarchic gegcn-
über dankt. Durch diejeS Benchmen werde
fich Gricchenland den Frieden für die Gegen-
wart unb bie Verwirklichung aller Hvgnnn-
gen für die Zukunft stchern. Die Präfecten
werden durch cin ministeriellcS Rundschreiben
aufgesorbert, dem Lande dic Versicherung zu
geben, daß das bestehendc Uebcl bald im Keim
erstickt werde. Eine gcwiffe Anzahl Officiere,
worunker General Sarnier, ist auf die Znsel
vccbannt worben. Die verhafteten Bürger
sind nach ber Znsel Cpkhnos geschafft worden.

Deutschland

KariSruhe, 13. März. S. K. Hoheit der Groß-

Karlsruhe, 12. März. Der große Bür-
gerausschuß hat in heuliger öffentlicher Si-
tzung für den Weiterbau ver höheren Bür-
gerschule die Mehrsorderung von 40,000 fl.,
welche insdesondere den Ausbau des vierten
Stockwerkes und dadurch die Ausnahme der
schvn bestehenden Gewerbeschule in daffelbe
Gebäude ermöglicht, genehmigt. Der Ge-
sammtbetrag des Schulgkbäudes steigt daburch
aus 100,000 fl.; biese, die 600,000 fi. sür

sclben Ausbruck für dicselbe Sache besitzen. „Notkin§
to ^vearrufr die eitle junge Englanberin, — „ich
habe nichts anzuziehcn", sagt die Deutsche, während
Beide keine Wahl-rrcffcn können, weil die Zahl
der Kleider z-u groß ift. Sehr komisch wird dies
im dritten Kapitel geschildert, wo eine junge Dame,
zum Ball eingeladen, crklärt, sie könne nicht hin-
aehen, denn sie hätte niäfts anzuziehen. Man schlägt
ihr vor, das dunkelrothe Damastkleid anzuziehen.
Das ist ein wenig zu dunkel.

Nun denn das hunmelblauseidene —

Das ist zu hell.

Oder das rosenrothe —

Das ist zu schwer.

So nimm Tüll über Atlas —

Weiß kleidet zu schlecht.

Nun d'enn das perlgraue Moirekleid —

Dazu gehören ächte Spitzen, die fehlen mir gänz-
lich.

Oder das reizende lilaftidene —

Ja, das ainge am ersten, aber es tst beim Schnei-
der, es muß geändert werden-
Nun denn das neue hellgclbe —

Das ist ganz unmöglich, die satale Frau Müller
trug neulich gerade ein solches, nun kann man es
nicbt mehr anziehen, wo sie ist.

Nun denn das köstliche Bällkleid vom letzten Hof-
feste —'

Behute, daS babe ich schon dreimal angehabt.

Zu;edem Kapitel ist eine allerliebfte Larricatur

gczeichnet, eine Dame nach der neuesten Mode ge-
kleidet, dic in Klagen ausbricht, daß sie nichtö an-
zuziehen habe. Es fehlt gar nichts an dem hübschen
Anzuge, die modernen bunten Unterröcke, über welche
die Kleider ä Is Wattesu in Festons gezogen sind,
die zierlichen Hackenstiefel sehen lassend, die maleri-
schcn Burnus-Mäntel, die koketten Hütchen ä Is
SIou8ynetsire, die getollten Garnirungen, von denen
kürzlich eine Näherin sagte: „ich habe seit drei Ta-
gen nur getollt"; kurz, Alles ist so hübsch gezeich-
net, daß unftre Damen das Büchlein als Mode-
Iournal benutzen könnterr. Die Unterschriften der
Bilder enthalten jedoch die bitterste Satyre; im
Tone der Berichte, welche die Wohlthätigkeitsvereine
in den Zeitungen annehmen, wird gesagt: „Bei
naherer Untetsuchung ergab sich, daß diese armen
Geschöpfe schon seit längerer Zeit an gänzlichem
Mangel echter Spitzen litten", oder „trotz aller Be-
mühungen, war es ihnen nicht gelungen, einen
Easchemirshawl zu erlangen."

Londo», 3. Marz. Der hier seit vielen Jahren an-
gefirdelte amerikanische Banquier Peabody, dtt fich zur^Ruhe

1V0.V0V Pfd. St^ beisteuern^w'olle, wenn daS Denkmal
in irgend einer gemeiunütztgen Sttstuag brstehrn sollte.

den Eisenbahnbau am Nhekn und die 300,000
fl. für die Wafferleitung, zusammen eine
Million Gulden, sollen in 35 Jahren bezahlt
werden durch Ausgabe von städtischen Obli«
gationen L 100, 500 und 1000 fl. (K. A.)

Das Verfahren bei der Besetzung von er-
ledigten evangelisch-protestantischen Pfarreien
wurde veröffentlicht. Nach demselbeu werben
die erledigten Stellen ausgeschrieben, von
dem Oberkirchenrath und Synodalausschuß
von den Bewerbern 3 ausgewählt und nach
Genehmigung dieser Wahl werden die so be-
zeichneten der betr. Gemeinve mitgetheilt.
Die zu berufende Kirchenversammlung der
Gemeinde erhebt nun nach Gutdünken nähere
Auskunft über die, Canbidaten und ordnet
'an, daß dieselben in ihrem Wohnorte von
einer Commisston beim Predigen und Katechi-
siren gehört werden. Die Wah! selbst be-
stimmt absolute Stimmenmehrheit der Kirchen-
versammlung; wenn bei der dritten Wahl
kein Crfolg erzielt wird so wird die Pfarrei
auf ein Jahr verwaltet.

Mannheim, 10. März. Die Tagesorb-
nung für bie bevorstehende Schwurgerichts-
sitzung für das 1. Quartal d. I. wurde einst-
weilen festgesetzt, wie folgt:

1) Mittwoch, 26. März l. I.: die Anklage gegen Joh.
Phil. Stumpf von Eberbach wegen Tödtung; Verthet»
diger: Hr. O.G.Adv. vr. Ladenbnrg;

2) Donnerstag, den27.: Anklage gegen Hetnr. Götzin-
ger von Hunghetm wegen VergehenS gegen dte Sittlich

Ob noch ein dritter Fall wegen gefährlichen DiebstahlS
zur Verhandlung kommen wird, ist noch ungewtß.

Wertheim, 10. März. Wie wir aus
zuverlässiger Quelle erfahren, ift Fürst Karl
zu Löwenstein Wertheim-Rosenberg, der vor
einiger Zeit gegen die Succession seines Vet-
ters, des Fürsten Wilhelm zu Löwenstein-
Wertheim-Freudenberg, Cinsprache erhoben
hatle, von ben Gerichten zum ewigen Still-
schweigen verurtheilt worden. (Krlsr. Z.)

Lahr, 11. März. Auf die Geschwerve-
schrift, welche eine Anzahl protestantischer
Bürger bei dem evangel. Oderkirchenrath gegen
die hiesigen kirchlichen Bezirkswahlen einge-
reicht hat, ist die Antwort dahin erfolgt, daß
der Bitte um Anordnung von Gesammtwah-
len nichl entsprochen werden könne, weil das
Verfahren des Kirchengemeinderaths mit den
Vorschristen ber Kirchenverfaffung in Ueber-
einstimmung stehe.

Frankfurt, 13. März. In der heutigen
Sitzung dcr Bundesversammlung beantragten
die holsteinischen Ausschüffe die Billigung der
Verhandlungen Preußens und Oesterreichs
mit Dänrmark seit August 1861, sowie den
Anschluß an die Verwahrung vom 14. Febr.

Bezüglich des Versasscrs jener lächerlichen
Scriptnren, welche unter der Firma eines
beutschen revolutionären ,/Generalbirec-
toriums" angeblich von Franksurt aus ver-
breitet wurben und woburch sich auch Gari-
balvi mystificiren ließ, erhielt bie „Allgem.
Ztg." folgenve Znschrist aus Lonvon: „Da
ich Curopa wieder verlasse und, wenn Sie
dieft Zeilen empsangen, meiner amerikanischen
Heimalh znschwimme, halte ich es, um den

gehen, uiid biS dahin wlll er daS Capital mtt 5 pCt.
verzinsen, d^ h. wcitere 5000 Pfd. St. zuschtcßen. Er
selbst zteht fich, wie man sagt, mit etner jährlichen Rente
von 70,000 Pfd. zurück, und hat Lord Stanley und Str
Emerson Tennent ersucht , dte Verwaltung der Gelder für
seine neur Stiftung zu übernehmen.

Unter den aus Halicarnassus nach London ge-
örachten Kunstdenkmalen befindet sich eine 10 Zoll
yohe Räucherungsvase aus Alabaster, auf welcher
der Name Terres in zwei verschiedenen Sprachen
erngegraben ist: etnmal in ägyptischen Hieroglyphen
und dann wieder in der assyrischen Keilschrift. Es
schcint, als ob diese Vase als eine ber größten Schätze
vonArtcmisiaimMausoleumniedergelegtwordensei.
 
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