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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0152

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Mres'sche» Casse verurcheiltc, aufgehoben,
weil das Handelsgerlcht uncompetent ln der
Sache gewesen sei.

Nach Porlsmouth ist Befehl gegeben wor-
den, d,e Flotte zu desarmiren, die Fregatten
werdkn von 50 auf 38 Kanoneu reducirt und
ein Theil der Mannschaft entlaffen. „Times"
tadelt dies als eine sehr unzweckmäßige Oeko-
nomie.

Die ottomanischc Pfortc hat beschlossen,
einen Gesandten be> dem deutschen Bund zu
accrcditiren und cinen Consul in Frankfurt zu
bestellen.

Depeschen aus Wasbingloo bcstätigen, daß
der Präsident der Eüdstaaten der Unionsregie-
rung Porschläge zn eineni Arrangcment gemacht
habe, übcr dcffen Bedingungen aber bis setzt
nichtS verlautet. Die Regierung soü darübcr
noch keinen Beschluß grfaßt haben.

Deutschland.

Korlüruho 12. Fcbr. Die „Kranken-
helleriri durch Gebet", Dorothea Trudel, über-
nachtete dieser Tage dahier im Diakonissen-
haus. Sie wollte eine dort befindliche Kranke
heilen, wenn sie cine vollständige Beichte ab-
lege, was diese aber verweigerte. Wie wir
hörcn, reift diese Helferin aus aller Noth mit
einigen Geistlichen, um Kuren zu machen, und
sollen sie sich vorerst in die Hardtorte begeben
haben. Ob unsere Regierung ein solches Un-
wesen duldet, wird sich bald entscheiden.

/X Karlsruhe, t3. Febr. Nächften Sonn-
tag Nachmittag halb drei Uhr wirb, wie be-
reits kurz gemeldet, im Saal der Gesellschaft
Eintracht eine öffentliche Versammlung der hie-
sigen Ortsabtheilung des Nationalvereins statt-
sinden; sämmtliche übrige Abtheilungen Badens
haben zahlreiche Betheiligung zugesagt. Herr
Metz aus Darmstadt und mehrere der bekann-
teren Frankfurter und Württemberger Ver-
einsmitglieder werden der Versammlung bei-
wohnen. Herr v. Bennigsen ist zu dersclben
eingeladen und wird, wenn irgenb thunlich,
gleichsaüs erscheinen. Gegenstand der Tages-
ordnung ift die deutsche nnd die kurhessische
Frage in ihrem dermaligen bxennenden Sta-
dium. Capitän Wraa wird später das Mo-
dell eines Kanonenbootes zeigen und erklären.
Auf den Abend ist eine gesellige Unterhaltung
angeordnet.

Neufiadt a/H., 8. Febr. Die auch in
unser Blatt übergegangene Nachricht der „Pfäl-
zer Zeitung", daß aus dem Schießhause da-
hier der Antrag auf Anschluß an den „deut-
schen Schützenbund" mit großer Majorität
abgelchnt worden sei, ist dahin zu berichtigen:
däß sich die Frage nicht um Anschluß an den
deutschen Schützenbund, sondern um Anschluß
an den oberrheinischen Schützenbund handelte.

Frankfurt, 11. Febr. Ueber die Stim-
mung der Herborner Nationalvereinsversamm-
lung Preußen gegenüber sagt die Zeit: „Ein
Mißtrauensvotum gegen die preußische Poli-
tik im Allgemeinen war von der vorgestrigen
Versammlung von vornherein nicht zu erwar-
ten. Wenn Metz indessen meinte, er befinde

los verschwundener Personen anerkannt wurden.
Es sind nunmehr nach ihrer Zeitfolge die Erhebun-
gen durchzugehen, welLe in biesem Betreff inner-
yalb der letzten 7 Jahre gemacht worden sind.

Am 28. Februar l855entdeckten Iäger im Walde
von Montaverne^bei Tramoyes den ^1 Mut geba-

man in der Nähe ein Tuch, einen'Kragen, ^eine
Tüllhaube und cin Band, sämmtlich mit Blut be-
fleckt, wodurch es möglich wurde, nach langcn Be-
mühunyen die Identität des Opfers festzustellen.
Der Lerchnam wurde als der der Marie Baday,
DienstmLdchcn zu Lyon, anerkannt. Am25. Febr.
hatte dieses Mäc-chen mit seinen Habscligkeiten Lyon
verlaffen , nachdem sie ihrcr bisherigen Herrschast
mitgetheilt, daß ein Landmann ibr eine Stelle zu
200 Francs vcrschafft habe, sie ihm aber unverzüg-
lich folgen müsse. Am nämlichen Tage waren dem
DtenstmäVchen Marie Curt die .gleichen Anerbie-

sich diesmal wohl in der Minderheit, wenn
er behaupte, vaß die preußische Regierung
bisher noch nichts gethan habe, um sich das
Vertrauen des deutschen Volkes in iyre Füh-
rung zu erwerben, so konnte Lang ihm gewiß
mit vollem Fug erwidern, darin täusche er
sich. Selbst anwesende Preußen ließen ihre
Regierung, wie es andern Deutschen gegen-
über nur natürlich war, gegen jenen Vorwurf
unvertheidigt.

Stuttgart, 10. Febr. Der König leidet
seit Anfang des Monats an einem Lungen-
katarrh, der mit ziemlicher Heftigkeit auftrat.
Das neueste Bulletin meldet eine „langsam
fortschreitende Besserung".

München, 10. Febr. Wie die „Zeit"
wisten will, hat Bayern in den soeben abge-
schlossenen Vertrag mit Baden wegen der
Odenwaldbahn und der Mannheimer Brücke
die Beftimmung zu bringen gesucht, daß diese
Route auch dann von Durchgangszöllen be-
freit bleiben solle, wenn der Zollverein nach
dem 1. Zan. 1866 etwa nicht länger zusam-
menhjelte. Baden sei auf den Antrag nicht
eingegangen.

Den Vorfall im Kasseler Schlosse erzählt
man sich der „B. B.-Z." zufolge folgender-
maßen: Der Kurfürst habe seine Gemahlin
beim Lesen der Nummer des Kladdcradatsch
überrascht, in welcher die den Töchtern des
Kammer-Präsidenten Nebelthau von Seiten
der Prinzen von Hanau auf einem Balle er-
wiesene Aufmerksamkeit mit spöttischen Seiten-
blicken auf den erlauchten Vaker der Prinzen
besungen war. Der Zorn des Kurfürsten
über diesen Affront habe zu lebhaften Vor-
würfen und im weiteren Verlaufe zu einer
jener häuslichen Scenen geführt, welche ge-
wöhnlich damit endigen, daß der schwächere
Theil „Hülfe" oder „Feucr" schreit. Kurz,
ein in den Vorzimmern wartender Kammer-
diener glaubte, man bedürfe seines Beistandes
aus irgend einem Grunde, und stürzte in das
Zimmer. Sein unerwartetes Erscheinen con-
venirte jedoch wenig, und der hohe Herr suchte
ihm dies in einer Weise b.egreiflich zn machen,
die den Kammerdiener zu einem Griff nach
deffen Fuße veranlaßt habe. Durch diese
rein abwehrende Bewegung sei nun aus dem
an sich eben nicht ungewöhnlichen Vorfalle
diesmal ein etwas kritischer Fall geworden,
bei welchem ein Kopf, eine Hand, ein Spiegel
in etwas unangenehme Collision gekommen
Wären. '

Kafsel, 9. Febr. Der Minister des In-
nerlsi Volmar, hat die Auszahlung der Tag-
gelder und Reisekosten an die Mitglieder der
ersten Kammer und an die zwei Mitglieder
der Versammlung zur zweiten Kammer, Nuhn
und Stroh, aus welchen bekanntlich die ganze
Partei der Regierung bestand, verfügt. AUe
übrigen Mitglieder dieser Versammlung sol-
len demnach leer ausgehen. Es gibt das
rine neue Episode in unserem Verfassungs-
kampf, da die Mitglieder der aufgelösten Ver-
sammlung bei den Gerichten klagend gegen
den Staat auftreten werden. (Einer andern
Nachricht zufolge soll in Kurhessen immer

der Unbekannte der Curt von Neuem vor; diese
schlug jetzt aus, führte ihn aber zu Olympia Alu-
bert, einer ihrer Bekannten. Diese ließ sich burch
die bekannten Versprechen verführen und folgte dem
Unbekannten bis in die NLHe des Waldes. Allein
dort, in der öden, verlaffenen Umgebung, ergriff sie
eine plötzliche Angst; sie floh und rettete sich in den
nächften Meierhof. — Ganz der gleiche Vorfall
wiederholte sich im'September 1855 mit Iosephe
Eharlety, und Endc October mit Ieanne Bourgois.
Sie sämmtlich retteten sich durch heilsames Miß-
trauen. Alle drei erkannten auf Vorstellen Du-
mollard mit Bestimmtheit an.

Darauf hin, und nachdem die Eltern der gemor-
deten Baday dercn in Dumollard's Hause gefun-
dene Kleidcr anerkannt, ließ sich dieser endlich zu
-einem halben Geständniß dieser seiner ersten Mordthat
herbei, welcher nach seiner eigenen Angabe die Noth-
zucht vorausgcgangcn war. AUein er machte einen
Vorbehalt: Dieses doppelte Verbrechen, so nnglaub-
lich es lautet, sollte nicht sein eigenes Werk sein;
^ habe lediglich unbekannten Mitschuldigen im

später als Vergütung die Beute des von Lvon zu-
geführten Schlachtypfers, an dem sie ihre Lüfte ve-

noch 'ein schwarzes Buch im Manuskript be-
stehen, wonach die Pokizei vielfach sich richte.

(Nürnb. Corr.)

Koüurg, 5. Febr. Eine Adresse an den
Präsidenten der aufgelösten zweiten kurhessi-
schen Kammcr, Nebelthau in Kaffel, ist, den
„Hamb. Nachr." zufolge, von hier aüs abge-
gangen, um die Anerkenuung der Unterzeich-
ner gegenüber der „unerschrockenen Wahrung
des Rechts" den Mitgliedern der aufgelösten
Kammer auszudrücken. Zu den Unterschriften
der Adresse gehört auch die des Vorstandes
der Coburger Ministerialabtheilung und des
Landtagspräsidenten.

Pvtsdam, 8. Febr. In der letzten Stadt-
verordneteuversammlung berichtete Justizrath
Fleischer Seitens der Commission wegen des
Vermüchtnisses der verstorbenen Iustiz-
räthin Dortu. Die Coyimission hat ein-
stimmig beschloffen, sich damit einverstanden
zu erklären, daß der Magistrat die Erbschaft
(Mar-Dörtu-Stiftung für arme Potsdamer
Handwerksburschen und Gesellen, deren Zins-
vertheilung jedesmal am 31. Juli, dem Tage
der standrechtlich'en Hinri'chtung Mar Dortu's,
stattfinden soll) vorbehaltlich der erforderlichen
landesherrlichen Genehmigung antrete. Die
Versammlung nahm dieseu Antrag der Com-
mi'ssion sast einstimmig an. (N. Pr. Ztg.)

Linz, 4. Febr. Gestern ließ der Statt-
halter Frhr. v. Bach die Zimmer des ersten
Stocks im hiestgen Landhause (welchc bisher
vom Landesausschuffe uuter Verschluß gehal-
ten worden sind, im Wege der politischen
Erecution gewaltsam öffneu, um sich in den
Besitz dieser Räume zu bringen, in welchen
er einen Ball geben will. (Pr )

Wien, 10. Febr. Ein Artikel des heutigen
„Bolschaster" über die Revision ves Concor-
dats trägt zwar durchaus keinen offiziösen
Eharacter zur Schau; da wir jedoch zu be-
merken glaubten, daß derselbe im Herrenhause
den Gegenstand eines lebhasten Gespräches
zwischen Sr. k. H. dem Erzherzoge Karl Lud-
wig und deu Cardinälen Rauscher und Schwar-
zenberg bildete, lassen wir hier seinen wesent-
lichen Inhalt folgen. Danach wäre der Wech-
selverkehr der Bischöse mit dem Klerus, dem
Volke und dem hei'l. Stuhle dem landessürst«
lichen Aufsichtsrecht zu unterwerfen. Anord-
nungen, die fich aus öffentliche Wallsahrten,
aus Leichenbegängniffe u. s. w. beziehen, wären
vo:: der Entscheiduug des Cultuvministeriums
abhängig zn machen. Der Einfluß deö Epis-
kopats auf die Schulen ware strenge auf den
Religionsunterricht zu beschränken; die kirch-
liche Büchercensur im eigentlicheu Sinne des
Wortes hätte ganz wegzufallen; die Eheange-
legenheiten würden wieder dem amtlichen Rich-
ter unterliegen. Die Iustiz dürse auch gegen
Geistliche nur im Namen des Landesfürsten
und nicht von Bischösen geübt werben; und'
ebensowenig sei vem geistlichen Verbrecher ein
Privikegium vor bem wettlichen einzuräumkii.
Es dürse daher weder bas Strasrecht der Bi-
schöfe beibehalten werden, noch die Verpflich-
tnng der Staatsgewalt, die von geistlichen
Richtern gesprochenen Urtheile zu vollziehen.

frtedigt, überlassen hätten. Es ist in der Anklage-
schrift nicht dxr Ort, sich auf dieses sinnlose Ver-
theidigungssystem einzulaffen, welches Duinollard
gleichwohl bei der Mehrzahl der ihm zur Last ge-
legten Verbrechcn einzuhalten beharrt.

Durch Straflosigkeit ermuthigt, wagte er im No-

gegen Victorine Perrin. Unter denselben Manö-
vern führte er fie bis tief in die Nacht hinein durch
verdeckte Pfade und menschenleere Gegenden, bis er'
plötzlich entsprang und die Kiste des Mädchens,
welche fie ihm anvertraut, mitnahm. Der Diebstahl
war nicht der einzige Grund dieser Flucht; er hörte
Leute hinter sich herkommen, welche den nämlichen
Wcg verfolgten. — Die Kiste nebst einem Theil des
Jnhalts fand sich in Dumollard's Hause vor; er
selbst wurde anerkannt.

Von diesem Zeitpunkte an bis zmn Ende des
Iahres 1858 ist der Untersuchung dte Gehebimg'

möchte behaupten, Dumollard habe innerhalb dicses
Zeitraums keine weitcren Opfer gesucht und gefun-
den? Nach fünf unentdeckt gebliebenen, binnen eines
Iahres verübten Attentaten, ist zu glauben, daß er
drei Iahre hindurch auf dicse schcußltche Industrie
verzichtet habe, welche zugleich seine Habsucht wie
seine Wollust befriedigte und bereits seine einzige
Hilfsquelle geworden war?

(Fortfttzimg folgt.)
 
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