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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0201

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Bewegunq qcht hervor, daß dieselbe sehr
ernster u»d bedenklicher Natnr ist. Der Ans-
bruch in Nauplia, der diese feste Posiiion im
Köniqreiche in die Hände der Jnsnrgenten
gelicsert -und dein Königsmörder Dosios die
Freiheit verjchaff! hat, ist nicht bloß ein ver-
einzeltes Unternehmen, sondern das Resultat
riner Lerschwvrunq, di-, wie sehr zi> befürch-
len steht, zum Aenßersten entschlosskn ist und
nber bedcntende Mittel und Kräsie verfügt.
Diese Verschwörung ist nämlich das Werk
dcr großgriechischen Propaganda, deren Zwecke
und' Zicle bei der' jüngsten MinisterkrisiS in
offenknndiger, ja geradczu drohender Weise
heroorgetretensind. Sie erstrebt dieAusdehniing
Griechcnlands bis an das schwarze Weer
nnd die Donau und wird jede Regierung zm
stürzen suchen, die stch der Ausführnng solcher
Pläne widcrsctzt. Bei diescr Sachlage ist cs
nun sehr begreiflich, daß dicjenigen Groß-
inächte, welche sich zur Anfgabe gesetzt haben,
die gntegrität der Türkei zu erhalten, durch
die Crisis in Griechenland höchst beuiiruhigt
wurde». (Dresd. I)

Wien, 26. Febr. Hr. v. Schmerling
rmpstng heute auS den Häuden des Kaisers
daS Großkreuz des Lcopoldordens. Vvm
Cardinal-Erzbischof v. Rauscher ward das
Tedenm im Siephansdom nnicr großer Be-
lheiligung abgehallen.

Arankreich.

Straßbnrg, 23. Febr. Der Mangel an
roher BaumwoUe, von ber Enqlaud kaum
noch, Frankreich höchstens sür sechs Monate
Vorrath haben soll, beqinnt auch im Elsaß
sich sühlbar zu machen. Nach dem Jndustriel
alsaeien qeht man in Mülhausen bereits mit
dem Gedanken um, die Arbeiten in einigen
Spinnereien zu vermindern, um die Werkleute
so lange als möglich zu beschastigen. Schlimme
Aussichten!

Die Brüsseler „Jnd. b." vom 26. Febr.
meldet aus Paris, der Vprsitzende des gesetz-
gebenden Körpers, Gras Morny^ habe an ben
Kaiser geschrieben, um über die Dotation des
Grasen v. Palikao eine Verständigung mit
der Kammer herbeizusühren. Der Berichter-
statter der Commission, Herr Jouvenel, habe
eine Audienz in den Tuilerien gehabt, deren
Resultat nicht bekannt sei. Wahrscheinlich
werde indeß der Kaiser nicht nachgeben.

Paris, 23. Febr. Die gestrige Sitzung
des Senats war wieder sehr bewcgt und
reich an Zwischensällen. Der Präsibent rich-
tete vor der Wiederaufnahme der Adreßdebatte
eine Ansprache an die Senatoren, um sie, im
Jnteresse der Versammlung selbst, zu größerer
Nuhe und Mäßigung zu ermahnen. Aus die
in der vsrgestrigen Nr. bem Wesen nach be-
reits enthaltene rstede des Prinzen Napoleon
bemerkt Hr. v. Bourgueney, in Oesterreich
gebe es keine Censur; bie Presse sei dort s'reier,
als ^in^Frallkrei^.^ ^ ^ ^ ^

silhrung. Ze mehr dtese thn angretfen, um so mchr wer-
dcn fie dte Bande zwtschen uns fester knüpfen. Warum?
wetl Hr. v. Perfigny der Höfling des UnglückS tst; er hat
zu andern Zeiten sctn Blut, setne Frethctt.für etne Sache
geopfcrt, die als et^ne Ulvpte «klärt^ ward von^den meisten

tazzi'S selbst darzuthun, daß man dcm Katser dk gezie-
mcnde Ehre angethan habe; ein Toast auf den Kaiser fet
schon deShalb ntcht zurückgewiesen worden ,, wetl man ihn
nicht in Vorschlag gebracht habe. Nicht tn den demokra-
tischen^Kreisen ^ s°ndern in Armee deö^Hrn.

dem^Volke und der Armee durch Frankretch von dem Juan-
Golfe bts tn dte Tuilerien begleitet wurde: „Nieder mit
den Adeltgen! Nteder mit den Emigrantcn! Nicdcr mtt

^ bss les trultes. Sehr energtsche Protestationen.
Auf beinahe^allen Bäuken hatte man verstanden: u bss

Revolulion? Gut, daß man es wetß. ^

. Barthe: Jst dieS daS Symbol der Revolutton, wte Sie
sie verstehen?

Prinz Napoleon: Za, der Revolution, dte tch vertheidtge
und aof dte tch stolz btn. Wtr find Rcvoluttonäre, hon-

Etn Senator: Es gtbt ketne honnetten Reyolutionäre,
die rufen: Nteder mtt der Gesellschaft.

Ein Andcrer: Das tst ketne Revoluttvn, daö ist De-
magogie!

Graf Segur: Herr Präfident, rufen Sie zur Ordnung.

Dinge, die ich außerdem ntcht der geMchtlichen Wahrhett
entsprechend glaube.

Es cntsptnut fich nun eiq lebhafker Kampf^ der mtt
niteur" füllt!^

Etne langc ,Aufrcgung folgte der Rede des Prtnzen.,
Priuzen vou Rcvolutton^ set Katser seW etn Eontre-

Billault erklärt, daß dte Regterung bet dtesem Vorfall ntcht

dteselbe gleichzctttg zu verbretten, zu lenken und zu mäßtgen
(Zetchen deS BetfallS). Napoleon lll. habe bet seiner
Thronbesteigung begriffen, daß er den Tradittonen setneS

bemhen, waS er auch nicht vergeffen wcrde (Bravo! Sehr
gut! Beifall). Durch das rictatoriale Decret von 1852

ntcht untreu geworden, und habe gcwußt, daß daS wahre

und starken Wille», bestehe. Jch verlange.(sagt schlteßltch
der Redner) für den Augenbltck vom Scnat nur etne

anhaltender Betfall.)

I ta lt e n

Mailand, 24. Febri Nach gcstcm Abend
aus Turin hier angerangten Briefen erfahren
wir, baß Victor Emanuel von einem leichten
Schlagflusse gclroffen worden sei. Sicher ist,
daß man demselben schon' zwei Aderlässe ge-
macht hat. Dcr „Pungoiv" sagt hierüber in
seiner Nummer von gestern Abend: „Der
König fühlt sich unwohl, es wnrde ihm zur
Ader gelassen." (A. Z.)

Turin, 26. Febr. Der Clerus von Mes-
sina hat eine Adresse nnterzeichnet, welche die
Aufhebung der weltlichen Herrschaft des
Papstthums verlangt.

Türkei

Konstantinopel, 19. Febr. DnS An-
lehcn, wclebeS die Piorte init dcm Lvndoner
Hanse Tkvaiir in Conimission nbgkschlosien,
laiitet auf 10 Milloncn Psd. Si. AIS Garan-
üe sür dafsclbe werten neue und mchrere alte
Stenerii angcwiesen, Die Pforte verpflichtet
flch auch, die WünM umzuschinelzen, dic öf-
fcnllichen AnSgaben zn beschränken und die
Controle einer curopäischcii Cvmmissivn für
die Verwenduiig dcr Fonds anzunchmen. —
Zwischen dem Minister Aali und dem italic-
nischen Gesandten hat cine lebhafte Erplica-
tion in Bctreff der an tcn türkischen Gränzen
herrschenden Aufregung stattgefundcn._

NcuesteNachrichte,,

Pesth, 2L. Febr. (Preffe.) Mit Graf
Appvnpi hat das Ministerium eine ncue Ver-
ftändigmig rrzielt, imd dieser bleibt wieder
Zuckox Cnrine. Mai, hält dcu abgejchlosseiicn

Compromiß fnr bedeutsam. Das ungarische
Wechselgksetz bleibt in Wirksamkeit.

ToulvN, 25. Febr. Den ncuesten Berich-
tcn aus Cochinchina zufolge, eikämpfen die
französischen Truppcn daselbsi immer mehr
iieue Erfolge. Die mobilcn Colonnen haben
bei der Vcrfolgung der Armec von Bien-Hoa
ein von der königl. Garde bcsetzt gewcseneS
verschanztes Lager gcnoinnien; die Feinde flie-
hrn nach allen Sciken. Die Franzoscn haben
iy der kleinen Stadi Biara noch 350 Leichen
von Christen gefnnben. Die Fcindc hatlen,
als fle bic Flucht ergriffen, dic Gefängniffc
in Brand gestecki. Der GesnndheiiSzustand
der sranzösischen Truppen ist vortrcfflich; die
Luft tst rein, das Land reich und mii hcrr-
lichen Waldungen bedecki.

Paris, 27. Febr. Der Moniteur meldki,
daß Ernest Renan (der vor wenigen Tagen
seinc AntrittSrcbe als Proseffor der semitischen
Sprachen im College de France hieli) biS
aus weiieren Befehl von seincm Lehrstuhl
suspendirt ist, weil er Lehren verbreiie, durch
welche die christlichen GlaubenSmeinnngen
verletzl werden »nd eine bedäuerliche Auf»
regung veranlaßt wcrden könnte. — Nach dem
Moniteur sind bis jetzt 65^/^ Millionen
4'/zproz. Reute znr llmwandlung angemeldet
und 306,296 Schatzobligationen. — Man ver-
stchert, der griechische Ausstand sei im Wachscn
begriffen.

Wien, 27c Febr. Gestern Abcnd war Fest»'
theater, IN welchcm der Kaiser enthnstastisch
gegrüßt wurde.

Hermannstadt, 27. Febr. ComeS, Stell-
vcrireter der jächsistchen lliaiion, hat gcstern,
am Tage ber VersaffnngSfeier, ein Fcstdiner
gegeben. AbenbS waren nngcfähr 300 Her-
mannstädier, darnitter vielc Burger, freiwillig
in cincm Gasihausc versammeii unb haben
Toaste auf dcn Kaiscr, auf bie ReichSverfas-
suug, ans dcn Eintrikt Siebcnbürgcns in dcn
Rcichsralh, aus dcn Staatsminister Schmer-
ling und aus dic Armee anSgebracht.

München, 27. Febr. Zufolxe offiziellen
Berichlen anS Athen haben bie königl. Trup-
pen drei glückliche Gefechtc gegen die Rebellen
geliesert. D,e Revolte machk sonach keincs-
wegS Forschritte.

Dresden, 27. Febr. Eine anscheinend
officiöse Correspondenz aus Wien im hentigen
„Dreödncr Zourn." versichert: Oesierrcich unb
Preußcn hältcn stch über einen gemeiilsamen
Antrag zuo- Erlebigung ver knrhessischen Ver<
faffungösachc geeinigt, welchcm durch vertrau-
lichc Verhandlnngen dte Zustimmung dcr
übrigen Bunvesregierungen bercüs gestchcrt sei.

Vermischte Unchrichten.

Turin, 22. Fcbr. Herr Mac Adam in Glasgow hat
dem General GaribaldI das vrtginelle Geschcnk einer

4 Heidelderg, 27. Febr. Jn Nr. 49 dieser Zeitung
sprtcht ein Gorrcspondent, gclegentlich csner Kritik dcr Auf«
suhrung dcs „Marbckh", den Vorwnrf anS, -„daß Heidel,
berg srtn Thcatcr beinahe verkümmcrn laffe». .Es tst aazu-
nehmen, daß derselbe mtk den VerhäNntffcn dcs htcsigcn.Thea-
ters nieht bck^nnUtst,^ber ^ e^ne^i sol^cn^Fall^eais ma^

Sladlbehörde scit gleichcr Zctt'thrc Einwilligung gab, daß
jährlich statt 1000 fl. nur 500 st. amvrttfirl wcrden, be-
stcht ber verfügbare jährltche Zuschufi so gut wie ous 2000 fl.,

wetter vcrmlndcrn und tn ntcht fcrncr Zrit ganz aushören
können. Es tst ganz nalürlich, baß Zedermann wünscht
dt-s- Last möchte dcr pachtrnden Direrltvn' ganz aigcnom.
men werdcn können; allein mil guten Wünschen läßt sich
ketn Geld auS dcm Bodcn stampfen, uud etn gröficrer Zn-
schuß -ls dlr b-sa»t-n 2000 st. kann der Sladlraffe mtt
Bllligk-tt nicht zugemnlhet werden, da das ht-stg- Thealer,
w!e dcr H-rr Eorrespondenl l-icht -rfahr-n konntc, kein
städlisches, söndem nnr cln Aktientheater ift.
 
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