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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0578

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cialdebatte ununterstützt und der Antrag des
Ansschusses, 135,300,000 fl. zu bewilliqen,
wird anqenommen. Ebenso wird der Antraq
H des Ausschusses, Bewahrunq der Defensive
in Italien, fast einstimmig angenommen.
Eine längere Debatte ruft Artikel III., Po-
sition für die modenesischen Truppen, hervor.
Der Ausschuß beantragt, diese Position ^nur
für heuer zu bewilligen und dabei die Er-
wartung auszusprechen, daß die Regierung
den anomalen Zustand schon bis Ende des
Verwaltungsjahres desinitiv beseitigeir werde.
Graf Rkchberg erhebt sich zweimal gegen die-
sen Antrag. Modena seiOesterreich auch im
Unglücke treu geblieben, und es wäre erne
Ehrenpflicht des letzleren, den Vertrag auf-
recht zu erhalten. Giskra erwibert, daß der
Vertrag nur dann Geltung hat, wenn die
modenesischen Truppen f.ür Oesterreich kämpfen,
was jetzt nicht der Faü ist. Er werde dem-
nach im nächsten Jahre für die Streichung
des ganzen Postens ftimmen, da weder ein
Vertrag noch die Ehre Oesterrcich in dieser
Beziehung binden. Der Antrag des Aus-
schiiffcs wird fast einstimmig angenommen.

Wien, 18. Juni. Die Nachrichten aus
Serbien sowie dem angrenzenden Bosnien
lauten in hohem Grade besorgnißerregend und
es werben durch die Vorfälle in Belgrad,
welche die lange vorbereitete Erhcbung des
Fürstenthums inauguriren, die Erfolge der
türkischen Waffenln Montenegro mehr als pa-
ralysirt. Ein Ausgleich steht um so weniger
zu hoffen, da die serbische Regierung die Be-
hauptung aufftellt, daß die Erccsse, welche zur
Beschießung der Stadt Belgrad führten, von
den türkischen Truppen veranlaßt worden seien
und daher auch jede Genugthuung verweigert.
Bricht in Bosnien und den übrigen slavischen
Provinzen der Pforte, wie dies kaum mehr
zu vermeiden ist, der Aufstand wirklich aus,
so wirb dadurch die Pforte in eine äußerst
bedenkliche Lage versetzt, insbesondere da Frank-
reich und Rußland, gestützl auf die Bestim-
mungen des Pariser Friedenstraklatcs, strenge
darüber wachen werden, daß das Princip der
Nichtintervention von keiner Seite verletzt
werde. Auf die eigene Krast angewiesen,
wird jedvch die Pforte kaum im Stande sein^
den Sturm zu beschwören, und es dürfte
schließlich zu einer Uebereinkunst zwischen den
Unterzeichnern des Pariser Friedens kommen,
welche für das künftige Schicksal der Psorte
entscheidend sein wird.

' In Graz ist der Generalmajor in Pen-
sion, Georg Schönhals (in Italien seiner Zeit
die linke Hand Radetzky's — Heß war die
rechte — und ausgezeichncter Schriftsteller)
gestorben.

Frankreich.

Paris, 10. Juni. Man hat in den 3
Divlsionen der Pariser Garnison Freiwillige
für'Merio verlangt. Es hat sich eine be-
trächtliche, die geforderte Zahl bei Weitem
übersteigende Menge Solbaten gemeldet. Ein
gleiches geschah in ganz Frankreich.

Gn g la nd

London, 16. Juni. Vorgestern ist der
Prmz von Wales von seiner Neise wohlbe-
halten in Windsor angekommen und hat heute
zum erstenmale die Ausstellung besucht.

London, 17. Iuui. Lord Canning ist
heuie Morgen nach 6 Uhr gestorben. Er war
seit seiner Ruckkehr aus Jndien iu Folge des
Klimawechsels unwohl. (l!ord Canning, Sohn
des berühmten Staatsmanns, war geboren
1812, bekleidete im Peel'fchen Ministerium
1841—1816 den Posten eines Unterstaatsse-
kretärs bes Auswärtigen, nahm unter dem Mi-
nisterium Aberdeen den des Generalpostmei-
sters an 1853—1,855, in welchem Iahr er
an Lord Dalhöusie's Stelle zum Generalgou-
verneur von Indien ernannt wurde, ein Po-
sten, den er bekanntlich unter den allerschwie-
rigsten Umständen mit größtem Erfolg bc-
kleidete.

S ch w e i z.

Bern, 18. Juni. In Rorschach befinden
sich schon gegeü 400 französische Legitimisten,
welche in den Ort ein ungewöhnliches Lebev

bringen. Ein französischer Spion habe, sagt
man, alle Namen notirt, deren er habhaft
werden konnte.

Ita l i en

Turin, 16. Iuni. Die ministeriellen
Journale führen eine entschlossene, ja fast
drohende Sprache den Beschlüssen Roms
gegenüber und scheinen gewillt, ihrerseits ben
Feldzug gleich mit grobem Geschütz zu eröffnen.
Es ist wahr, es steht der Negierung eine
Armstrongkanone erster Größe zu Gebote, die
anzuwenden ihr vielfach angerathen wird —
es wäre der bereits angedrohte Verkauf
sämmtlicher Kirchengüter. „Man würde",
sagt ein ministericlles Blatt, „daburch wenig-
stens das Resultat erhalten, den Klerus übel
oder wohl bei der Konsolidirung der Zustände
des Landes ins Spie! gezogen zu haben. Der
Augenblick ist günstjg. Der Klerus kann nicht
feindseliger gestimmt werben, als er schon ist.
Wenn der Tag der Aussöhnung zwischen
Kirche und Staat kommeii wird, den man
leicht ankündigen kann, da er kommen muß,
bann wird auch die Kirche wie gewöhnlich
die geschehenen Thatsgchen hinnehmen und
sankiioniren. Unierdeffen gewinnt oas Land-
eine beträchtliche Einnahmsquelle durch die
Ünterdrückung der Güler in todter Hand.
Dieses ist unendlich praktischer als die Vor-
schläge des Abg. Nicotera, die Adresse auf der
Spitze von 300,000 Bayonnetten zu über-
reichen."

Turin, 18. Juni. Jn der heutigen Kam-
mersitzung wurde die Adreffe an ben König
verlesen. Dieselbe lautet: „Die wegen einer
religiösen Feier in Rom versammelten Prä-
laten, welche beinahe alle Fremde sinb, haben
gegen unser Vaterland schwere Beleidigungen
in die Welt geschleudert, sie haben das Necht
der Nation verkannt und die Gewalt des
Auslandes angerufen. Antworten wir auf
die Doctrin, welche behauptet, daß Rom der
katholischen Welt gehört., badurch, daß wir
uns um Sie schaaren und aufs Neue unseren
Beschluß verkünden, das Recht ver Nation
auf ihre, von einer ihr verhaßten Herrschaft
schmachvoll niedergedrückte Hauptstabt aufrecht
zu erhalten. Wir hossen, nächstens uusere
Wünsche in Erfüllung gehen zu sehen. Die
im Vatican ertönten Stinyneu haben eine
jede Vermittlung^ als unmöglich erklärt. Eine
solche Sprache muß alle Bedenklichkeittn be-
seitigen, welche so lange die Mäß gung des
italienischen VolkeS auf die Prove gestellt
haben. Wenn die Prälaten, die Pflichten
ihres Amtes vergessend, Wünsche für eine
politische Neaction laut werden laffen; wenn
Bösewichter aus dem Besitzthum des Papstes
ausgesandt werden, um Verheerung in dje
sübl. Provinzen zu bringen — muß eS Europa
erkennen, daß nur die Autorität bes Königs
unb des italienischen Volkes die römischen
Angelegenheiten zu ordnen vermögen, inbem
sie Italien von einer Verwirrung ber Ge-
walten befreit, welche die Gewissen beunruhigt
und den Weltfrieden bedroht." — Nach einer
kurzen Discussion wurde diese Adresse ein-
stimmig angenommen. Der Vorschlag, einen
Tag für Interpellationen betreffö der römi-
schen Frage festzusetzen, wurde vom Generat
Sistori ünterstützt, welcher hinzusügte, daß es
enblich Zeit sei, aus diefem Zustande ber
Ungewißheit herauszukommen. Der Redner
griff das Ministerium lebhaft an und beschul-
bigte es, unter dem Einfluffe eiuer fremven
Macht zu stehen. Rätazzi widerlegte diese
Beschuldigung und bezeichnete sie als Ver-
leumbung. „Wir behaupten — sagte er —
unser Recht mit Fesligkeit, aber man kann
nicht die verschiedenen biplomatischen Phasen
an ben Tag legen, welche bie internationalen
Fragen zu passiren haben." —Die Kammer
geht hierüber zur Tagesordnung über.

Neapel, 12. Iuni. Ein furchtbares Ver-
brechen wurve gestern im Hotel Europa auf
Largo Fontana-Medina begangen. Ein Kauf-
man aus Casale, der daselbst abgestiegen war,
kam Abends nach Hause unb fand seine Frau
im Blute schwimmend und dem Tode nahe
im Zimmer vor. Die Koffer waren alle ge-
öffnet. und verschiedene Gegenstände im Be-
trage von 3000 Zr. waren daraus entwen-

det. Die Frau ist heute Morgen unter furcht-
baren Schmerzen gestorben. Der Hauptver-
dacht ruht auf dem Hotelbesitzer und zwei
seiner Bedientesten, die deshalb aüch sofort
eingezogen wurden.

A m e r i k a.

New-Dork, 5. Iuni. Der „Washington
National InleUigencer" sagt: „Wir erfahren
zu unserer Kränkung, daß die schmähliche
Proclamation gegen die Frauen von Newor-
leans echt ist. Es läßt sich gewiß nichts zur
Rechtfertigung von „Damen" sagen, bie auf
die Vorrechte des zarten Geschlechts verzich-
ten, indem sie militärische Fremdlinge auf
der Straße mit .Beleibigungen angreifen;
aber wenn sie die Regeln bes Anstandes ver-
gessen, so ist dieß kein Grnnb, daß ein föbera-
listischer General eben so sehr seine Würde
vergessen soll. Wir freuen uns, anzeigen zu
können, daß General Butler im Militärcom-
manbo der Sladt burch ben Brigabegeneral
Shepley ersetzt ist."

Neueste Nachrichten

Wien, Freitag 20., Iuni. Das Unterhaus
genehuirgte in seiner heutigen Sitzung das
Marinebudget für 1862 nach dem Außschuß-
antrage mit 6 MiUionen als Orbinarium und
7 Miüionen als Ertraordiuarium.

Lvndon, 20. Iuni. In ber gestrigen
Slßiiiig deS Unterhauses constatirte Graf
Russell, daß Englanb die von Dunlop und
Wyke mit Meriko abgeschloffene und zur Be°
stätigung eingeschickle Convention nicht geneh-
migt habe. '

*1-* Karlsruhe, 20. Iuni. In dem
Eisenbahiibaubuoger wurbe uuter Anderem die
Summe von 454,000 fl. geforbert, üm die
Saline Nappenau mittelst einer Pferdebahn
mit der Obenwälder Hauptbahn in Lerbin-
dung zu bringen. Hinsichtlich bieser Pferve-
bahn sind bei der zweilen Kammer cinige
Petitionen von Neckarbischofsheim eingekom-
men, welche um Einhaltung ber in der Re-
gierungsvorlage bezel'chneteu Ll'nie über Neckar-
blschosöheliii nach Waibstadt brtten; ferner
andere Petltlvnen, welche die Linie vou Rap-
penau über SinSheiin nach Meckeöheim be-
fürworten. Nach bem vom Abg. Artaria
erstattelen Couimissionsberichl steüt nun bie
Bubgetkommission den Antrag: unter Ueber-
weisung,bie,er Petitioncn an grvßherzogliche
Regierung zur Kennlnlßnahule dieselbe zu er-
suchen, bevor ein enbgulnger Beschluß gefaßt
wnd, auch die Lliiie von Nappenau über
Sinsheim nach Meckeöheim untersuchen lassen
und unter Darlegung ber Berechnung sür
beide Llüien eine neue Vorlage machen zu
woUen.

Ei'ne Beanstandung der im Budget gefor-
derten 454,000 fl. sindet nicht.statt, indem
dieser Betrag von ber einen wie von der an-
dern Linik in Anipruch geuomuien, ja bei ver
mögllchen Entscheidung sur Slnsheim-Meckes-
heim ein hoherer «löihig wird.

Eine Pclilioil, wetche um eine Bahn von
Tauberbl,chosöhkiui nach Werlheim bittet, ,oll
nach bem Cvmmt,siousairlrag ber großherzogl.
Regierung zur geeignelen Berücksichtigung
fur beu Fall uberwiejeu werben, baß iii Folge
einer. kuustigen Verständigung mit Bayern
einc Foitsetzung bieser Lluie über Milteuberg
nach A,chaffenburg gesichert wäre.

Heidelberg, 16. Juni. (Eingesandt.) Wir sind
ermächügt zu berichten, oaß Fräulein Kathinka
Strauß, frühere. Sängerin an oer italienischen
Oper in Wien und Tochter des rühmlichst bekann-
ten Herrn Hofkapellmeisler Straüß in Karlsrube
beabsichtiyt, in Heidelberg ihren Wohnort zu wäh-
len, um rm Gesang uno Klavierspiel Unterricht m
ertheilen. Ausgezelchnete musikalische Kenntnisse
eine treffliche Gcsangmethode und schöne Stimme
sowre mehrfache Sprachkenntnisse stehen dieser Künst-
terin freundlichst zur Seite, weßhalb wir nicbt zwei-
feln, daß dieselbe hler lhre Anerkennung findcn
wird. Alle diejenigen, wclche von dieser Dame
Unterricht zu erhcüten wünschen, ersuchen wir ae-
fälligst, ihreKarte rn der Musikalienhandlung des
Hrn. Georg Welß medkrzulegen. ^
 
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