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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0051

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EINLEITUNG. XLVII

immer größer, Dorf um Dorf verpfändet und verkauft. Schon war die Hälfte
der Herrschaft verloren, da hatte Diebolt IL auch noch den unglücklichen
Gedanken, sich von dem Erbdienst der Pfalz frei zu machen und dem Pfalzgrafen
Fehde anzukündigen. Dieser — damals Kurfürst Philipp — eroberte i486 nach
sechswöchiger Belagerung die Stammburg, und nun war das unglückliche Ge-
schlecht gänzlich von Haus und Hof vertrieben. Auch die Herrschaft Romberg
sahen sie sich genötigt 1490, die Herrschaft Schenkenzeil 1498 (bezw. 1500) an
die Grafen von Fürstenberg zu verkaufen, deren Gebiet so die wünschenswerte
Abrundung erfuhr. — Kaiser Max erteilte zwar 1500 Gangolf von Hohengeroldseck
die Reichslehen, erst nach Jährzehnten aber gelangte dieser wieder in den Besitz
seiner sehr ruinierten Lande.

Mit der Einnahme der Hohengeroldseck schienen die Bestrebungen des
Pfalzgrafen, sich in der Ortenau festzusetzen, von Erfolg gekrönt, hatte er doch
auch die Hälfte der Landvogtei inne. Da wurde der Sohn Philipps, Ruprecht,
durch seine Ansprüche auf das Erbe Georgs des Reichen von Landshut in den
bayerisch-landshutischen Erbfolgestreit verwickelt, und als er sich weigerte, die
Teilungsvorschläge des Königs Max anzunehmen, wurde über ihn die Reichs-
acht verhängt, die Hälfte der Landvogtei wurde ihm abgenommen, ebenso die
Hohengeroldseck. Letztere war zwar zunächst bis zum Ausgang des Prozesses
mit der Pfalz dem Markgrafen Christoph von Baden zur Verwahrung übergeben,
doch konnte endlich 1511 Gangolf wieder in sein Schloß einziehen.

So war also das Vordringen der Pfalz zurückgedämmt. Die Reichs-
städte der Ortenau hatten den König dabei kräftig unterstützt, dankbar
bestätigte er jetzt ihre alten Rechte, beschränkte auch den Anspruch des Straß-
bürger Bischofs als Pfandherrn auf seinen Anteil an der Reichssteuer und schlich-
tete 1507 auf dem Reichstage zu Hagenau die Streitpunkte zwischen der Stadt
Gengenbach und dem Kloster in einem für erstere günstigen Sinne.

Auch das Haus Fürstenberg, das dem König beigestanden hatte,
wurde belohnt. Die Kinzigtäler Linie war mit dem baulustigen und kinderlosen
Heinrich VI. 1490 ausgestorben, die Besitzungen im Kinzigtal waren wieder mit
den Stammlanden vereint unter den Brüdern Heinrich und Wolfgang, und da
ersterer 1499 starb, in der alleinigen Hand Wolfgangs. Der Vermehrung der
Macht durch den Ankauf geroldseckischer Besitzungen ist bereits oben gedacht
worden. Jetzt erhielt Wolfgang, der in der Ortenau mit gefochten hatte, 1504
die pfälzische Hälfte derselben in Pfand. Er residierte von nun an mit Vorliebe
auf der Burg Ortenberg. Schon fünf Jahre nachher aber starb Wolfgang und
die Lande gingen an seinen Sohn Wilhelm über, der ob seines abenteuer-
lichen und bewegten Lebens, dem die Zimmernsche Chronik ein besonderes
Kapitel widmet, den Namen »der wilde Graf von Fürstenberg« erhielt. Er focht
bald im Dienste des Kaisers, bald in französischen Diensten, dann auf der Seite
Sickingens und wieder 1528 als kaiserlicher Feldobrist in Italien. Für die Sache
 
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