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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0640

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AMT OFFENBURG. — OFFENBURG.

5°9

Das Material sind Bruchsteine, an den Gewänden und skulpierten Teilen roter Material
Sandstein, im Innern teilweise Riegelwände.

Das anstoßende Hintergebäude zeigt im Erdgeschoß und ersten Geschoß noch
die geradsturzigen, teilweise noch mit einem Mittelpfosten versehenen Fenster mit
abgefasten Sandsteingewänden aus dem 16. Jh., im Erdgeschoß auch noch die alte Ein-
teilung (dient als Polizeiwachtstube). Über dem mittleren Doppelfenster desselben im
Sturz ein Stein eingemauert, der nach Walter ehemals am Sturz des hier vorhandenen,
abgebrochenen Portals sich befand, zwischen dem zweimal wiederholten Stadtwappen
die Jahreszahl 1521 und das Zeichen Fig. 282. Heute tritt man zunächst in einen von
einem Kreuzrippengewölbe überspannten Raum, hinter dem ein zweiter, ähnlicher liegt.
Aus dem ersteren gelangt man durch eine Tür mit abgefastem Gewände in die einstige
Torhalle, die — etwa 1,75 m breit und 5,75 m lang — mit einem Netzrippengewölbe
überdeckt ist, dessen schlicht mit einer Hohl-
kehle profilierte Rippen ohne Konsolen in der
Wand verlaufen. Sie haben vier (der fünfte
ist weggelassen) Schlußsteine, an denen das
Stadtwappen, ein Christuskopf, ein Stern und
eine sechsblättrige Rose skulpiert sind. Aus
einer Rippenkreuzung schaut der Kopf des
Künstlers hervor — anders wird er wohl
nicht zu deuten sein —■, der den Bau er-
richtet, und daneben an der Rippe das Meister-
zeichen]) (s. Fig. 285).

Im Hof, an der Rückseite des Neu-
baues, befand sich in achteckigem Türmchen
die Wendeltreppe, der Schneck, die nach / /^~^% =^-^'V^^ Wendeltreppe

Walters Behauptung auf Grund älterer Aus-

' , .„■■-, „, . , .. , , . Fig. zSj. Kopf des Baumeisters, im älteren Teil

sagen aus dem zerstörten Pfalzgebaude hier- & , „ , . -„ ...

0 o\ es J^a"ta/Uses m Offenburg.

her transferiert wurde.2) Nach den über den

»steinenen Schnecken an der Pfalz« erhaltenen Urkunden ist derselbe in den Jahren 1614

und 1615 von »Meister Wendung Götzen dem Bildhauer und Steinmetzen« errichtet

worden, also dem Meister des Renaissancerathausbaues. "Nach Walter fanden sich an

ihm folgende Steinmetzzeichen:

+ $;£U$f $ff fr»

Aus dem Rathaus stammte ein gutes schmiedeeisernes Renaissancetürbeschläg mit Renaissance-

. , , türbeschläg

Knauf, das sich ehemals im Besitze des Kaufmanns Albrecht Fischer befand.

Pfalz und Laube standen noch seit dem Brand in Mauerresten, die mit dem Ein- Hak und Laube
stürz drohten. Endlich 1784 beschloß man daher ihren Abbruch. Interessant ist dabei
der Umstand, daß sich dafür u. a. ein Maurer aus dem Bregenzer Wald Anton Hirschspiel
anbietet, daß also damals noch diese Bauschule bis hierher tätig war. Doch erhielten
die ortsansässigen Meister den Auftrag. Damals erschienen Pfalz und Laube als zwei

x) Von Walter nicht richtig wiedergegeben.
2) Walter, Das Rathaus etc., S. 12.
 
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