Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0641

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5i°

KREIS OFFENBURG.

Salzhaus

Bezirksamts-
gebäude

Gebäude, doch dürfte Walter mit der Ansicht recht haben, daß sie ursprünglich nur
eines bildeten, in dem zu ebener Erde die Brotbänke und Gaden, im oberen Stock die
Pfalzwirtschaft war. Es war ein gewaltiges Gebäude, das nach allem da stand, wo jetzt
das Kriegerdenkmal steht, offenbar in der ersten Hälfte des 16. Jhs. erbaut, denn seit 1565
hören wir in den Protokollen von der »neuen Pfalz«.1) Nach dem Brande erbaute man,
da ein städtisches Wirtshaus Bedürfnis schien, vor diesem zerstörten Bau an der Stelle
des heutigen Drakedenkmals ein neues Gebäude (1727), das jetzt auch verschwunden ist.

Das sogen. Salzhaus, das nach 1786 neu aufgeführt wurde, ist das schlichte Haus
Nr. 65 an der Hauptstraße.

Das heutige Bezirksamtsgebäude, früher der Königshof genannt, wurde als
Amtshof für die Landvogtei unter der Markgräfin Sibylle in dem zweiten Jahrzehnt des
lyKjhs. begonnen.

1712 wurde von dem Amtmann (damals Wilh. Wenger) die Bauung eines herrschaftlichen
Kellers auf dem Amtshof beantragt, »wobei aber die Fundamente dergestalt gelegt werden müssen,
daß mit der Zeit nach Ir. hochfürstl. dchlt. gnädigsten Fürstin und Frau Intention ein Gebäu darauf
gesetzt werden kann«, und er habe »vor nöthig und gut angesehen, daß etwa der hochfürstl. Bau-
meister zu Rastatt heraufgeschickt und durch ihn ein Grundriß und Überschlag gemacht werden
könne«.2) 1714 war alles soweit bereit, daß man hoffen konnte, den Bau fortzuführen und noch im
Sommer unter Dach zu bringen. Am 29. April 1714 berichtet der Amtmann Bree, daß der Bau
zwar zu Anfang gebracht und nach Ankunft des Baumeisters Herrn Rohrer mit dem hiesigen
Maurermeister Dominik Ellmerich der Akkord der Maurer- und Steinhauerarbeit getroffen worden,
doch ergab sich noch eine Schwierigkeit wegen anzukaufender Plätze, die Rohr er notwendig hielt
zum »Embellissement und Commodität des herrschaftl. Baues«. Das Haus auf dem Nebenplatz nämlich
hatte zwei Fenster gegen das Amtshaus, dies sollte aber vorgerückt werden. Endlich konnte man
sich mit dem Besitzer darüber einigen. Auch eine Steingrabe glaubte man eine halbe Stunde
entfernt entdeckt zu haben, »wo große Steine, auch Quader und Platten genugsam überkommen sein.
Die Untertanen seien auch zur Frohn ganz willig und bereit, begehren aber nach alter Gerechtigkeit
täglich 2 Pfund Brod und 1 kr. Geld — Fuhrfrohn aber 4 Pfund Brod und 2 kr. Geld«. Zugleich
schickte man einen Maurermeister nach Schloß Staufenberg, um zu sehen, ob die allda gehauenen
Tür- und Fenstergestelle zum Bau gebraucht werden können. Man fand auch 100 Stück an der
Zahl brauchbar, die man hertransportieren ließ. Am 25. Juli 1715 berichtet der Amtmann dann schon
wegen der Zimmerarbeit, daß der Zimmermann, um deswillen, daß es ein französisches
Dach sei, also eine ihm etwas unbekannte Arbeit etc., sich nicht auf einen Akkord einlassen
wollte. Der Amtmann schlägt darauf vor, daß der Holzbau im Taglohn befördert werde, und hofft
dann, eventuell noch mit Ersparnis, denselben bei einem Meister und elf Gesellen in 40 Tagen zu
perfektionieren; doch müßte man von Seiten der Hof kammer den herrschaftlichen Zimmermeister Josef
Bildstein dazu geben, was geschieht. Am 26. November 1715 überreichte »Michael Ludwig Rohrer
Architectus« einen Bericht über das Fertiggestellte:

1. sind die Circumferenzmauern durch alle zwei Stockwerke bis an das Hauptgesims, wie
auch im unteren und oberen Stock alle steinernen Fenstergestelle verfertigt und versetzt, bis
auf die zwei mittleren Fenster, welche erst mit dem Portal verfertigt werden können, und
die Frontaspitze wird künftig mit dem Hauptgesims fertig;

2. sind die inwendigen Scheide- und Zwerchmauern durch beide Stockwerke gegen die Hälfte
aufgeführt, wie auch die Hauptstiege im unteren Stock;

3. sind die zwei Stiegen in den großen Hauptkeller und in den Amtskeller fertig bis auf das
Bestechen; das große Kellergewölbe müsse noch gewölbt und hierzu aparte Gewölbesteine
gebrochen werden;

») Walter a. a. O. S. 21.

z) Walter, Die Erbauung des Bezirksamtsgebäudes etc., wo alle diesbezüglichen Akten im
Auszug wiedergegeben sind.
 
Annotationen