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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Septemberheft
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Amersdorffer, Alexander: Menzeliana: ein Jugendwerk von Adolf Menzel
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0019

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Erweitert dieses wieder aufgetauchte kleine Werk
znnächst unsere Kenntnis vom ersten malerischen Schaf-
fen Menzels, so ist es doch auch in anderer Hinsicht he-
deutungsvoll: Als Ganzes steht es wohl noch im Bann
der akademischen Kunst vom Anfang des vorigen Jahr-
hunderts, in der geistvollen Behandlung des lichtüber-
fluteten Hintergrundes finden sich aber bereits Züge, die
auf Menzels weitere malerische Entwicklung hinweisen,
auf jene Periode, die 1845 mit dem „Balkonzimmer“ ein-
setzte. Die Distanz ist noch groß, aber Menzels reifen-
des Genie hat sie in wenigen Jahren durchmessen.

II.

6tn Mensels an Dt?. PufKtnann.

Der langjährigen intimen Freundschaft Menzels mit
dem Potsdamer Regimentsarzt Dr. Puhlmann verdan-
ken wir eine Reihe von Briefen, die uns in ihrem köstli-
chen Humor, mit i.hren barocken Einfällen und in ihrem
zugleich verschnörkelten und lapidaren Stil des Meisters
Persönlichkeit menschlich besonders nahe rücken. Ein
bisher unbekannter Brief :;:R, der sich mit der künstle-
rischen Ausbildung von Puhlmanns Sohn Alexis beschäf-
tigt, sei hier mitgeteilt. Er ist sachlich ernst gehalten,
worauf Menzel den Empfänger schon in seiner launigen
Adressierung vorbereitet.

B d. 11 Oct: 1849.

Geliebter Puhlmann!

Was ich schon neulich zur Sprache bringen
wollte, woran aber mich die Kürze der Zeit aucli un-
gerechnete Kranken-Visiten verhinderten muß ich nun
da die Entscheidung drängt hiedurch aussprechen.

Geliebter also offen!

Wenn von meinem speciellen Kunstfach für Alexis
die Frage sein soll, so halte ich auch dafür daß er eher
noch befähigt ist in Landschaftlichem eine Geschick-
lichkeit zu erlangen, (vorausgesetzt großen
F 1 e i ß) als in Figuren. Diese Meinung hat sicli
jetzt bei mir nach allerlei Herumtasten an ihm fest-
gesetzt. Versteht sich werde ich ihn damit er nicht
ganz. fremd darin bleibt, so oft er bei mir ist, in Bezug
darauf besehäftigen. Nun aber zur Hauptsache: ich
höre, für seine Heranbildung im Landschaftsfache ist

**) Die Kenntnis dieses Briefes und die Erlaubnis zu seiner
Veröffentlichung, ebenso die Angaben über Alexis Puhlmann ver-
danke ich der gütigen Unterstützung des Herrn Majors J. von
Stülpnagel, Potsdam.

Schirmer in Vorschlag. Abgesehen davon, daß er
jetzt keine Zeit zu haben geäußert hat; so kann ich
in beiderlei anderen Rücksichten, persönlichen so-
wohl als künstlerischen nicht hiemit einverstanden
sein. Ueber die Letzteren glaube ich gar nicht nocli
nöthig zu haben, mich gegen Dich näher auszulassen;
in Betreff ersterer aber halte ich es auch nicht für
rathsam, die Stärke von Alex’ Naturell, der zwar ein
g u t e r J u n g e ist, an einem in solchem Fall min-
destens wahrscheinlichen Einfluß einer u n t e r n n s
g e s a g t doch wunderlichen Persönlichkeit zu pro-
biren. Wobei noch Alex’ Jugend in Anschlag kommt.
Wenn meine Meinung in dieser bedeutenden Ange-
legenheit eine Stimme hat, so wiirde ich mich unbe-
denklich in künstlerischer wie menschlicher Rück-
sicht für Biermann erklären. ich habe ihn über An-

nahme eines Schülers, der vom Fach werden soll,
vorläufig aber ohne Nennung eines Namens befragt,
und eine bejahende Antwort erhalten. Die Bedingun-
gen habe ich Alex gesagt. So ist meine Ueber-
zeugung.-

Ueber unser Leben und Befinden wird Euch Alex
berichten, ich weiß nur unsere herzlichsten
i n n i g s t e n G r ü ß e und Küsse zuzufügen.

Dein Adolpli.

Ob Menzels Rat befolgt wurde, ist liiclit nielir fest-
zustellen. Alexis Puhlmann (geboren 1832) studierte
1848 bei dem Potsdamer Landschaftsmaler Wegener, in
den 70er Jahren stellte er mehrfach in Berlin und Dres-
den aus, doch blieb er ziemlich unbekannt. Später nach
Brasilien ausgewandert, scheint er dort vor mehreren
Jabren verstorben zu sein.

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