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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Septemberheft
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Cartellieri, Otto: Carl Fohr: Ausstellung im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0029

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war die Neckarstadt auch der Ausgangspunkt eines
früh vollendeten: des genialen Carl Fohr. Ihm, der mit
dreiundzwanzig Jahren seinen Tod in Rom fand, gilt die
Ausstellung, die dieses jahr Dr. Lohmeyer irt dem Kur-
pfälzischen Museum der Stadt Heidelberg veranstaltet.

Georg Wilhelm Issel, der Heroid deutscher Waldes-
herrlichkeit, kam häufig von Darmstadt nach Heidel-
berg, um Motive für seine zarten, duftigen Landschaften
zu suchen. Wie staunte er, als er bei einem Ausflug im
Jahre 1810 auf der Stifte Neuburg, der Romantiker-
klause des Rates Schlosser, einen Knaben zeichnend
fand, dessen außerordentliche Begabung ihm sofort auf-
fiel: Für Carl Fohr liatte die Schicksalsstunde ge-
schlagen!

Am 26. November 1795 in Heidelberg als Sohn

den Harnische und eigenartigen teutschen Trachten.
Zahlreiche Blätter entstanden. Man sieht den Anfänger
noch im Banne der Vedute. Bald legte er aber die Fes-
seln ab und trachtete wißbegierig, überail Neues zu 1er-
nen. Bei Issel, dem Verehrer der alten Niederländer,
achtete er auf den großartigen Baumschlag und bei
Kobell auf die Staffage, bei Strüdt sah er sich das eigen-
artig grünliche Kolorit ab. Allmählich bildete er sicli
aber seinen eigenen Stil. Auch er forschte mit Vorliebe
nach stillen Winkeln und verborgenen Plätzchen. Auch
er huldigte der Landschaft, voll von „jener Andacht
zum Unbedeutenden“, von der Boisseree sprach, und
vertiefte sich liebevoll in das Leben der Bäume, Sträu-
cher und Pflanzen. Nichts erscheint ihm zu unwichtig
oder unbedeutend. Wie hübsch sind schon die Stücke,

Carl Fohr, Heidelberg zwischen Edelkastanien

eines Sprachlehrers geboren, zeigte Carl Fohr bereits
als Kind ein großes Zeichentalent und wurde, wie so
viele andere, ein Schüler Friedrich Rottmann’s, der da-
mals den Unterricht an der Universität erteilte, brav
und ordentlich in seiner Art, aber auch nüchtern und
langweilig. Wie gut aber für den fünfzehnjährigen Kna-
ben, daß er so früh an Issel einen verständnisvollen För-
derer fand, der ihm einen weiteren Horizont eröffnete.

Issel nahm Fohr nach Darmstadt mit und führte ihn
bei Bekannten ein, so bei dem Pädagogen Dieffen-
bacher, dem der schöne Nachruf zu danken ist. Er be-
wahrte den keineswegs mit Glücksgütern Gesegneten
vor finanziellen Sorgen, indem er auf den Vielverspre-
chenden namentlich die Aufmerksamkeit der Erb- und
Großprinzessin Wilhelmine, der Enkelin des Groß-
herzogs Karl Friedrich von Baden, lenkte. Mit uner-
müdlichem Eifer machte Fohr landschaftliche Studien,
wanderte bergauf, bcrgab im Odenwald, streifte umher
auf den Hängen der Bergstraße mit ihren verfallenden
romantischen Burgen und betrachtete voller Ehrfurcht
in der gräflichen Sammlung in Erbach die schimmern-

die er für das Rheinische Taschenbuch (Jahrgang
1813—1817) beisteuerte!

Bis zum Frühjahre 1815 war Fohr „ein Zögling der
Natur“. Nach kurzern Aufenthalt in Heidelberg ging er
dann noch im Jahre 1815 nach München, ohne aber bei
den dortigen unerfreulichen Verhältnissen, den Streitig-
keiten zwischen dem Direktor der Akademie Langer
und dem Direktor der Galerie Mannlich das zu finden,
was er nötig hatte. Langer pries einseitig die Natur,
Mannlich die alten Meister. Bald fand Folir auch in Mün-
chen seine eigenen Wege und ließ sich durch den Casse-
ler Ludwig Ruhl in die Geheimnisse der Oelmalerei ein-
führen. Eine Studienfahrt nach Tirol führte ihn bis Vene-
dig und von dieser „herrlichen Meeresstadt“ über die
„fürchterlich hohen Illyrischen Gebirge“ über Salzburg
nach Münclien zurück. Die Mappe voll der schönsten
Studien, kehrte Fohr nacli Heidelberg zurück und be-
mühte sich hier, auch die großen Lücken in seiner Bil-
dung auszufüllen. Er hörte an der Universität und ver-
tiefte sich in die alten Märchen und Sagen. Wie hübsch
wird sein Verkehr mit den Teutonen geschildert, den

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