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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Novemberheft
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Bode, Wilhelm von: Die Versteigerung der Wiener Kunstsammlungen Camillo Castiglioni, [2]: bei Frederik Muller & Cie. in Amsterdam am 17. - 20. November 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0111

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Die Declieigetmng dec lüienec Kunüfammlungen

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II.*)

\l\ it welcher Energie Camillo Castiglioni das Sam-
meln betrieb, verrät vor allem seine Sammlbng
von Bronzen. Br hatte gleichzeitig mit dem Stamm sei-
ner Bilder, Skulpturen und Ausstellungsstücke aus den
Versteigerungen R. v. Kaufmann, Ci. Salomon, v. Rho
und mit dem Palais Miller aueli cine Anzahl alter Bronzen
erworben. Sie hatten sein Interesse besonders erregt.
Daher bat er mich vor etwa vier oder fünf Jahren, ihm
einen jüngeren Berliner Kunsthistoriker, womöglich eine
Darne, die ja bekanntlich am fleißigsten arbeiteten, für die
Katalogisierung seiner Bronzen zu empfehlen; in Wien
sei leider niemand, der dazu imStande sei. Ich konnte ihffi
nur darauf antworten, daß auch bei den Wienern der
„Prophet im Vaterlande“ nichts zu gelten scheine.
Wien besitzt in Hofrat Julius von Schloßer einen Pfad-
finder im Studium der Kleinplastik in Bronze, in seinem
Assistenten Dr. L. Planiscig seinen rüstigen Schüler und
Mitarbeiter und — wenn er durchaus eine Dame
wolle — in Frau Dr. Tietze-Conrad eine ebenso gelehrte
wie fleißige Forscherin, namentlich im Gebiete der späte-
ren Bronzeplastik. Bald darauf wurde Dr. Planiscig
Generaldirektor der Sammlung Castiglioni, und schon
1923 erschien sein großes Prachtwerk iiber die Bronze-
sammlung Castiglioni, die sich durch die Bcmüliuugeu

i!:) Siehe „Der Kunstwanderer“, Oktober 1925.

von Planiscig in wenigen Jahren um eine Anzahl beson-
ders guter Stücke vermehrt hatte. Die Behauptung, die
man seit Jahren in Kunstkreisen liört, daß gute Bronzeti
nicht mehr im Handel vorkämen, ist nur in sehr be-
schränktem Sinne richtig, wie die Sammlung Castiglioni
beweist. Sie sind nur elend teuer geworden und kommen
daher vorwiegend nur in großen Versteigerungen oder
vereinzelt bei den größten Händlern vor. Freilich sind
Sammlungen, wie die von John P. Heseltine, von J. Pier-
pont Morgan, von R. v. Kaufmann u. a. während und
nach dem Kriege verkauft worden, aber es gibt auch
heute noch einige ebenso bedeutende Privatsammlungen
kleiner Bronzen, namentlich in Paris und London, darun-
ter die weitaus bedeutendste, die je zusammengebracht
worden ist: die Sammlung des verstorbenen Gustave
Dreyser. Der Verkauf einer solchen Sammiung, wie
er sich hier bietet, ist die seltene und günstige Gelegen-
heit, nach dieser Richtung noch ganz Gutes zu erwerben.

Neben einigen guten, aber uicht grade hervorragen-
den antiken Bronzen und Aquamaniien, sei cin trefflicher
kleiner Krucifixus des XIII. Jahrhunderts hervorgeho-
ben. Wenn man etwa ein Dutzend reclit interessante;
Mörser des 15. und 16. Jahrhunderts und einige Kasten,
Tintenfässer und Fragmente ausscheidet, bleibt noch
die stattliche Zahl von rund 80 Statuctten dcr Renais-
sance. Am Anfang und aucli nach seiner Bedeutung

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