dern, indem er einige der importantesten Zeugnisse die-
ser lange von der Kunstforschung vernachläßigten wich-
tigen Gattung der Malerei des späteren Mittelalters ftir
das deutsche Museum erworben hatte, wie die Rund-
fenster des späteren 12. Jahrh. aus Ingelheim, die vier
Glasgemälde mit dem Marienleben der Schule von Dijon
um 1440, die schönsten der aus der Karthause bei Frei-
burg stammenden Baldungscheiben, die er auf der Auk-
tion Douglas ersteigerte, ferner eine Anzahl der heute
noch bei Weitem nicht genügend eingeschätzten Rund-
scheiben in Graumalerei, von denen einige der hüb-
schesten aus Bodes Arbeitszimmer in der Villa in der
Uhlandstraße dem Deutschen Museum zugefallen sind.
Bodes Weitblick konnte ich abennals beobachten bei der
Bearbeitung eines anderen wichtigen zwischen der
Malerei und dem Kunsthandwerk mitten drin stehenden
Kunstzweigs, der Bildwirkerei, da er einige der bedeu-
tendsten Zeugnisse deutscher und niederländischer Bild-
teppichkunst für das Kaiser-Friedrich-Museum erwarb.
Bode stellte die von ihm erworbenen Stücke zur Publi-
kation stets lieidlos zur Verfügung. Ein weiterer Fall,
wie tatkräftig Bode eingriff, wenn wissenschaftliche In~
teressen zu fördern waren — ich habe ihn hier neulich
in anderem Zusammenhange erwähnt — ist sein un-
mittelbares Eingreifen beim Kaiser, als sich den Auf-
nahmen in den kaiserlichen Schlössern Schwierigkeiten
in den Weg stellten, wodurch Bode mir die Herausgabe
einiger von den Baumeistern und Handwerkern äußerst
geschätzter Publikationen ermöglichte.
Diese persönlichenErlebnisse,die ich durch zahlreiche
Eindrücke meiner gleichaltrigenFachgenossen undKolle-
gen erweitern könnte — insbesondere erinnere ich micli
der Dankbarkeit, die damals mein mit mir als Hilfsarbei-
ter zusammen arbeitender Freund Willy Valentiner in
jenen schwierigen Anfängerjahren Bode gegenüber für
vielfältige Förderung empfand — ich kann diese persön-
lichen Erlebnisse ruhig verallgemeinern, wenn ich aus-
spreche, daß Bode den ernsthaften und ehrlichen Bestre-
bungen der jüngeren Generation stets die wärmste Teil-
nahme entgegengebracht hat. Häufig auch dann, wenn
die jüngeren Forscher durch die Richtung der Zeit auf
andere Wege geführt wurden, als sie die Epoche Bodes
in unserem Alter ging. Die lebendige Beziehung Bodes
zu dem jüngeren Geschlecht verdient deshalb besondere
Betonung, weil nach der Staatsumwälzung häufig der
Vorwurf zu hören ist, es sei ein Fehler gewesen, die älte-
ren Vertreter nicht vollständig zu beseitigen, indem da-
durch der freien Entwicklung der schöpferischen Kräfte
nicht genügend freie Bahn eröffnet worden sei. Wenn
man aber die Wirksamkeit mancher Vertreter unserer
jüngeren KunstÄstorikergeneration beobachtet, die nach
und teilweise infolge der Staatsumwälzung in einfluß-
reiche Verwaltungsstellen gelangt sind und auch von den
teilweise törichten, jetzt bereits überwundenen Neu-
erungsversuchen und den Verirrungen des Kunst-
geschmacks ganz absieht, so begegnet man häufig einem
überheblichen Amtston, einem anmaßenden Bürokratis-
mus, wogegen die Leidenschaft fiir die Sache, die Frische
der Empfindung des achtzigjährigen Bode auffallend ab-
sticht. Man findet bei den in administrative Stellungen
gelangten jüngeren Kunsthistorikern vielfach eine jeder
Kollegialität Hohn sprechende Richtung gouvernemen-
talen Dünkels, die sich allzu leicht in das Gewand der
,,Staatsautorität“ hüllt, die „Insolence of office“ um mit
Shakespeare zu sprechen, die geradezu eine Gefahr für
die freie Entwicklung der schöpferischen Kräfte in
Wissenschaft und Kunst darstellt, und die, muß ich
sagen, den Berufsjuristen niemals in dem Grade eigen
war. Während ein Mann wie Bode in hohem Maße die
Dürer, Bildnis des Hieronymus Holszschuher
dem Führer eines vielgliedrigen Organismus notwendige
Eigenschaft besaß, einer möglichst großen Zahl ver-
schiedenartiger Begabungen die Möglichkeit zur Entfal-
tung ihrer Kräfte zu verschaffen — die Blüte, zu der alle
Abteilungen der Museen unter ihm gelangt, die große
Zalil wissenschaftlicher und volkstümlicher Publikatio-
nen, die ins Leben getreten, sind dafür Zeugen — streben
die neuen jungen Männer sehr häufig nach einer diktato-
rischen Behandlung der Personen und Sachen, deren
Endresultat Destruktion der Zusammenarbeit, ja, die
Ertötung alles Fortschritts ist. Selbst die Aufgabe der
Volksbildung durch die Museen, die als eine angeblich
neue Forderung der neuen Zeit unterstrichen worden ist,
wird mit weniger Erfolg betrieben als früher nnd ist in
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ser lange von der Kunstforschung vernachläßigten wich-
tigen Gattung der Malerei des späteren Mittelalters ftir
das deutsche Museum erworben hatte, wie die Rund-
fenster des späteren 12. Jahrh. aus Ingelheim, die vier
Glasgemälde mit dem Marienleben der Schule von Dijon
um 1440, die schönsten der aus der Karthause bei Frei-
burg stammenden Baldungscheiben, die er auf der Auk-
tion Douglas ersteigerte, ferner eine Anzahl der heute
noch bei Weitem nicht genügend eingeschätzten Rund-
scheiben in Graumalerei, von denen einige der hüb-
schesten aus Bodes Arbeitszimmer in der Villa in der
Uhlandstraße dem Deutschen Museum zugefallen sind.
Bodes Weitblick konnte ich abennals beobachten bei der
Bearbeitung eines anderen wichtigen zwischen der
Malerei und dem Kunsthandwerk mitten drin stehenden
Kunstzweigs, der Bildwirkerei, da er einige der bedeu-
tendsten Zeugnisse deutscher und niederländischer Bild-
teppichkunst für das Kaiser-Friedrich-Museum erwarb.
Bode stellte die von ihm erworbenen Stücke zur Publi-
kation stets lieidlos zur Verfügung. Ein weiterer Fall,
wie tatkräftig Bode eingriff, wenn wissenschaftliche In~
teressen zu fördern waren — ich habe ihn hier neulich
in anderem Zusammenhange erwähnt — ist sein un-
mittelbares Eingreifen beim Kaiser, als sich den Auf-
nahmen in den kaiserlichen Schlössern Schwierigkeiten
in den Weg stellten, wodurch Bode mir die Herausgabe
einiger von den Baumeistern und Handwerkern äußerst
geschätzter Publikationen ermöglichte.
Diese persönlichenErlebnisse,die ich durch zahlreiche
Eindrücke meiner gleichaltrigenFachgenossen undKolle-
gen erweitern könnte — insbesondere erinnere ich micli
der Dankbarkeit, die damals mein mit mir als Hilfsarbei-
ter zusammen arbeitender Freund Willy Valentiner in
jenen schwierigen Anfängerjahren Bode gegenüber für
vielfältige Förderung empfand — ich kann diese persön-
lichen Erlebnisse ruhig verallgemeinern, wenn ich aus-
spreche, daß Bode den ernsthaften und ehrlichen Bestre-
bungen der jüngeren Generation stets die wärmste Teil-
nahme entgegengebracht hat. Häufig auch dann, wenn
die jüngeren Forscher durch die Richtung der Zeit auf
andere Wege geführt wurden, als sie die Epoche Bodes
in unserem Alter ging. Die lebendige Beziehung Bodes
zu dem jüngeren Geschlecht verdient deshalb besondere
Betonung, weil nach der Staatsumwälzung häufig der
Vorwurf zu hören ist, es sei ein Fehler gewesen, die älte-
ren Vertreter nicht vollständig zu beseitigen, indem da-
durch der freien Entwicklung der schöpferischen Kräfte
nicht genügend freie Bahn eröffnet worden sei. Wenn
man aber die Wirksamkeit mancher Vertreter unserer
jüngeren KunstÄstorikergeneration beobachtet, die nach
und teilweise infolge der Staatsumwälzung in einfluß-
reiche Verwaltungsstellen gelangt sind und auch von den
teilweise törichten, jetzt bereits überwundenen Neu-
erungsversuchen und den Verirrungen des Kunst-
geschmacks ganz absieht, so begegnet man häufig einem
überheblichen Amtston, einem anmaßenden Bürokratis-
mus, wogegen die Leidenschaft fiir die Sache, die Frische
der Empfindung des achtzigjährigen Bode auffallend ab-
sticht. Man findet bei den in administrative Stellungen
gelangten jüngeren Kunsthistorikern vielfach eine jeder
Kollegialität Hohn sprechende Richtung gouvernemen-
talen Dünkels, die sich allzu leicht in das Gewand der
,,Staatsautorität“ hüllt, die „Insolence of office“ um mit
Shakespeare zu sprechen, die geradezu eine Gefahr für
die freie Entwicklung der schöpferischen Kräfte in
Wissenschaft und Kunst darstellt, und die, muß ich
sagen, den Berufsjuristen niemals in dem Grade eigen
war. Während ein Mann wie Bode in hohem Maße die
Dürer, Bildnis des Hieronymus Holszschuher
dem Führer eines vielgliedrigen Organismus notwendige
Eigenschaft besaß, einer möglichst großen Zahl ver-
schiedenartiger Begabungen die Möglichkeit zur Entfal-
tung ihrer Kräfte zu verschaffen — die Blüte, zu der alle
Abteilungen der Museen unter ihm gelangt, die große
Zalil wissenschaftlicher und volkstümlicher Publikatio-
nen, die ins Leben getreten, sind dafür Zeugen — streben
die neuen jungen Männer sehr häufig nach einer diktato-
rischen Behandlung der Personen und Sachen, deren
Endresultat Destruktion der Zusammenarbeit, ja, die
Ertötung alles Fortschritts ist. Selbst die Aufgabe der
Volksbildung durch die Museen, die als eine angeblich
neue Forderung der neuen Zeit unterstrichen worden ist,
wird mit weniger Erfolg betrieben als früher nnd ist in
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