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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Juniheft
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Schneider, Max: Wege und Ziele der neuen Porzellankunst
DOI Artikel:
Franck, Philipp: Vom alten Steinle
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0459

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ausgehen soll, die Porzellanfläche lediglich als maleri-
schen Untergrund zu behandeln. Aufgabe der Porzellan-
dekoration sei nur die Betonung und Hervorhebung der
Form so, daß ihre Feinheiten auch für das ungeübte
Auge wahrnehmbar sind. Wo der Dekor überhaupt nicht
benötigt wird, soll völlig auf Bemalung verzichtet wer-
den. Wo aber die Bemalung eine künstlerische Auf-
gabe zur Vollendung und Vervollkommnung des gesam-
ten Werkes zu erfüllen hat, da soll sie hinzutreten als
eine Hilfskunst, die sich der formschaffenden Kunst
unterzuordnen hat. Daher beschränke sich die Dekor-

arbeit auf eine verhaltene, wohlabgestimmte Staffage
des Figürlichen.

Bei der Reformierung der Dekorkunst ist nicht auf
der Palette zu beginnen, sondern bei der Naturfarbe des
Porzellans, denn jede echte Porzellanmalerei muß die
natürliche Porzellanfarbe mitklingen lassen und auf sie
abgestimmt sein. Es soll der kühle graublaue Farbton,
den das Hartporzellan meist aufweist, ersetzt werden
durch einen weichen Elfenbeinton, der bei dem Hart-
porzellan durch sorgfältige Regelung des Brenn-
prozesses zu erzielen ist.

Ph. Kittler
Läufer

Ausstellung der

Porzellanmaiiiifaktur Roseulhal

Dom alten Steinle

oon

PbÜtpp füanck

l-H s scheint mir kein Zufall zu sein, daß ich im letzten

Jahrzehnt immer öfter an meinen ersten Lehrer,
den alten Fduard von Steinle denken muß. Er war der
erste große Mann, der in mein Leben trat und wir, die
Schüler des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am
Main, haben ihm wirklich voller Ehrfurcht und Anbe-
tung ,,Zu Füßen gesesserU. Auch rein vom äußerlichen
her bewunderten wir ihn. Er war mittelgroß, zierlich
und schlank, hatte eine Hakennase, schmale Wangen
und langes, weißes Künstlerhaar. Wenn der damals
67jährige den schwarzen Frack anhatte mit dem Or-
densstern an der Brust — dem österreichischen wohl,
der ihm den persönlichen Adel eingebracht hatte, „Edu-
ard, Ritter von Steinle“, ebenso wie bei Eührich und
Schwind —, so verspürten wir einen Haucl des Vor-
nehm-Geistigen; wie ein Kiinstler-'Minister von Goethes
Art kam er nns vor. Auch sein Wiener Dialekt gefiel
uns ausgezeichnet.

Freilich, das was er lehrte, betrachtete ich doch
bald mit gemischten Gefühlen. Dazu kam, daß ich nicht
eigentlich Steinleschüler war, sondern nur Schüler eines
Schüiers von Steinle, des Malers Heinrich Haßelhorst.

Nur des Abends korrigierte Steinle selbst uns allen den
Akt. Aber von den eigentlichen Steinleschülern hörten
wir viel von ihm und es vereinfachte für uns die An-
gelegenheit unserer beginnenden Opposition sehr, daß
diese direkten Schüler Steinles zur damaligen Zeit nicht
übermäßig begabt waren. Um so mehr befolgten sie
daher getreulich die Steinleschen Lehren. Boshaft sag-
ten wir aber oft: Talentlos wie ein Steinleschüler. Ganz
mit Unrecht, denn eine Generation vorher war Sir Fre-
derick Leighton längere Jahre sein Schüler gewesen.
Von Frankfurt aus ging Leighton dann nach London und
von ihm gingen sicherlich auch Steinlesche Einflüsse
auf die Präraffaeliten über. Ich sah noch eine Leigh-
tonsche Madonna in Aquarell von hoher Schönheit in
Steinles Besitz, die die Steinleschüler wacker kopierten.
Denn das Kopieren war die hauptsächlichste Tätigkeit
der Steinleschüler und es nahfi mancherlei Formen an.
So wurde z. B. ein Holzschnitt von Burckmair zn einem
mannshohen Karton vergrößert, mit festen Konturen
aufgezeichnet und diese Umrisse durften dann mit Far-
ben nach eigner Walil ausgefüllt werden. Das war so
ziemlich alles, was mit der Farbe gemacht wurde und

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