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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: William Straube
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0056

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William Straube.

Von den Sonderbündlern selbst, d. h. von den jnngen Düsseldorfer Künstlern, denen wir die Kölner Sonder-
schau dieser Bewegung mit all ihrer Hitze, dem Übereifer und den unleugbaren Mißgriffen verdanken, sehen wir
eigentlich nur ihren Führer Deußer in einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem neuen Prinzip begriffen,
und auch, was die jungen Hitzköpfe aus München und Berlin an verblüffenden Leistungen beibringen, ist nur in
einem Bruchteil bis zu dem Ernst und der Bedeutung gekommen, die ein allgemeines Interesse der Kunstfreunde
beanspruchen können. Wie er sich räuspert und spuckt, der wildgeniale Holländer van Gogh, das wird etwas reich-
lich viel von leichtsinnigen und großspurigen Mitläufern abgeguckt.
Um so sympathischer berührt die Treue und Sachlichkeit, mit der sich der Coblenzer William Straube, un-
gedeckt durch einen Genossenkreis mitstrebender Freunde, wie ihn seine Kollegen in den eigentlichen Kunststädten
von selber finden, um wirkliche Resultate bemüht. Wer ihm die Beliebtheit seiner früberen Art — in der er sich
sicher als ein eigentümlicher Künstler bewäbrte — in Rechnung stellt und bedenkt, daß ihm die entschlossene und rast-
lose Hingabe an ein neues Ideal mehr oder weniger den Boden seiner äußeren Existenz ins Wanken gebracht hat:
dem bietet er ein Beispiel von künstlerischem Idealismus, wie wir ihn in der Leidensgeschichte bedeutender Künstler
immer wieder mit Rührung wahrnehmen ohne zu bedenken, daß wir es doch selber sind, die mit unserem eigenen
Geschmack nicht sogleich folgen können und dadurch also ihrer Entwicklung hinderlich sind. Denn da die Kunst nicht
nach Brot gehen soll, der Künstler aber zu essen genötigt ist, pflegen materielle Sorgen sich um so peinlicher ein-
zustellen, je energischer und treuer ein Künstler seinen: Ideal dient. W. Schäfer.

William Straube. Bildnis.
 
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