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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: William Straube
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0055

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William Straube.


William Straube.

Bildnisstudie.

Kunstfreund
Frage mehr
daß es sich
nur um eine
noch um die

satz zur malerischen,
barocken Helldunkel-
Malerei der letzten
Jahrhunderte mit all
der Leidenschaft und
dem Übereifer neuer
Entdeckungen hinge-
geben haben: kann
es für den aufmerk-
samen
keine
sein,
weder
Mode
Nachahmung irgend
welcher Vorbilder
handelt — obwohl
beides wie bei jeder
derartigenBewegung
mitspricht — sondern
daß mit einer un-
gewöhnlich heftigen
Bewegung derKampf
um ein neues Prin-
zip der Malerei be-
gonnen hat. Ob die
vorläufigen Resulta-
te dieser Bewegung
dem Geschmack des
Einzelnen zusagen
oder nicht, das kann
nichts an der Tat-
sache ändern, daß die
Bewegung da ist; so
erwächst dem Kunst-
freund, der auch in
den Aeitbewegungen
keit zu gewinnen, die ,
geschickte Gruppierung der Figuren im Bild gemeint, wie sie auch dem Photographen zugänglich ist, sondern eine
thematische Verarbeitung der Töne und Linien, wie sie jedermann aus der Musik kennt. Ein Bild im Rahmen soll
nicht ein Loch vorstellen, durch das man täuschend bis zur Illusion ein Stück Natur sieht, sondern es ist in sich selbst
ein harmonisches Gebilde von Farbenflächen rind Linien, das auf die Fläche beschränkt ist und daraus seinen Stil
gewinnt. Es handelt sich nicht darum, etwas möglichst getreu abzumalen, sondern eine sinnfällige Anschauung der
Natur aus ihrem ornamentalen Wesen darzustellen. Wie die Linien einer Landschaft, einer Figur sich finden, wie
ihre Farben die Melodie dieser Linien instrumentieren: das ist es, was ihren Eindruck auf unser Auge und auf
unsere Seele ausmacht, und diesen Eindruck möchte der Künstler sinnfällig geben. Nach einem leidenschaftlichen
Studium der farbigen Lichtverhältnisse in der Natur ist die thematische Grundlage aller Bildmalerei neu begriffen
worden, so daß wir die junge Malerei in Europa als eine einzige Komponierschule eifrig bei der Arbeit sehen.

die wir aus der einzelnen Betrachtung den Dingen zusprechen müssen, sondern die das wechselnde Licht des Tages
den Dingen gibt — das grüne Licht der Frühe oder das tiefe Gold des Abends. Aus farbigen Klängen, seinem
Temperament entsprechend meist schärfster Art, baute er seine Kompositionen, die lange Zeit — wie die Arbeiten
manches anderen Großen, z. B. des Dichters Heinrich von Kleist, dem er im Temperament wie im Schicksal ähn-
lich ist — als die Arbeiten eines Verrückten galten, bis ihre Bedeutung zu einer Geltung kam, die sich beute in den hohen
Preisen des europäischen Kunsthandels entschieden genug ausspricht. Was daran Mode scheint, ist nichts als der gleiche
überraschende Vorgang, der sich in der Anerkennung der ehemals gleichfalls verkannten Rembrandt, Franz Hals,
Böcklin, Hodler, Beethoven, Wagner, Kleist, selbst Shakespeare ähnlich vollzog und der stets mehr oder weniger einen
grundsätzlichen Wechsel der Kunst- und Weltanschauung in sich schließt.
Seitdem die Sonderbund-Ausstellung in Köln zum erstenmal nicht nur in Deutschland sondern überhaupt
eine Sammlung derjenigen Maler versucht hat, die sich der neuen Lehre der farbigen Bildkomposition im Gegen-
der Kunst das Dau-
ernde d. h. das sucht,
was durch seinen or-
ganischen Ursprung ei-
ne Anwartschaft dar-
auf zu haben scheint,
Geltung in der Kunst-
geschichte zu gewin-
nen, wohl oder übel
die Aufgabe, auch
seinerseits mit seinen:
Verständnis dem un-
gewöhnlichen Schritt
der Kunst nachzu-
kommen.
Was dieses Ver-
ständnis über das
neue Mittel der far-
bigen Komposition
hinaus erschwert und
Vielen unmöglich
macht, ist eine offen-
bare Mißachtung des
Gegenstandes, die bei
den Mitläufern oft
genug eine peinliche
und auch lächerliche
Form annimmt, aber
grundsätzlich verständ-
lich ist. Handelt es
sich doch nicht nur
darum, die Mittel der
Komposition zu an-
dern, sondern über-
haupt wieder eine
Grundlage der künst-
lerischen Bildhaftig-
nicht zum wenigsten bei den Impressionisten verloren ging. Damit ist nun nicht etwa eine

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