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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Meßlény, Richard: Giovanni Giacometti
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0137

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Giovanni Giacometti.

Mann mit Bart.

Giovanni Giacometti.
/rrs gibt Maler, die dazu reizen, von ihren Werken, von den Problemen ihres Schaffens zu schreiben,
das Geschaute ins Begriffliche zu übersetzen; andere wieder, die ein entgegengesetztes Verlangen
einflößen: schauen, schweigen, selig sein, man mag einfach nicht. Es ist alles so schön und gut,
wie es ungesagt da liegt, daß man sich bloß ftillblöd in sich Hineinsreuen möchte, etwa wie man an
einem schönen Apriltag am Como stehen mag und vier Stunden lang dem Pescatore zusieht, der
alle Jubeljahr einmal ein armseliges Fischlein aus dem grausilbernen Wasser zieht — und vier
Stunden lang kommt einem vor Wohlsein nicht der Schimmer eines Gedankens. So ähnlich gehts
mir vor Giacometti. Gewiß, wenn man wollte, könnten einem dabei ganz kluge Dinge einsallen,
die aneinandergereiht einer Entwicklungsdarstellung nahekämen. Es ließ sich ganz gut in eine Kette
bringen: wie der junge Giacometti in Segantinis Nähe Malerei, Aussprache menschlichen Lebens-
inhaltes in Linie und Farbe mit der verwickelten Problematik experimenteller Optik verwechselt, wie
ihm dann die Ahnung des Einfachen, der ungeheure Unterschied, ja der Gegensatz zwischen Virtuosität
und Kunst aufgeht, wie er sich feine Lehrjahre gestaltet, nach Rom pilgert und nach Paris — wie
so viele andere; wie er sein Reisejournal auf die Leinwand malt, man möchte lieber fagen schreibt,
genau so bedeutungslos wie die übrigen, so farblos, so matt, nur etwas Heller, nicht gar so schmutzig.

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