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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schmidt, Paul Ferdinand: Ein Museum, wie es sein soll: Zur Neuordnung des Frankfurter Kunstgewerbe-Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0407

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Das Frankfurter Kunstgewerbe-Museum. Raum VIII. 18. Jahrh. Porzellan.

Ein Museum, wie es sein soll.
Zur Neuordnung des Frankfurter Kunstgewerbe-Museums.

an hat selten einen so reinen Genuß in einem
Museum wie in der neugeordneten und er-
weiterten Kunstgewerbesammlung von Frank-
furt a. M. Schon früher, als die neuen Sale noch nicht
hinzugekommen waren und nicht alle Dinge sich nach
Gebühr entfalten konnten, mußte man immer wieder
denken: wenn doch alle Museen so waren! So klar
geordnet, so künstlerisch und sachlich zugleich aufgestellt,
so einladend im besten Sinne des Wortes! Dann wäre
es eine Freude, in Galerien zu wandern und sich von
ihnen belehren zu lassen; anstatt, wie es jetzt in den
meisten noch der Fall ist, vor der Überfülle der Gesichte
und trotz allem gähnenden Langeweile zu erschrecken
und sich scheu nur dem höflichen Zwange der Bildung
zu unterwerfen, die da befiehlt: das muß der gebildete
Mensch gesehen haben. Und jetzt, nach der Neueinrich-
tung, kann man vollends nicht genug Worte finden, um
auszusprechen, wie schön, wie mustergültig diese Samm-
lung in jeder Hinsicht wirkt.
Selbstverständlich ist ein so organisches Gebilde die
Tat eines Einzigen, eines wahrhaft künstlerisch empfin-
denden Gelehrten, des Direktors v. Trenkwald, der
die Gelegenheit benutzte, als die Kunstgewerbeschule

einen Anbau erhielt, den bisher von ihr eingenommenen
Südflügel seines Geschosses dem Museum anzugliedern
und damit eine durchgreifende Neuaufstellung seiner
Schätze zu verbinden. Jetzt nimmt das Kunstgewerbe-
museum das gesamte Obergeschoß in dem Bau der
Polytechnischen Gesellschaft ein, der hufeisenförmig zwei
Flügel nach dem Garten hinausstreckt; 18 Räume,
dazu zwei Äusstellungssäle.
Der Charakter dieses feinen und vornehmen Museums
wird durch seinen geringen Umfang und die Reife
der Auslese bestimmt, die Direktor v. Trenkwald von
Anbeginn sorgfältig gewahrt und gepflegt hat. Ein
sehr großer Vorteil: denn so wird auf knappem Raun:
ein übersichtliches, klar gegliedertes Gebilde geschaffen,
das sich weit entfernt hält von dem ermüdenden Reichtum
großer Galerien. Die Sanunlungen werden nicht mehr
vermehrt, sondern nur noch ergänzt, das Vorhandene
bei guter Gelegenheit durch Besseres ersetzt; und bei
reichlichem Material, wie z. B. in der Stoffsammlung,
wird Schau- und Studiensammlung getrennt lind mit
dem Ausgestellten gewechselt. Nur so ist es möglich,
diese Übersichtlichkeit und diese Sachlichkeit zu wahren
und die leitenden Prinzipien rein durchzuführen, die


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