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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Gischler, W.: Zu den Radierungen von Hermann Kupferschmid
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0429

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Hermann Kupferschmid. Straße.

Auflösung der Zeichnung ins Tonige, d. h. ins Spiel Helldunkel abgestimmter Massen, und das reiz-
vollste Problem der Radierung ist wohl, wie die Versuche einer endgültigen und selbständigen Ra-
dierungsform immer wieder an dieser technischen Grenze experimentieren, wie sie über das Zufällige
der Ätzung hinaus zu einer bestimmten Sprache kommen möchten.
Die zweite Etappe pflegt dabei die sogenannte kalte Nadel zu sein, die direkt auf der Metall-
platte arbeitet; wohl oder übel nähert sie sich wieder dem Kupferstich, und es war eine konsequente
Entwicklung, daß Stauffer-Bern über die kalte Nadel zum Grabstichel kam und wie sein Freund
und Lehrer Peter Halm ein Meister des Kupferstichs wurde, der bei ihnen eine unerwartete Auf-
erstehung als künstlerische Technik erlebte. Es darf nicht übersehen werden, daß beide dabei zugleich
durchaus mehr geben wollten als die Notiz einer Helldunkelbewegung, daß sie überhaupt über das
Malerische zurück nach der statuarischen Ruhe des Dürerschen Stiches strebten und also nicht nur
technisch, sondern auch in der künstlerischen Anschauung das Gebiet der Radierung überschritten. Das
gleiche wird man mehr oder weniger überall sagen können: wo der Grabstichel die Radiernadel ablöst,
ist die Radierung auch innerlich schwankend geworden, sie strebt — um mit den Anfangsworten dieser
kleinen Abhandlung zu sprechen — aus ihrer launischen Existenz in die ehrsame Anwendung zurück, sie
unterordnet sich den Gesetzen bildhafter Vollendung, sie wird Ersatz oder gar Vortäuschung einer
Malerei, ist nicht mehr, was sie mehr als jede andere bildende Kunst sein kann: Impression. Und
eine andere Radierung von wirklicher Rasse als die impressionistische gibt es nicht; wo sie mehr
oder etwas anderes sein will, als die Notiz eines Eindrucks, verleugnet sie sich selber.
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