Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (23.1913)

nichts hinzufügen kann, ohne
alles sogleich zu zerstören,
wodurch uns der Eindruck
des Notwendigen statt des
Anfälligen und so die wahre
Beruhigung der Schönheit
wird".'
So werden Bauten zu
einen: Stück der Landschaft
selbst, die hinfort mit ihr
verwachsen sind, die man
sicb nicht mehr ohne sie
denken kann. So haben es
in Wien Otto Wagner und
Olbrich empfunden. Und
so hat Olbrich dies Gefühl
nach Darmstadt und zum
Rhein getragen.
Wie aber können die
Formen der Landschaft mit
der der Kunst Zusammen-
stößen? Zunächst einmal:
ein Haus steht nicht in
einer Landschaft, sondern
in einen: Garten. Daher
kann nur die Stimmung
des Gartens in die Stim-
mung des Hauses über-
fließen.


Abb. 2. Paul Pott:
Erker am Haus Deichmann in Köln-Marienburg.

Daß ein Garten ein
Stück Landschaft sei, diese
Auffassung brachte erst die
im 18. Jahrhundert ein-
setzende Geistesbewegung
einer unbegrenzten Natur-
schwärmerei. Den Garten
zur Landschaft zu machen,
bedeutet künstlerisch betrach-
tet einen Verfall. Denn
allen Zeiten der Blüte der
Baukunst galt der Garten
als ein in strengen Formen
aufgebautes Kunstwerk. Und
von jeher stand der Garten
in strengen: Gegensatz zur
Landschaft. Nur die be-
sondere Form des Gartens
und die Gesetze seiner Flä-
chenteilung und Massen-
gliederung haben sicb den:
Bilde und den: eigentlichen
Stimmungsgehalt der Land-
schaft angepaßt.
Heute beginnt die Land-
schaftsgärtnerei in sich zu-
sammcnzubrechen. Das Ge-
fübl für Stil ist auf allen
Gebieten erstarkt. Eine


Abb. 3. Paul Pott: Haus Deichmann iir Köln-Marienburg.