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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Holzamer, Wilhelm: Darmstädter Künstlerkolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0189

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drei Privathäuser kamen hinzu und eine Kolonie in
künstlerischer Anordnung war fertig — die Natur gab
ihr einen grossartigen Rahmen, mehr noch: versteckte
sie, verbarg ihr Einzelnes und gab so der ganzen An-
lage einen Zauber träumerischer Heimlichkeit.

Freilich, — mit einemmal war der Park der Mathilden-
höhe Rahmen geworden — man hatte nun nicht nur
ihn als solchen zu behandeln, man hatte das ganze
Terrain den Bauten dienstbar zu machen, anzulegen, zu
schmücken. Immer noch brauchte bis dahin der Ge-
danke einer Ausstellung nicht aufgetaucht zu sein.
Und das ist das Gute dieses Unternehmens, das nun
doch „Ausstellung" wird, das schafft ihm einen ganz
neuen Wert. Nicht zum Betrachten allein und Glossieren
und — Vergessen , zum Schein , mit allen Zeichen des
Vergänglichen , mit allem Effektvollen, Prunkenden und
Falschen, ist hier etwas geschaffen für die Dauer ist
es, zum Gebrauch, Wirklichkeit ist's und Verwirklichung,
zum Leben ist's ! Ein kleiner Schritt noch , und der
Gedanke, das also Geschaffene auch der übrigen Welt
zugänglich zu machen, musste sich ganz von selbst auf-
drängen. Zum Wohnen waren die Häuser hier gebaut
worden das bestimmte ihre ganze Anlage — nun
mussten sie auch zum Wohnen eingerichtet werden.
Und hierin liegt das Neue und Ganze! Man hatte seit-
her schon so manches versucht in der „angewandten
Kunst" — einzelne Möbel und Interieurs jeder Art, aber
man hatte noch kein einheitliches Haus, ein modernes
Haus mit moderner Einrichtung, nicht im Fabrik-Jugend-
stil, sondern ganz im Sinne und aus dem Geiste seines
Besitzers, ganz im Sinne und Geiste unserer angewandten
Kunst, die modern ist, wenn sie lebendig ist und die
ihre Lebendigkeit darin beweisen muss, dass sie allen
Forderungen und Bedürfnissen unseres Lebens genügt.
Sie muss eigen und echt sein in Arbeit, Material und
in den Formen, sie muss unser Leben selbst zum
charakteristischen Ausdruck bringen. Wieder zum Ganzen
geht das Ziel, aber es bleibt das gleiche im Einzelnen :
 
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