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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Merb, Karl: Stil oder Manier: Gedanken über deutsche bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0458

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bem $rcmpfett ai§ fetbf11>erftänb11d)e SJlitgift in bie Sßßiege gelegt
mirb oon feiner Sftaffe. 2lber mit iljrer @rfMeinung fcfjminbet ber
@ra>erb and) roteber, wir jeqen es an ©oetbe; nnb im ßeben
fielen fie als einfame ©röfjen ba, fpät nnb n)tberiöiöig anerfamtt,
ohne ecfjte, felbftänbige Schüler; mir fetjen es an 53öcflin nnb

Ueberbücfen mir bie grofje SWaffe 5ettgertö|fifd)er beutfcfjer
SJlalerei, fo unterfdtjctben mir fofort p>ei fd)arf auseinanber
tretenbe ©ruppen: übertriebene -Jiaturaliftett, übertriebene ©r>mbo-
liften. So fremb nnb feinblid) fiel) Q3eibe gegenüberstehen, finb
fie bocf) bie £inber eines Katers, bes franpfifcfjen Naturalismus.
Unb Naturaliften mürben benn and) Q3eibe. 2)ie (Srften, bie man
gemeinhin fo nennt, oerbienen ihren Namen, roeil fie rob, unb orjne
funftlerifcrje Umfetumg, gmar oft mit oerblüffenber Jedjnif, bie
2BirfIid)feit roieberpgeben fucrjen; fie legen ben Mechanismus ber
Natur auseinanber, of)ne bie Alraft 51t fyaben, bas (Getrennte mieber
in eine t)öb,ere ©inbeit p binben; fie gerfetjen bas £id)t, bie
^arbe, in ihre prismatifdjen ©(erneute, aber oermögen nid)t, fie
mieber im %on §ufammengufaffen; fie fangen bie inbioibueüe
Sinie auf, mie ber ©eometer mit feiner 9Nef3ftange, aber ftatt fie
gur gefetjmä^igen $oxm ber @rjMeinungen 51t läutern, bleibt bie
Sinie bei ihnen, mas fie empirifcb, ift, nein — fcrjlimmer: fie mirb
bei ifjnen gur Unform, gur Starrifatur; benn alles fd)led)tl)in
SföirfTicrje mirb im Äunftroerf pr Unroa£)rbeit, pr Spanier. £)as
fdjeibet gerabe bie Hunft fo ftreng unb ergaben 00m empirifcben
Q3ilb ber Sßelt, bafs bie föunft an ihren realen Vorlagen s2llles
uerroirft unb ausfcrjeibet, roas nidjt ben ©ttttt ber tjinter bem
$nbioibuum aufragenben ^jbee auSbrüdt. Unb fo oerftanben finb
bie meiften (Schöpfungen unferer bilbenben Hünftler ftnntoS, b. f). fie
ergötzen nid)tS 00m ©inn ber Sföelt. SBas intereffiert unS ein be-
liebiges; treu abfonterfeites ^nbioibuum? SGBir gel)en täglich im
Seben gang gleicrjgiltig an ^aufenben ber 2lrt oorüber, unb fie mer-
ben unS im 53ilb ni<f)t annehmbarer. üBom Hünftler ift gu oerlangen,
bafj er im $ttbiüibuum bie ©attung, ben SJienfcfjen geigt, |)eute
aber ftellen bie meiften ÜJlaler, nad) einem treffenben SBort oon
Hart ©crjlof}, nur nod) ibre Sechnif bar.

Unb bie anbern, bie ©xjmboliften ? 3$r Name fommt oon
©pmbol; bas beutet auf bie oornebmfte Slufgabe ber Hunft, bie
Sßelt beutenb barpftellen in einer einzelnen ihrer ©rfd)einungen.
 
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