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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Seelig, Otto: Vom Heidelberger Tonkünstlerfest (1.-5. Juni) und dessen Festdirigenten, Dr. Ph. Wolfrum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0508

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480 .-«—

gemeinen nidtf fo glän^enb au§. 3)aS geigte uns red)t off enhtnbig §err 0. £. ^ o f a ,
meldjer eine enblofe $laüier=33iolinfonate ^um Seften gab, bie burd) ifjve erftann*
lid)e 9tei^foftgfett bie ©ebulb ber £)örer auf eine fdjmere ^robe fteltte. 2>a8
große publifum fjält Äammermufif für langweilig. — 2)ie ©onate beS §etrn
s4?ofa mar nidjt geeignet biefe Slnfcbauung ju wiberlegen. SSarum man in basfelbe
Äonjert and) nocf) bie Sieberoorträ'ge jrueier junger S)amen gepfropft fjatte, Don
benen bie eine überbieS faum ben befd)eibenften 2fnfprüd)en genügen founte, ift
mir unflar geblieben. 3um ©fücf tjatf bie munberbare Äuuft ber „Söbmen",
mefdje ein anfpredjenbeS ©treidjquartett üon @. 3. Sanejeff unb 33 e e t f) o o en S
Es-dur-quartett op. 127 unüergleid)lid) fdjön fpielten, über bie traurigen (Sinbrücfe
biefeS 21benbS binroeg. — Sine fefjr erfreuliche söefanntfdjaft madjte man im
©djfttfjfonjerte au bem jungen SJcar Sieger, ber mit feiner Crgelpfjantafie unb
ginge über B-A-C-H fid) als hochbegabter, baS SurdjfcbuittSniDeau bebeitteub
überfcbreitenber Äompouift geigte. Siefer befdjeibeu im abgelegenen 5?eimatnefte
bafjinlebenbe Mnftler bilbet einen erquidltdjen ©egenfat3 ju ben meiften feiner
oon ©roßftabtluft erfüllten unb aufgeblafenen Herren Ä'ollegen. — §eibelberg ift
feit geraumer 3e^ bnrdb, bie unermüblicbe Pionierarbeit SBoIfntm'S ein 2Ifrjl für
bie 2£erfe §ran$ 81"fjt*S geworben. Unb baS ift gut! 3)enn allmlange galt
biefer beroorragenbe iDieifter nur für ben Äönig unter ben ÄlaDierfpielern, mäfjrenb
mau feine ©djöpfungen nur als eine 2lrt ©ilettantenmacbmerf ober oft nod) fcbliminer
beurteilte. @o mar es felbftperftänblid), baß ibm and) im Programme beS tjiefigen
Xonfünftlerfefts ein größerer plal^ eingeräumt mürbe: burcf) feine „SSergftim&ljonie",
ben „©onnenbrjtnus beS bl. gran^isfuS" unb bie „ÄrönungSmeffe" (unter ber
Leitung DJiottlS) mar er würbig oertretett.

gür §eibelberg bebeutet baS bte€jäf)rtge Sonfünfilerfeft eine mufifalifcbe
©roßtfjat. Xaß basfelbe fjier abgehalten würbe, unb fein ganzer Verlauf bewies,
auf weld) gebiegeuer Jpötje unfer mufifalifd)eö Seben angelangt ift. 2)iefe §öfje
aber oerbanf't §eibelberg ganj unb gar bem SJfanne, weldjer mit feinem legten
großen SSerfe nun and) in bie JHeibe unfrer erften Äomponifien ber ©egenwart
getreten ift unb bem and) jetjt wieber als geftbirigenten beS §etbe!6erger SDcuftf-
fefteS baS oor,üglid)e ©eltngen beS @air,en in erfter Stnie ^umfcfjreiben ift. (5s
bürfte nidjt unangebracht fein, bei biefer ©elegenfjeit einen flüchtigen Sßüd auf ben
bisherigen SebenSgang biefeS ÄünftlerS ju werfen.

Philipp Sßolfrum würbe am 17. 3)e,$ember 1855 )ü Schwarzenbach in £>ber-
franfen geboren, ©ein SBater war ein tüdjtiger Organift unb Sebrer, beffeu treffe
liebe mufifalifd)e Silbung mofjl Don Slnfang an günftig auf ben erften üüenftf-
unterrtcfjt beS ©ofjneS gewirft haben mag. Sftadj Doflenbeten ©cbulftubien fam 333-
als ©eminarletjrer nad) Samberg unb erhielt fpäter ftaatlicben Urlaub jnr gort*
fetjung feiner ©tubien in ÜDlfindjen, unter 3. SRtjeixtberger, SBüllner unb 23ärmann.
9cad) feiner JRüdfefjr begann für tfjn in Samberg bie muftfalifdje 5ßrayi«. 2)urcfj
©rünbuug eines Sfjoröereinä, Äoir,ertieren mit fjerDorragenben Snftrumentaliften
unb ©ängern unb nid)t mietet als Somponift begann er in bie Deffeutlidjfeit p
treten. Xrofy feiner großen SSerefjrung für SJceifter SrabmS — feine Äompofitionen
ber früheren 3ett tragen beutlidje ©puren bapon — tonnte er fid) bod) bem
mädjtigen 3u9e oev 3ei{ ntcrjt entheben, unb batb feljeu wir ifjn unter ben be-
geiftertften Sfnfjängern 9tidiarb Sßaguerö unb beffen ÄunftibealS. 3m 3afjre 1884
folgte er einem 9htfe naefj §eibelberg als 2ef)rer für vDiuftftl)eorie unb Drgel am
bortigen tbeologifdjen ©eminar unb es bauerte nidjt lange, fo fjatte er burcf) bie
Silbiing eines gemifebten StjorüereinS, beS „33ad)DereinS", ben ©runb'mr att-
 
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