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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Pudor, Heinrich: Volkstümliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0614

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freien bie ©flauen beteiligten, fo bitbete bie innere Sorausfetmng
her italtentfcfyen Dtenaiffance bie 2tm§gteid)ung unb Serfcfjmel^ung
her ©täube, b. t). eben bie Silbimg ber Bereinigung „Sotf".
Unb um §u erf'ennen nrie bie beutfcfje Sftenaiffance im SotMeben
rourgette, raie bamat§ ein mtrf'licfjes Sotf unb ein Sotf§teben r>or-
Rauben mar, mufj man nur an £>ürer unb an ba§ Nürnberger
SotfMeben beuten. 3Ba§ ift fjeute in 3)eutfd)tanb ba§ Solf?
3ft ber «ßöb'cl ba§ «Baß? ©inb bie Sauern ba§ Solf? ©inb
bie Bürger ba§ Solf? Ober finb bie Stbtigen ba§ Solf? £eben-
fatt§ ift ba§ SSoIf all ©efamtmaffe ber beutfcf)en Seoölferung
nid)t oorfjanben unb gmar be§f)alb nid)t, roeit ber Unterfd)ieb ber
©täube ein ju großer ift. &§> Elafft freute §toif(ä)en bem 2IbeI
unb bem ^anbtoerfer eine Sücfe, bie es> unmöglich macfjt, bafe ftet)
ba§ gefamte Solf folibarifd) füt)te. üföir rjaben rjeute nid)t nur
brei, fonbern oier ©täube unb biefe ©täube finb oon einanber
gefdjieben: ber Bürger gefyt nid)t mit bem Sauer, ber Seamte
get)t nicfjt mit bem ^anbroerfer, ber Dteidje gebt nicfjt mit bem
Slrmen unb ber 2lbel get)t nicfjt mit bem Sürgerlicfjen. 2Bo bleibt
ba ba§ Solf? SBie fann fid) ba eine uotfstümtidje £unft ent-
miefetu, bie bod) aus einem Solfe, nid)t au§ einem ©taube fjer;
oorgefien mufj ? Unb nrie e§ in 3)eutfdjlanb fjeute noef) fein Soff
giebt, fo giebt e§ natürtief) aud) fein Solfs^eft, fein Sotf§=©r>iel,
oor altem fein Sotf§=Seben. 2lus> bem Solf§=£eben aber bÜUjt
bie Sofefömft fjeroor. 3)e§f)alb fe^lt un§ mit bem Solf, mit
bem SoIf§;Seben aud) bie Sott§=^unft, bie oolfitümlidje $unft.
Unfere $unft ift eine $unft für bie oberen ^etjntaufenb, für bie
oberen ©täube, nicfjt für ba§ Solf! 3)er grtecfjtfcfje ©flaue r>er-
ftanb ben DebipuS red)t xoötyl — nun benfe man fief) einmal
einen beutfdjen Sauer in bem „neuen |)errn"! Unfere ^uuft
fd)miegte ftcfj bem äftobegefdjmacf ber fogenannten befferen ©täube
an, fie uerlor ben Soben — nämlicfj ba§ Solf unb Solf§=£eben —
unter ben ^üfjen, mie fonnte fie ba ooffStütnlicf) fein! ©ie rebete
in ber ©pracfje ber oberen 3e£)ntaufenb — ©runb genug, ba^ fie
üou ben unteren $el)ntaufenb nicfjt oerftanben rourbe. ©ie mar
nid)t attgemeinoerftänbtid), ma§ bod) bie ntafjre ^unft fein fott,
fie rebete bie 9Jlobe=©prad)e, nid)t bie Solf3=©prad)e. 2ll§ „Solf
in ®eutfd)tanb fann man fjeute immer bie Sauernfd)aft noefj efjer,
als> bie begüterten ©täbter bejeid)nen; gerabe uon biefer Sauerm
fcf>aft — ber einzige ©tanb in 2)eutf erlaub, in bem fjeute noefj
 
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