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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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[Frankfurter Kunst]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0810

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g.efreffen. @§ tft bas patabteftfdje SBuct). ^(üeö ©erträgt jxdj, allesi reimt
fid), Katje mit 9?iau§, SBolf mit ßatnm, ©crjidfalifugurtg unb Straßem
biegung, §eirat unb Äanjleirat— fann man fict) lieblichere OMmgefchmifter

beuten--Dl) Cslar s-öhtmentf)al, baß ®u ®einen 33eruf uerfef)lt tjaft!

®a ift Subroig gulba mit feiner ,„3roillhtg3fdjroefter" benn
bocf) ernfter 31t nehmen. (Smft? ßunädjft ift es freilid) ein Scfjerj, aber
ein „nad)beuflid)er" ©djerj ober brauchen mir bas fd)öne alte Sßort, ein
„empfinbfamer" Scher,}. Sem föftlicfjen $8occaccio=£mmor, ber in bem
2bema liegt (er barf frcilictj nur jatnn auftreten unb f)at einigermaßen
bie gefitteten ÜJtanieren bes §austiers angenommen), gudt £)in unb mieber
eine fd)Iid)te 9Öeisl)eit über bie ©djulter; fo unaufbringlid), fo felbftt>er-
ftänblid)! liefere fragen tauchen auf, bie mir nid)t fo fdjnefl uon ber
Jpanb roeifen fönnen. gunädjft, roie ift bas $erf)ältni§ ber SBelt unferer
Sinuc gegenüber ber unferer ©ebanfen unb 2Impfinbungen? SSie roirfen
finnlid)e ©inbrüefe in unferem feelifdjen Seben fort? Ta fommt bann
eine bittere (Sntbedung. $öas bie Siebe mit all if)ren lieben Söorten unb
taufenb silufmerffamfeiten nicbjt fyat vollbringen fönnen, bas gelingt einem
neuen £mt, einem neuen ftleib, einer 9Jiasfe. ©0 gewinnt ©iubitta ihren
Watten Drlanbo mieber. Sßerftethmg braucht es: fing, £rug, Säufcfjung.
©iubitta mttfj 9tenota merben, muß als it>re eigene 3roitting§fd)roefter cor
ben ©arten treten, um feine $ärtlicb;feit ^urüdjuerobern. 2tu§ biefem
AUummenfcfjanj roädift bie Siebe heraus; fo verfettet fiel) Spiel unb Seben.
Unb bie leljte s-föeist)eit? Sie 9iuß f)at Schale unb &ern — aber roa§ ift
ber Stern unb ma§ ift bie ©djale?? Stätte e§ Drlanbo beffer gemußt, er
märe weniger blamiert unb bie 2f)eaterbefud)er mürben jeljt nid)t ihre
helle greube baran haben, roie roittig er fid) uon feinem fjolben graueren
nasführen läßt.

Tiefe greube haben mir hier red)t ausfoften bürfen; benn 2lgne§
Sorma hatte bie >KolXe ber ©iubitta übernommen unb brachte fie 31t
föftlici)fter Sßirlung. 2>rei Slbenbe fdjenfte fie un»: ^ofjannisfeuer (Sftaritte),
3roi(lingsfcbmefter unb 5iora. SfJßunberbar ift es1, tüie fie einen 6f)arafter
fetjafft. ©0 felbftl)errlid), fo föfttief) eigenmächtig. Sie fud)t nid)t ben
einen beruorfteerjenben 3U9 ifjrer Ototle ju ergrünben unb bann jebes1
SBort, jebe Skroegung banaef) abzutönen. Sie baut auf uiel breiterer
Üh'ttnblage. Stein trägt fie $u Stein. SttctjtS ift ba 3U Hein unb nid)t3
p groß. 2Iu§ taufenb fleinen 3üsen bilbet fid) fo ein (£l)arafter, au§
taufenb 2Siberfprüd)en ein SDtenfd). Unb gerabe barum liegt in ihren ©e-
ftalten eine (Sinbeit, eine Gkfcbloffenbeit, an bie mir glauben tonnen. @§
giebt nur Qnbiuibuen, feine £ppen. ^n ber „^nütlingsfd)mefter" trat
neben ber Sorma grau (Edelmann in red)t erfreulicher SCBeife heroor.
®ie [Holle ber Sifa, bie fie fpielte, ift jmar flein, aber fie roufjte ein
^arabeftücfd)en barau§ ju mad)en. ©in ©etnifeej au§ (Stnfalt, SDummfjeit
unb bergiger Ü)efül)lsinnigfeit. Unb alles eir;^ Sdjöpfung; nirgenb§ ein
SRobetl benutjt. Solche eigene S?unft tfjut un§ not.

®a mir boef) einmal uon ©aftfpielen reben, fei für $rau Söebefinb
ein Soblieb gefungen. Sie macfjte ung il)re 2lufroartung al§ grau %lut
— 0 biefe grau Jylut! 2Bif3t ibr, roie bie leibhaftige Sd)alfl)eit ausifd)auen
 
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