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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Takács, Zoltán von: Die Reform der Budapester Kunstschulen
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Vermischter Nachrichtenteil
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H eft 5.Die Werkstatt der Kunst.§ 1

gewerbliche Zeichnung auf. Als Professoren in diesem Fach
zeichneten sich besonders Ludwig Rauscher, Robert Nadler
und Konstantin värdai aus. wichtige Aufgabe war außer-
dem immer der Unterricht der Perspektive, Anatomie und
darstellenden Geometrie. (Die letztere Disziplin freilich nur
für die Zeichenlehrerkandidaten.) Die Anfänger hatten nach
Gipsmodellen zu arbeiten. Dieses Studium wurde vor eini-
gen Jahren aus dem Bildungsprogramm für Künstlerzög-
linge ausgeschaltet.
" Die Bildhauerei, deren Lehrer anfangs Nikolaus Izs6
war, ist später so gut wie ganz der Stroblschen Meisterschule
überwiesen worden.
Zur Weiterbildung sollten eben die Meisterschulen
dienen, die aber, nachdem sie von dem alten Institut getrennt
wurden, ihre Aufgabe vergaßen. Sie nahmen den Lharakter
der staatlichen Begünstigung einiger junger Künstler an.
Es wurde in den weltfremden Asylen keine energische Tätig-
keit entfaltet. Die isolierte Lage dieser Ateliers dauerte,
zum nicht geringen Schaden der ungarischen Kunst, lange
Jahre fort, bis sie jetzt aufgehoben wurde.
Die Zeichenschule hat sich nämlich stufenweise reorgani-
siert. Der Unterricht der Künstlerzöglinge wurde von dem
der Zeichenlehrerkandidaten ganz getrennt und bei den letz-
teren auf die praktische Ausbildung größeres Gewicht gelegt.
Die anfangs aufgestellte, aber später geschlossene freie Akt-
schule ist wieder eröffnet worden. Man stellte neue Mal-
klassen behufs Weiterbildung auf und ergänzte die Schule
mit einer Klasse für vervielfältigende Kunst, wo unter
Viktor Glpyais Leitung alle Zweige der Graphik gelehrt
werden. Das alte, in italienischem Renaissancestil nach dem
plane von Prof. Ludwig Rauscher errichtete Gebäude er-
wies sich auch als klein. Kurz und gut: es drängte alles
darauf, die Trennung der beiden Gruppen der Schülerschaft
vollständig durchzuführen.
Nach Keletys Tode ist Bartolomäus v. Sz^kely Direk-
tor der Schule geworden. Er wollte die Aufgaben der Di-
rektion geteilt haben. Nach seinem Wunsche wurde Kon-
stantin vardai zum administrativen Direktor ernannt. Szä-
kely überging bald zur Meisterschule, wo er die Stelle des
tyoq gestorbenen Lotz übernahm. Ihm folgte als Direktor
der Zeichenschule Paul Szieri Merse. Die geschäftsführende
Direktion erwies sich indessen als eine besonders nützliche
Sache. Die Direktoren der Meisterschulen — Szekely, Ben-
czür, Strobl und auch Deäk-Obner, der die Leitung der Künst-
lerinnenschule innehat, baten nacheinander um die Vereini-
gung in dieser Beziehung mit dem Mutterinstitut. Auf
diese weise kam man endlich zu dem Gedanken der ein-
heitlichen Leitung der Budapester staatlichen Kunstschulen.
Diese Art der Vereinigung ist tatsächlich zustande gekommen.
Die Neuordnung hat aber, den Unterricht betreffend, eine

vollkommene Trennung mit sich gebracht. Ls entstand zum
Zwecke der Künstlerbildung in der Nachbarschaft der Meister-
schulen eine Akademie, die die ersteren in sich aufnahm. Das
alte Gebäude der Zeichenschule wurde ganz der „Hochschule
für Zeichenlehrer" überlassen.
Die durch lange Jahre mit Konsequenz geführte Re-
formarbeit ist in erster Linie das Verdienst des Direktors
Konstantin vürdai. Seine Tätigkeit ist ein seltenes Bei-
spiel der unermüdlichen selbstlosen Arbeit, der Energie, die
den Begriff „undankbare Aufgabe" nicht kennt.
Die Anerkennung der eifrigen Tätigkeit blieb auch nicht
aus. Die Kongresse der italienischen und französischen
Zeichenlehrer (beide im Jahre l9O6) nahmen die Einrichtung
der Budapester Zeichenschule als mustergültig an. Aehn-
liches Lob wurde der Schule seitens des Vereins der eng-
lischen Zeichenlehrer zuteil. Rudolf Frank, der Präsident
des Vereins für Zeichen- und Kunstunterricht in Llsaß-
Lothringen, erkannte die Vorzüglichkeit der Budapester Hoch-
schule in einem an Direktor Värdai gerichteten Briefe in
folgenden Worten an: „Besonders lehrreich ist für mich die
Art und weise, wie bei Ihnen die jungen Zeichenlehrer
ausgebildet werden, und man darf wohl sagen, daß diese
Ausbildungsart den möglichsten Grad von Vollkommenheit
erreicht hat. Leider haben wir hier und in ganz Deutsch-
land dieser Einrichtung nichts Ebenbürtiges an die Seite
zu stellen: wir müssen uns vielfach mit unzulänglichen Mit-
teln behelfen und die Folge ist, daß der Zeichenunterricht
unserer Schulen hinter denjenigen Ihres Landes Zurückblei-
ben muß. Ls wird noch längerer Zeit bedürfen, bis es
uns gelingen wird, das Vorbild Ungarns zu erreichen."
Solches Lob zu hören, ist eine große Genugtuung für
die Schule, nicht dem Ausland, sondern dem Vaterlande
gegenüber. Dort, wo die besten Kräfte der Nation im
fruchtlosesten politischen Kampfe jämmerlich zugrunde gehen,
ist kein günstiger Boden für eine bescheidene, ernste, selbst-
lose Arbeit zu finden. Die Kunstakademie muß infolgedessen
auch an einer stiefmütterlichen Behandlung leiden, was
sie trotzdem erreicht hat, ist ihr Verdienst. Hoffentlich ist
ihr Boden schon für alle zukünftigen Errungenschaften der
gesunden Kunstentwicklung günstig geworden.
Vr. 2oltän v. I'akäcs.

Uimke keulige ööilagö, lüs Mülm? kunMelin. Mle? lik. 3,
llat lolAencäen Inllalt: Oie „einZelülllten Uetusellen".
Von Olerm. vincle. (Lelllnss.) — Oie OeKarben.
Von Lorneliu8 Oeding. (8elllu88.) — Oie Haarlemer
Lilcler cles Orans Oal8. Von O. Kiesling.

VermNcbter DackricktenteN

—- Geplante Ausstellungen -
Berlin. (Anton Graff-Ausstellung.) Die Galerie
Eduard Schulte, Berlin, veranstaltet im Januar t9lo
unter gütiger Mithilfe des Kunsthistorikers und Graff-
Forschers Prof. Or. Julius Vogel in Leipzig eine große
Ausstellung von Bildnissen des Kursächsischen Hofmalers
Anton Graff (t?36—l8tZ). Die Ausstellung soll die
besten Werke dieses größten deutschen Porträtisten des
t8. Jahrhunderts umfassen und dadurch den Berliner Kunst-
kreisen Gelegenheit geben, seine Kunst zum ersten Male
in geschlossener Form und in großem Umfange kennen zu
lernen. Sie will das Andenken des Meisters feiern und
einen Akt geschichtlicher Pietät bedeuten. Es ist bereits
eine große Zahl hervorragender Bilder aus privatem und
öffentlichem Besitz zugesagt worden, doch ist die Anmel-
dung etwaiger unbekannter Werke erster «Dualität
stets erwünscht. ^1

Prag. (Ausstellung des Deutsch-böhmischen
Künstlerbundes.) Im Monate Januar des nächsten
Jahres wird der Deutsch-böhmische Künstlerbund eine Aus-
stellung großen Stiles in Prag veranstalten. An derselben
können sich außer den Mitgliedern des Bundes sowie ein-
zelnen besonders Geladenen auch andere deutsch-böhmische
Künstler und Künstlerinnen beteiligen, insofern die Arbeiten
den hochgestellten Anforderungen entsprechen, worüber der
Gesamtvorstand entscheidet. Anfragen und Anmel-
dungen sind unter der Adresse des Bundes an das Künstler-
haus Rudolxhinum in Prag zu richten.
Regensburg. (Ausstellung für christliche Kunst
Regensburg l 9 l o.) Linen Hauptanziehungspunkt bei
der „Gberpfälzischen Kreisausstellung für Industrie, Ge-
werbe und Landwirtschaft" wird wohl die Sonderausstel-
lung für christliche Kunst bilden. In dem eigens dafür
hergerichteten massiven Gebäude werden den Besuchern
die Werke der neueren angesehensten Künstler vor Augen
 
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