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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Pechmann, Günther von: "Künstlerische Entwürfe" für gewerbliche Erzeugnisse, 1
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D.W.D.K.: Zweite Verkaufsausstellung deutscher Künstler im Kaiser Wilhelm-Museum zu Krefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0514

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508

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 37.

„Künstlerische Entwürfe" für gewerbliche Erzeugnisse
von Frhr. G. von pechmann-München.

Große Teile der für verfeinerte Bedürfnisse
arbeitenden Industrie sind in den letzten Jahren
für den Gedanken gewonnen worden, ihre Er-
zeugnisse unter Mitwirkung freischaffender Künstler
zu veredeln. Der Mille ist da; man kann daran
kaum zweifeln, wenn man immer wieder den
Ausspruch unserer Industriellen vernimmt: „Ich
wäre sa froh, wenn mir jemand zu wirklich guten
Entwürfen verhelfen würde."
In München hat die „Vereinigung für an-
gewandte Kunst" im Vorjahre eine Vermittlungs-
stelle ins Leben gerufen, die dazu bestimmt ist,
gewerblichen Produzenten geeignete künstlerische
Kräfte nachzuweisen, Wenn auch bei einem so
durchaus neuartigen Unternehmen das erste Arbeits-
jahr nicht zu weitgehenden Schlüssen berechtigt, so
läßt sich doch schon feststellen, daß die Nachfrage
nach der Mitarbeit freischaffender Künstler auf der
Produzentenseite in stetem Wachsen begriffen ist;
diese Nachfrage äußert sich in erster Linie in den
graphischen Gewerben, aber auch im Metallgewerbe,
in der Steinzeugindustrie und auf verschiedenen
anderen Gebieten der Fertigfabrikation.
Je nach Lage des Falles wird der eingehende
Auftrag einem Münchner Künstler überwiesen.
Dabei ist der Mitarbeiterkreis der Vermittlungsstelle
in keiner Weise beschränkt — etwa auf die Mit-
glieder eines Künstlerverbandes; bei der Zuweisung
ist lediglich die Eignung und das Interesse des
betreffenden Künstlers für die vorliegende Aufgabe
entscheidend.
In ähnlicher Weise wie die Münchner Ver-
mittlungsstelle arbeiten seit längerem die „Sächsische
Landesstelle für Kunstgewerbe" in Dresden und
unter Mitwirkung des „Deutschen Werkbundes"
das „Deutsche Museum" usw. in Hagen auf eine
Erweiterung der Beziehungen zwischen Künstlern
und Gewerbetreibenden hin. Gelegenheiten, sich
über die vorhandenen künstlerischen Kräfte zu
orientieren, sind also dem Industriellen und dem
Kaufmann hinreichend geboten.
Neberblickt man, was das gemeinsame Arbeiten
von Künstlern und Gewerbetreibenden in den letzten
Jahren hervorgebracht hat, so fällt das Ueberwiegen
guter Leistungen auf graphischem Gebiete auf.
Man denke an die Sammlung guter kaufmännischer
Drucksachen, die das „Deutsche Museum" in Hagen
in kurzer Zeit zusammengebracht hat — sie enthält
eine mannigfaltige Fülle künstlerischer Arbeiten.
Wollte man in gleicher Weise vorzügliche Arbeiten
der Metall-, Steinzeug-, Leder- oder sonst einer
verarbeitenden Industrie zusammentragen, so gäbe
das zweifellos nur eine recht kleine Sammlung!
Daß auf diesen Gebieten, wo die gemeinsame
Arbeit für den Künstler und den Fabrikanten in
weit höherem Maße interessant zu werden beginnt,

heute erst geringe Resultate vorhanden sind, kann
nicht wundernehmen, wenn man sich vergegenwärtigt,
wie die Mehrzahl unserer Gewerbetreibenden sich
die Mitarbeit des Künstlers denkt.
Lassen wir einmal alle diejenigen Interessenten
ausscheiden, welche für „unverbindliche Bleistift-
skizzen" schwärmen!
Ls bleibt ein kleinerer Teil, der es wirklich
ernst nimmt, und gerne eine mäßige Summe Geldes
riskieren will. Auch bei diesen wird man mit
verhältnismäßig wenig Ausnahmen die Meinung
vorfinden, daß ihnen mit einem Blatt Papier
gedient sei, wenn sie Lßgeräten, Teekannen, Zinn-
waren, Porzellantellern und Steingut-Lrzeugnissen eine
gute Form geben wollen. Die Bezeichnung „künst-
lerische Entwürfe" hat sich als irreführend erwiesen.
Sie hat den Fabrikanten zu der Meinung gebracht,
daß es Sache des Künstlers sei, zu zeichnen, und
Sache des Fabrikanten, auszuführen. Dabei kommt
natürlich nichts heraus. Die Anfertigung neuer
Entwürfe oder neuer Ms-elle fsllte überhaupt
nicht znm Ausgangspunkt -er gerneinfamen
Arbeit von Aünftler un-Fabrikant genommen
wer-en. viel besser wäre es, wenn der
Fabrikant damit anfangen wollte, daß er
einen, sich für seine Technik interessierenden
Künstler mit den bisherigen Erzeugnissen
seiner Firma bekannt machen würde; es
würde sich gewiß in sehr vielen Fällen zeigen, daß
bei vielen Gegenständen nur Verbesserungen oder
Ausscheidungen nötig sind, um ein ganz gutes
Produkt zu erzielen. Zugleich würde damit dem
Künstler Gelegenheit gegeben werden, sich mit der
Technik und mit den Eigenheiten des Materials und
auch mit den für ihn wichtigen wirtschaftlichen
Bedingungen der Produktion vertraut zu machen.
Die Gründe, weshalb dieser Weg bisher so
selten beschritten wird, sind zweifellos nicht aus-
schließlich auf feiten der gewerblichen Produzenten
zu suchen. Man vergegenwärtige sich, daß es
gelänge, unsere Industriellen davon zu überzeugen,
daß ihnen mit Entwürfen nicht gedient ist, sondern
nur mit einem unter vollkommener Berücksichtigung
aller technischen Möglichkeiten ausgesührten Ma-
terralmo-ell. Ist denn die stillschweigend gemachte
Voraussetzung zur Zeit wirklich schon zutreffend,
daß künstlerische Kräfte zur Stelle seien, sobald die
Fabrikanten nur ernstlich das Beste wollen? —
(Fortsetzung folgt.)
Zweite Verkaufsausstellung deutscher
Künstler im Kaiser Mlbslm-Museum
zu Krekelck
Dem Linladungsformular zu dieser Ausstellung ent-
nehmen wir die nachstehenden, einleitenden Worte des
Herrn Museumsdirektors Vr. F. Deneken.
 
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