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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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D.W.D.K.: Tua res agitur!!
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D.W.D.K.: Die Große Berliner Kunstausstellung und die Ausstellung im Künstlerhause
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0392

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386

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 28.

ihn noch nicht genauer kennen, aus der Schar der
Dilettanten herausgestellt zu werden, wer die kleine
Mühe aber jetzt scheut und sich nachher nicht ver-
zeichnet findet, der wird leicht geneigt sein, das
Rünstlerregister sür unvollständig zu erklären. Strengt
aber das nachträgliche Schelten nicht ebenso oder
mehr an, wie jetzt die kleine Schreibarbeit zum
besten einer persönlichen und dauernden Empfehlung?
Alle Künstlervereinigungen, Grtsvereine, Kunst -
vereine und Ausstellungen haben zweifellos ein
Exemplar zum Vorzugspreis für ihre Handbibliothek
bestellt? — Noch nicht?! Es ist aber die höchste
Zeit!! O. W. O. X.

Vie GroKe verimer Kunstausstellung
uncl die Ausstellung im Künsllerkaule
Line aus der großen Menge herausgehobene, symptoma-
tische Beschwerde ist in der vorigen Nummer unter der Ueber-
schrift „Ausstellungssorgen" veröffentlicht worden. Line
Kopie davon wurde rechtzeitig der Leitung der „Großen Ber-
liner Kunstausstellung" zur Gegenäußerung übersandt, doch ist
eine Entgegnung selbst bis zum Schluß der heutigen Nummer
nicht erfolgt. Gewiß wäre es besser gewesen, wenn der
Beschwerdeführer, der sonst alle Einzelheiten genau belegen
kann, sich der bitteren Nebenbemerkung, daß man „viel-
leicht den Appell an die andere Instanz (z. B. in München)
unmöglich machen wolle", enthalten hätte, oder wenn diese
unnötige Entgleisung von der redaktionellen Zensur ereilt
worden wäre. Im übrigen steht aber die Beschwerde durch-
aus auf sachlichem Boden und aus mündlichen Äuße-
rungen maßgeblicher Personen ist zu schließen, daß man
ihre Berechtigung anerkennt. Doch wäre zu wünschen, daß
diese Anerkennung auch öffentlich erfolgte, und daß dabei
die kleine, obenerwähnte bittere Ungehörigkeit eines schwer-
ringenden Kollegen der interpellierten Behörde nicht das
Konzept verdürbe.
Momentane Erregung hat auch ein zweiter Artikel in
voriger Nummer, der unter dem Titel „Iuryfreie Kunst-
ausstellungen" erschienen ist und aus der Feder des
Malers und Kunstreferenten der konservativen preußischen

„Kreuzzeitung", Herrn Fr. von Khaynach stammt, im
„Verein Berliner Künstler" hervorgerufen. Den Kern dieses
Artikels bildete ein persönlicher Vorschlag des Autors die
Ausstellungsräume des Berliner Künstlerhauses für einen
wöchentlichen freien Austausch der Berliner Künstlerschaft
aller Schattierungen freizugeben. Der Autor verspricht fick
von solcher Einrichtung eine förderliche Belebung des öffent-
lichen Interesses für die Ausstellungen im Künstlerhause. Um
seinen Vorschlag verlockender erscheinen zu lassen, hat er kon-
trastierend den jetzigen Zustand schlimmer geschildert, als er
tatsächlich ist. Er bezeichnete die bisherigen Ausstellungen
als „die schwächsten und vor allem die langweiligsten" in
Berlin. Das trifft in dieser Verallgemeinerung sicher nicht zu,
denn man hat im Künstlerhause schon oft' ausgezeichnete
Darbietungen genossen. (Namen zu nennen, ist für uns be-
denklich und überflüssig. Red.) Man muß es also sehr
bedauern, daß der Autor, den selbstverständlich nur
lautere Motive geleitet haben — bei seiner Schwarz- und
Weißmalerei den Pinsel zu tief in den schwarzen Topf
tauchte. Er hat damit vermutlich der Wirkung feines per-
sönlichen Vorschlages für eine neue Ausstellungsform ge-
schadet, worüber uns ja erst die Zukunft Aufklärung
bringen kann.
Als Verdienst des Herrn von Khaynach müssen wir
es aber bezeichnen, daß er nebenbei den Finger auf einen
offenkundigen Schaden gelegt hat. Ls ist nämlich nicht
abzuleugnen, daß in der Tat das Interesse des Publikums
und der öffentlichen Meinung für die Ausstellungen im
Künstlerhause beschämend gering ist, geringer als für viele
kleinere Kunsthändler-Ausstellungen in Berlin. Dabei sind
die Säle des Künstlerhauses die schönsten in Berlin, die
äußere Aufmachung ist vornehm und repräsentabel, und
oft erhebt sich das Gebotene auf eine alle Achtung ver-
dienende höhe. Aus welchem Grunde also die noto-
rische Interesselosigkeit der Geffentlichkeit? —
wir wissen wohl, daß man im internen Kreise des „Ver-
eins Berliner Künstler" schon viel (vielleicht zuviel?) an
diesem Schmerzenskinde herumgedoktert und zahlreiche Vor-
schläge ernsthaft beraten hat. Dem Uebel ist aber bisher
nicht abgeholfen worden.
Die Geffentlichkeit und vor allem die ganze ausstellende
Künstlerschaft hat deshalb wohl ein Recht darauf, in un-
serem Fachblatte in eine Diskussion etwaiger Schäden ein-
zutreten, aus deren radikaler Besserung möglicherweise ein
ungeahnter ideeller und materieller Nutzen sprießen
könnte. Und dieser Hoffnung haben wir zu dienen!
O. W. O. X.

Vermisster Nachrichten teil.

Geplante Ausstellungen

München. Mitte Mai t9tv veranstaltet der Kunstverein
München eine Gedächtnisausstellung für den Maler
Wilhelm von Lindenschmit. viele der besten Arbeiten
des Meisters haben sich bisher nicht auffinden lassen,
weshalb Kunstfreunde und Sammler auf diesem Wege
freundlichst ersucht werden, ihnen etwa bekannte Besitzer
Lindenschmitscher Bilder dem „Knnstverein München",
Galeriestraße ;o, gütigst mitzuteilen. Gesucht werden
hauptsächlich die Gelgemälde: „Luther als Korrende-
schüler singend" H869), „Luther von Frau Lotta
gepflegt" (Z870), „Luther bei Andreas Proles (t87o),
„Mädchen in der Kirche" (187p, „Lesendes Mäd-
chen" (^873). Ferner: „Klosterfreuden", „Mädchen in der
Bibliothek", „Lesender Schüler", „Kinder in der Rumpel-
kammer", „Anna Boleye" usw. — Der „Kunstverein Mün-
chen" wäre dankbar, wenn ihm diese Werke vom t5. bis
Zt. Mai zur Ausstellung anvertraut werden wollten.
New hort. (Die parlamentarische Ausstellungs-
kommission in den Vereinigten Staaten.) Ange-
sichts der verschiedenen Weltausstellungsprojekte, die
gerade gegenwärtig in den vereinigten Staaten im

Mittelpunkt der Erörterung stehen, gewinnt die parla-
mentarische Kommission an Interesse, deren Votum
für das Schicksal dieser Pläne in vorderster Reihe von be-
stimmendem Einfluß sein wird, und der das Repräsentanten-
haus bereits unlängst die Bill für das San Francisco-Projekt
überwiesen hat. Das „Tornitee on InclustriLl
Luck Kxposition" wird, wie die „Ständige Ausstellungs-
kommission für die Deutsche Industrie" in Berlin l^VV Ho,
Roonstr. mitteilt, gleich jeder anderen Kommission des
Repräsentantenhauses alle zwei Jahre neu ernannt. Zur-
zeit setzt es sich aus Mitgliedern des Hauses zusammen.
Ohne daß ihm sonst besondere Funktionen auf dem Gebiete
des Ausstellungswesens übertragen sind, hat es über die
im Hause eingebrachten Gesetzentwürfe, welche Ausstellungen
betreffen, sein Gutachten abzugeben; nach diesem richtet
sich dann im allgemeinen die Entscheidung des Repräsen-
tantenhauses. Derartige Gesetzentwürfe, wie jüngst der-
jenige für San Francisco, werden zumeist dann eingebracht,
wenn die geplante Ausstellung einen internationalen
Charakter tragen und demgemäß die Bundesregierung als
solche dabei mitwirken soll, sowie wenn ein bundesstaat-
licher Zuschuß gewünscht wird. Ueber die Bewilligung
eines derartigen Zuschusses im besonderen, sowie anderer
 
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