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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Mielich, Alphons Leopold: Persönliches und Allzupersönliches in der "Flora"-Frage
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Kallmorgen, Friedrich; D.W.D.K.: Ausstellungssorgen, 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0430

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 3 s.

§24

in Wirklichkeit aber wichtigen, volkswirtschaftlichen Frage
eine Aeußerung abzugeben. Es ist (doch wohl erst jetzt,
nach erfolgter Abtrennung der Nationalgalerie von Bodes
Ressort. Red.) ganz gleichgültig, welche Stellung Bode zur
lebenden Kunst einnimmt; jedenfalls hat er in erster Linie
durch feine Tätigkeit dazu beigetragen, daß Berlin zur
Kunststadt, zur Kunststadt ersten Ranges wurde, und hat
so geholfen, Entwicklungsmöglichkeilen zu schaffen, wie sie
tatsächlich heute fast nirgend anderswo bestehen. Indem
er aber Spezielles förderte und propagierte, hat er, mit
oder ohne willen, mit beigetragen, daß jene Reibungs-
flächen entstanden sind, ohne welche die moderne Kunst-
bewegung kaum hätte entstehen, geschweige denn mit Er-
folg sich entwickeln können. Das ist heute schon zur
historischen Tatsache geworden, deren sich jeder, ob Anhänger
oder Gegner, klar bewußt sein sollte. Bode hat im Reiche
ein Mäcenatentum geschaffen, wie es sonst nirgend existiert,
und es ist füglich ganz gleichgültig, auf welcher Kunstlinie
es sich bewegt, soferne es nur auf jener der (Dualität
seinen weg nimmt. Und das trifft doch allseitig zu. welcher
eminent volkswirtschaftliche wert hierin liegt, kann ja wohl
nicht ziffermäßig belegt werden, aber es scheint doch sicher
zu sein, daß eine einseitige Strömung in sich selber schon
die Notwendigkeit von Gegenströmungen trägt, mit anderen
Worten beispielsweise gesagt, wenn Herr X. alte Bilder
kauft, so kann mit Sicherheit angenommen werden, daß
dieser oder jener seiner Freunde schon aus Opposition für
moderne, ultramoderne Werke zu schwärmen beginnt und
schließlich dieser Schwärmerei durch klingende Münze Aus-
druck gibt.
Aber auch darin liegt ein hoher wert, daß Bode heute
in Museal-Kunstfragen als erste Weltautorität gilt, und
es heißt doch wahrhaftig kurzsichtig sein, einer solchen
«Dualität (selbst angenommen, sie wäre nicht so bedeutend,
wie sie meiner Ansicht nach ist), die der Heimatstadt und
dem Reiche Relief gibt, durch Hader und Zank den Nimbus
zu nehmen, sie zu erniedrigen. Das einfachste Gebot der
Selbsterhaltung und Selbstschätzung hätte jedem nahelegen
müssen, insoweit wenigstens auf der Hut zu sein, daß die
Sache nach außenhin keine Konsequenzen zeitige, und daß
sich der, sagen wir „Bruderzwist" wenn schon, so doch inner-
halb der vier eigenen wände abspiele. — — Als ein an-
deres, wie mich dünkt, nicht unwichtiges Moment möchte
ich hervorheben die Entwicklung des Kunsthandels nicht
nur in Berlin, sondern auch im Reiche, und möchte die
Frage aufwerfen, wieviel hierzu mittel- oder unmittelbar
Bode beigetragen haben mag? Diese Frage mögen Be-
rufene beantworten, welche Bedeutung aber der Kunst-
handel für eine Stadt hat, lehren München und Paris.
Das sind volkswirtschaftlich wichtige Fragen, an denen
der Künstler nicht so teilnahmslos vorübergehen sollte. Er
wird sich um so besser und unabhängiger in materieller
Beziehung stellen, je günstiger vom volkswirtschaftlichen
Standpunkt aus fein Milieu beurteilt werden kann. Und
da, so scheint es, steht Berlin in allererster Linie, und
wesentlich beigetragen hierzu hat unzweifelhaft Wilhelm
Bode; also scheint es nicht nur unklug (abgesehen von
Dank), sondern geradezu sinnwidrig, einen solchen Mann,
aus was immer für einer Ursache, anzurempeln anstatt
feiner froh zu werden. v. V/Itellcll-Wien.
AussteUungssorgen. III
(vgl. die Hefte 27, 28 und 29.)
Der Vorsitzende der Ausstellungskommisston der „Großen
Berliner Kunstausstellung" schreibt uns:
Ich habe noch folgendes zu dem Artikel „Ausstellungs-
sorgen" zu bemerken:
Zu 2. Nach dem Verzeichnis im Münchener Katalog
hat Herr Prof. Fechner im Jahre t8y6 die zweite Medaille
bekommen. Es wird schwer festzustellen sein, wie vor
Jahren die verschiedenen Termine zueinander lagen, und
es scheint mir deshalb nicht gerade glücklich, diesen so weit

zurückliegenden Fall anzuführen. Abgesehen davon: wenn
es zutreffend ist, daß das Fechnersche Bild von der Berliner
Jury abgelehnt war und im gleichen Jahre in München
ausgezeichnet wurde, so beweist das einmal, daß der Ab-
gewiesene Zeit hatte, sein Bild nach München zu schicken
und zweitens, daß zwei Jurys verschiedener Ansicht sein
können, was wir ja schon lange wissen.
Die Benachrichtigung der Einsender abgelehnter Werke
wird in diesem Jahre wohl am 20. April erfolgen können.
Zu H. Ich beziehe mich auf mein Schreiben in Nr. 29,
Absatz 2. Da die Kommissionen jährlich wechseln, kann
auch nicht in jedem Jahre alles ganz gleich gemacht werden;
ein Vorsitzender liebt eine mehr geschäftliche Form, der
andere eine mehr liebenswürdige Form der Ablehnung. So
mag es dem Empfänger, den Ihr Gewährsmann kennt,
dann passiert sein, daß in dem Jahre vor seiner amtlichen
Stellung der Vorsitzende mit der geschäftlichen Form am
Ruder war, im nächsten Jahre, als der Herr zu Amt und
Würden emporgestiegen war, regierte der liebenswürdige
Vorsitzende, und der Empfänger glaubte, diese Aenderung
in der Form des Schreibens sei seiner Standeserhöhung
wegen geschehen? Beweis wäre doch nur, wenn im
gleichen Jahre verschiedene Leute verschiedene Schreiben
erhalten hätten. Und diesen Beweis zu finden, ist unmög-
lich. Ich verweise zum Schluß wieder auf mein Schreiben
in Nr. 29 auf den Schlußsatz.
Zu der Notiz unter „Erledigte Preisausschreiben" noch
folgendes, um den in den Worten liegenden Vorwurf zurück-
zuweisen.
Die Konkurrenz wurde ausgeschrieben unter den
Künstlern Groß-Berlins, weil man denselben eine Ge-
legenheit zur Betätigung auf dem Gebiete des Plakates
geben wollte, und weil man die Hoffnung hegte, ein ge-
eignetes Plakat zu erhalten. Diese Hoffnung wurde nicht
erfüllt. Unter den 8H Entwürfen befand sich kein brauch-
barer, die Preise wurden aber der Bestimmung gemäß ge-
geben. Line öffentliche Ausstellung erschien uns deshalb
nicht wünschenswert und hätte keinem einen Nutzen ge-
bracht. Den Teilnehmern auf verlangen die Entwürfe
vorzeigen, geht auch nicht. Die Künstler senden anonym
ein und lassen auf das Motto hin wieder abholen, woher
sollten wir dann das Recht nehmen, diese Arbeiten anderen
zu zeigen?
Kr. KLlIrnorAen,
I. Vorsitzender.
Die Schriftleitung der w. d. K. erwidert folgendes:
Zu 2. Der Fall Fechner wurde von unserem Mit-
arbeiter herangezogen, weil er mit ihm beweisen konnte,
daß dieser Künstler von dem frühen Entscheid derBerliner
Jury und von der anderen Beurteilung feines Werkes
durch die Münchener Jury einen großen Vorteil gehabt
hat. Daß Sie in diesem Jahre den in Berlin zurückge-
wiesenen 3000 Werken den gleichen Weg geöffnet haben,
indem Sie trotz der ungeheuren Arbeit, die in der drei-
maligen Prüfung der eingelieferten 5000 Werke lag, die
zurückgewiesenen Künstler bis 20. April benachrichtigten,
dafür fei Ihnen hiermit öffentlicher Dank ausgesprochen.
Zu H. Ihrer Erklärung wird ohne weitere Randbe-
merkung zugestimmt.
Zu der Notiz unter „Erledigte Preisausschreiben"
betr. das Nichtausstellen der auf Ihre Plakat-Konkurrenz
eingegangenen 8H Entwürfe, sagen Sie, daß Ihnen ein
Ausstellen nutzlos und nicht wünschenswert erschienen wäre.
Nun ist es Ihnen wohl entgangen, daß in diesen Blättern
seit vielen Jahren dafür gekämpft wird, daß bei jeder
Konkurrenz den Teilnehmern, insbesondere den nicht Preis-
gekrönten, Gelegenheit gegeben werde, ihre Arbeiten mit
denen der anderen Bewerber zu vergleichen und aus diesem
Vergleichen für künftige Fälle zu lernen. Der hieraus
entstehende Nutzen für den Einzelnen, für Wettbewerb-
veranstalter und für die Allgemeinheit scheint uns doch
erheblicher zu sein, als Sie annehmen. Sie werden sich
z. B. im nächsten Jahre wahrscheinlich wieder mit einem
 
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