Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

DOI Artikel:
Inhalt / Arbeitskalender / Mitteilungen
DOI Artikel:
Khaynach, Friedrich von: Eine deutsche Ausstellung des 18. Jahrhunderts im Jahre 1912
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0542

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
536 Die Werkstatt der Kunst. Heft Z^.

gerbst Näheres bekanntgemacht. Ls ist geplant, die Kol-
lektion später noch an anderen Orten ausznstellen.
Alle weitere Auskunft erteilt das Sekretariat
des Künstlerinnen-Vereins in München, Barer-
straße 2 t> Für unsere Mitglieder hat die Anmeldung zur
Beteiligung an dieser Ausstellung bis t5. September t9lO
an Frl. Ls. Lobedan, Berlin 8W Lsafenplatz 5, zu er-
folgen.
Bei dem am 5. Juni stattgefundenen zweiten „Alice
Mertens-Wettbewerbe" sind die kunstgewerblichen Entwürfe
folgender Mitglieder des „Vereins der Künstlerinnen und
Kunstfreundinnen zu Berlin" ausgezeichnet worden: Frl.
M. Dehrmann, Frl. L. Dillmann, Frl. L. Krause, Frl. L.
und L. Lobedan, Frl. L. Luthmer, Fr. E. Michaelson geb.
Angerstein, Fr. L. Schellbach, Frl. M. L. Schlieder, FrI.
A. Schmücker, Frl. M. Skutsch, Fr. L. Wiese, Fr. L. Wis-
licenus geb. Finzelberg. Der Dorstand.

Mitteilungen üer MWauer-vemnigung von Mit-
giieäern äe§ Vereins Kettiner' iiüniliei' unä cier Stts-
vereme Liek K. 8. ii. L.
Die Wettbewerbsbedingungen und Pläne für das
Bismarck-Denkmal der Provinz Pommern auf dem Wein-
berge bei Stettin hat der Vorstand im Bureau des Vereins
Berliner Künstler den Mitgliedern zur Ansicht bereitgestellt.
Dieselben sind gegen Einsendung von zo Mk. von
Lserrn Bürgermeister vr. Thode, Stettin, Verwaltungs-
gebäude, Magazinstraße t, zu beziehen.
Nach Einsendung eines den Bedingungen entsprechen-
den Entwurfes werden die to Mk. zurückerstattet.
Vorsitzender.
Schluß des amtlichen Teils.

äeutscbe Ausstellung cles 18. ^abrkunäerts im Zakre 1912*)
Line Anregung von Friedrich v. Khaynach.

„Drei künstlerische Ereignisse waren es, die in den
letzten Jahren in einer weit über das Maß des Gewöhn-
lichen hinausgehenden Weise die allgemeine Anteilnahme
fanden, die Iahrhundertausstellung in der Nationalgalerie,
die englische und französische des t8. Jahrhunderts in den
Sälen der Akademie. Die erstere hat uns gezeigt, was
wir selbst im Laufe des letzten Säkulums geleistet haben,
sie hat die größte Bewunderung für die Werte und Eigen-
tümlichkeiten der deutschen Malerei geweckt, sie hat die Ur-
teile der Kunstgeschichte beeinflußt und korrigiert, sie hat
wertvolle Männer, deren Wirken nur noch wenigen bewußt
war, ja die völlig vergessen schienen, in den Vordergrund
des Interesses gerückt.
Line ganz andere Bedeutung hatten die beiden andern
Unternehmungen. Sie führten uns in die Zeit des Glanzes,
der Reife und Ueberreife zweier großer Nationen, deutlich
spiegelte sich in den Werken dieser Maler die Epoche, der
sie angehörten; wir empfanden in den Bildnissen der Rey-
nolds und Gainsborough, in den Landschaften von Lon-
stable ebenso die weltmännische Eleganz des damaligen
England, wie in all dem Wunderbaren, was die französische
Ausstellung brachte, den bestrickenden Reiz des gallischen
Wesens. Beide Kunstbestrebungen waren durchaus aristo-
kratisch, total verschieden von der Kunst unserer Tage. Die
beiden Völker, die sie hervorgebracht haben, waren seit
Jahrhunderten gewöhnt, auf die übrigen Staaten gering-
schätzig herabzusehen. Immer waren Personen von hoher
Geburt, Macht und Reichtum Gönner und Förderer der
Kunst, und die Künstler trafen in ihrem Schaffen den Ton,
den man von ihnen verlangte. Beiden Völkern ward das
Glück zuteil, daß die zeitbewegenden Ideen in ganz aus-
gezeichneten Meistern ihren Ausdruck fanden, beide haben
damals eine Epoche, eine künstlerische Blütezeit hervor-
gebracht, die zwar Geister ersten Ranges nicht aufzuweisen
hatte, aber doch erstaunliche Talente, die immer wieder die
Bewunderung der Menschen erwecken werden.
Kann sich nun eine deutsche Ausstellung des l8. Jahr-
hunderts neben den anderen sehen lassen, würde sie nicht,
einmal ins Leben gerufen, mit einem Mißerfolge schließen?
Das ist die Frage, die hier erörtert werden soll, denn es
ist nicht ohne weiteres ausgemacht, ob der Besitzstand an
Meisterwerken der Malerei, der Bildhauerkunst, des Kunst-
gewerbes aus jener Zeit ausreichend sei. Wir sind heute

*) Wir werden um die Verbreitung des nachstehenden
Aufsatzes, der in der „Preußischen Krenzzeitung" am 2. Juni
erschienen ist, gebeten. Diesem Wunsche entsprechen wir
hiermit in üblicher Weise, ohne uns mit den gegebenen
Kunsturteilen im einzelnen zu identifizieren. Red. der
„w. d. K."

gewohnt, vom t 8. Jahrhundert nur die Literatur und Mnsik
hoch einzuschätzen, über die anderen Künste aber gering zn
denken. Auch über die politischen und sozialen Zustände
des alten Reiches, das damals mit Ausnahme von Preußen
eine hilflose Masse und ein altväterischer Ackerbaustaat
war, urteilen wir heute nicht eben hoch.
Und doch muß uns schon eine oberflächliche Betrachtung
lehren, daß wir viel reicher sind, als wir zu sein glauben.
Obwohl die Armut groß und allgemein war, obwohl viel-
fach das öffentliche und geistige Leben stagnierte, hat es
an den trefflichsten Leistungen auf dem Gebiete des Schönen
auch damals nicht gefehlt. Mehr freilich als im Norden,
der heute die deutsche Kultur im wesentlichen beherrscht,
lag damals der Schwerpunkt für diese Dinge im Süden
und Südwesten des Reiches. Und da ein Mittelpunkt
fehlte, so sind alle diese Schätze vereinzelt und verstreut,
sie befinden sich in den verschiedensten Städten und Schlössern,
man müßte, um das Wesentliche in Berlin zu vereinigen,
lange forschen und suchen.
Analog der französischen Ausstellung müßte auch eine
deutsche etwa mit dem Jahre t680 beginnen und mit dein
Jahre ;8;o schließen. Der Malerei kommt naturgemäß
der Lsauptanteil zu, neben ihr steht die Plastik und als
Ergänzung ist das Kunstgewerbe heranzuziehen. Dieses
letztere stand damals sehr hoch bei uns und es wird nicht
schwer fallen, die herrlichsten Gobelins und kostbare Zier-
möbel, Nippsachen, Tabaksdosen und dergleichen herbei-
zuschaffen. Ich würde raten, eine Sammlung Meißener
Porzellane einzufügen, die nicht viel Raum beanspruchen
und des allgemeinen Beifalls sicher sind. Daß es an treff-
lichen Skulpturen wie auch vielleicht Architekturplänen
nicht fehlt, ist gewiß. Andreas Schlüter und seine Schule
wären hier heranzuziehen, und an guten Büsten und Statuen
wird kein Mangel sein.
was die Malerei betrifft, so teilt man mit Recht diese
ganze Epoche in zwei Teile, die des ausgehenden Barock
und des aufstrebenden Klassizismus, als dessen Begründer
Carstens anzusehen ist. Die erstere hat mit Unrecht lange
als minderwertig gegolten. Ls muß erinnert werden an
die frischen und genialen Freskomalereien, die in den
Kirchen und Schlössern Bayerns und Oesterreichs sich massen-
haft finden und die besagen, wie hoch die Malerschule von
dazumal stand. Nun kann man diese zwar nicht herbei-
bringen, wohl aber kann man Photographien zeigen oder,
was besser wäre, gute Kopien in Aquarell anfertigen lasten.
An einen Bildnismaler sei erinnert: Ioh. Kupetzky (t666
bis t?^o), von dessen Lsand meisterhafte Arbeiter: bekannt
find. I. G. Ldlinger —lOO sowie manche andere
Maler," die heute nicht mehr bekannt sind, geben den erst-
genannten nichts nach. Neben dem Bildnis blühte die
Landschaft, pubert Robert I73Z—t8O8) war einer der
vielen, die sich hier auszeichneten. Mehrere jener Künstler
 
Annotationen