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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Schmidkunz, Hans: Weltausstellungen
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Die deutsche Kunst auf der Internationalen Kunstausstellung in Buenos Aires
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0639

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Heft H6.

Die Werkstatt der Kunst.

633

gewiesen — mit Unrecht, wenn die Selbständigkeit eigen-
artiger Sondergebiete gehemmt werden soll. Es ist nun
einmal notwendig, daß beispielsweise immer mehr und
mehr Spezialbibliotheken für einzelne Fächer erstehen; not-
wendig in dem Sinne, daß der unabweisbare Bedarf über
das abweisende Gerede unaufhaltsam hinausgeht.
Aus dem Wege zum Ersatz der Weltausstellungen, oder
genauer Großweltausstellungen, durch Spezialausstellungen,
oder sagen wir: Kleinweltausstellungen, befindet sich ja
Deutschland tatsächlich; unser Interesse ist jetzt dies, jenen
Zug fortsetzen zu helfen und namentlich über das künstle-
rische Ausstellungswesen zu sagen, was uns am Herzen liegt.
Ls scheint mir, daß wir spezialisierte Kunstausstellungen
nach verschiedenen Richtungen hin brauchen. Zunächst kommt
hier etwas in Betracht, dessen Voranstellung dem Künstler
selbst verwunderlich sein mag. Ich meine nämlich, daß
die verschiedenen Materien oder Gebiete oder Themen oder
Weltanschauungen vor allem berufen fein werden, Anlaß
zum Spezialisieren von Ausstellungen zu werden. Expo-
sitionen für christliche oder ev. überhaupt für religiöse
Kunst sind seit einigen Jahren nichts Unerhörtes mehr,
verdienen aber um so mehr Fortsetzung und Erweiterung,
als sie einerseits die Fruchtbarkeit dieses Ausstellungszieles
bezeugt haben und andererseits doch zum Teil über parti-
kuläres wenig hinausgeschritten sind.
Sodann kommen weltliche Interessengebiete, wie z. B.
der Alpinismus, dessen großartige Spannweite bereits seine
Fruchtbarkeit für die Kunstpflege hat merken lassen.
Nun die Unterscheidung nach den verschiedenen Arten
der Kunst! Ausstellungen von Porträts, dann von Land-
schaften usw. sind in den letzten Jahren mit Glück gemacht
worden; einer deutschen Porträtausstellung könnte mit ganz
besonderem Interesse entgegengesehen werden.
Fraglicher mag sein, ob die mehr technischen Interessen
der Künste ebenfalls Gelegenheit zu Sonderausstellungen
geben. Ich würde beispielsweise den Vorkämpfern für
jenes mehrfache Lasieren, das den Hauptreiz klassischer Ge-
mälde ausmachen soll, gerne gönnen, daß sich für sie ein-
mal eine Gelegenheit fände, ihre Ziele auf einer Spezial-
ausstellung zu demonstrieren.
wie immer jedoch die Dinge verlaufen mögen —
eines läßt sich aus dem Bisherigen hier und anderswo
jedenfalls behaupten: unsere Kultur frißt sich sozusagen
selber auf. Arbeit über Arbeit, Anspruch über Anspruch,
Verkehr über Verkehr bedrängt den geistig Interessierten.
Und so werden auch unsere Weltausstellungen entweder
verbrennen oder sich sonstwie verzehren.
Oie cleutscke Kunlt aus cler Inter-
nationalen Kunstausstellung in
Vuenos Aires
Die „Gesellschaft für Deutsche Kunst im Auslande"
schrieb uns am 28. Juni t9lO:
„Euer Hochwohlgeboren hatten die Güte, die von uns
beabsichtigte Kunstausstellung in Buenos Aires t9lo durch
Zeichnung eines Betrages zum Garantiefonds zu unter-
stützen. Als wir im September l9O9 unseren Aufruf um
Beihilfe an unsere Mitglieder erließen, gründete sich dieser
auf die Mitteilung der zuständigen Staatsbehörden, daß
wir in Buenos Aires allein, höchstens in Konkurrenz mit
Frankreich, Kunstwerke ausstellen würden. Hierauf stützte
sich auch unser damaliger Kostenanschlag, der mit einem
Ueberschuß von 53000 Mk. abschloß.
Leider hat die argentinische Regierung nachträg-
lich beschlossen, mit ihrer Jahrhundertfeier eine eigene
Internationale Kunstausstellung zu verbinden und ;2 Na-
tionen zum Wettbewerb einzuladen. Dadurch ist unsere
selbständige deutsche Kunstausstellung in Buenos Aires
t9lO unmöglich geworden. Es blieb uns nur zu er-
wägen übrig, ob wir uns mit unserer Kunstausstellung in
den Rahmen der Internationalen Kunstausstellung ein-

fügen sollten. Diese Frage hat der Vorstand, wenn auch
schweren Herzens, verneint. Die am Dezember 1909
zu Berlin tagende Mitgliederversammlung unserer Gesell-
schaft ist diesem Beschlüsse beigetreten, und zwar aus
folgenden Gründen:
Nach Wegfall der Selbständigkeit der deutschen Aus-
stellung gehen unserer Gesellschaft die hohen Einnahmen
aus den Eintrittskarten, Katalogen usw. verloren. Außer-
dem vermindern sich die Einnahmen aus den verkauften
Gemälden usw. dadurch, daß die Internationale Kunst-
ausstellung nur etwa 80—90 deutsche Kunstwerke auf-
nehmen soll, während wir etwa 500 Gemälde und too Pla-
stiken in Buenos Aires ausstellen wollten. Line weitere
Schädigung unserer Einnahmen tritt durch die vom General-
kommissar in Buenos Aires aus dem Gemäldeverkauf zur
Erhebung gelangende Abgabegebühr von to Proz. ein.
Durch diese Ausfälle verwandelt sich der für unsere deutsche
Kunstausstellung errechnete Ueberschuß von etwa 35 000 Mk.
in ein Defizit von etwa 35000 Mk., dessen Ausgleich wir
unseren Garantiefondszeichnern nicht zumuten wollten.
Da aber das Deutsche Reich unter keinen Umständen
bei einer so wichtigen Kunstausstellung in Südamerika fehlen
darf, so hat das Reichsamt des Innern auf unsere
Anregungesübernommen, eine deutsche Kunstabteilung
im Rahmen der Internationalen Kunstausstellung zu orga-
nisieren. Das Arbeitskomitee besteht aus dem Vertreter
des Reichsamts des Innern, Herrn Geheimen Gber-
Regierungsrat Or. Lewald, dem Vertreter des Auswärtigen
Amts, Herrn Geheimen Legationsrat Goetsch, dem Vertreter
des preußischen Kultusministeriums, Herrn Wirklichen Ge-
heimen Gber-Regierungsrat Or. Schmidt, und dem Vertreter
unserer Gesellschaft, Herrn Geheimen Regierungsrat Platz.
(Die Ausstellung wurde inzwischen eröffnet und in
vierzig großen, künstlerisch dekorierten Sälen untergebracht.
In der deutschen Abteilung findet man Gemälde von
Hans v. Bartels, Bracht, Frenzel, Georgi, Freiherrn v. Haber-
mann, Kampf, Kallmorgen, Kühl, v. Marr, Meyerheim,
Schönleber, v. Stuck, Thedv, v. Volkmann, Vogel und
anderen. Red.)
Das Reichsamt des Innern hat sich nun an uns mit
der Anfrage gewandt, ob unsere Gesellschaft bereit
fein würde, einen Teil der durch die Beteiligung des Reichs
entstehenden Kosten zu übernehmen. Wir haben diese
Bitte einigen begüterten Freunden und Mitgliedern unserer
Gesellschaft vorgetragen, und haben demzufolge die in der
Anlage genannten Herren den Betrag von 8000 Mk. ge-
zeichnet. Diese Summe ist dem Reichsamt des Innern
am ; 6. Mai ;g;o bar bezahlt worben. Der Herr Staats-
sekretär Delbrück hat in seinem Dankschreiben besonders
betont, daß er unseren Bestrebungen seine volle Anteil-
nahme und Unterstützungsbereitschaft gern entgegenbringe.
Die uns vom Herrn Staatssekretär des Innern zu-
gesagte Unterstützungsbereitschaft ist für unsere weitgesteckten
Ziele von ganz hervorragender Bedeutung.
Der Vorstand.
I. V.: R. Platz, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat,
Vorsitzender, Berlin-Friedenau.
Spenden für die
DeutscheAbteilungderInternationalenZentenar-
Kunstausstellung Buenos Aires ; 9 ; 0.

x. Or. Merton, Direktor der Metallurgischen
Gesellschaft, Frankfurt (Main).;500 Nk.
2. Or. Krupp von Bohlen und Halbach, Auf
dem Hügel ........... tooo „
3. Geheimer Regierungsrat Or.-In^. Wilhelm
von Siemens, Berlin ........ ;ooo „
H. Leopold M. H. Biermann, Bremen . . . ;ooo „
5. Geheimer Kommerzienrat Georg Fromberg,
Berlin ............. 500 „
6. Rudolf Nosse, Verlagsbuchhändler, Berlin 500 „
Transport 5500 Nk.
 
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