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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Leth, Siegfried von: Bilderrahmen und Bühnenrahmen, 2
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0544

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538

Die Werkstatt der Kunst.

heft 39.

gut Bühnenbild und Bühnenrahmen unterscheiden, wie
man Bild und Bilderrahmen unterscheidet? Der Sprach-
gebrauch, bei dem man unter Bühnenrahmen die gegen-
ständliche und farbige Umgebung des darstellenden Künstlers
versteht, ist unmotiviert. Der „Bühnenrahmen" (Um-
gebung, Hintergrund) gehört geradeso organisch zu dem
darstellenden Künstler, wie etwa der landschaftliche oder
sonstige Hintergrund zu einer in einem Bilde dargestellten
Figur. Man wird aber wohl niemals von dem Hintergrund
und der Staffage eines figürlichen Bildes als von dem
Rahmen eines Bildes sprechen. — Oder lasse ich z. B. den
„Bühnenrahmen" weg, indem ich etwa den darstellenden
Künstler im Konzertsaal auftreten lasse, so tue ich das
gleiche, das ich tue, wenn ich die gemalte Figur aus dem
Bild herausnehme. In beiden Fällen scheide ich die Figur
aus ihrer Umgebung aus, nicht aus dem Rahmen — der
Rahmen des Bildes wird davon gar nicht berührt. — Ich
bin eben der Ansicht, daß, wenn man von Bühnen-Rahmen
spricht, man vernünftigerweise nur die Bühnen-Umrahmung,
also die Umrahmung des Bühnen-Bildes, meinen kann.
Fassen wir den Begriff des Bühnenrahmens in diesem
Sinne (Umrahmung des Bühnenbildes), so kommen wir
allerdings auch zu dem Schluß, daß für Bilderrahmen wie
für Bühnenrahmen die gleichen Gesetze gelten. — Das
Problem des Bühnenrahmens aber, im Sinne der Um-
rahmung des Bühnenbildes, ist ja glücklicherweise schon
dadurch zur Zufriedenheit gelöst, daß man den Zuschauer-
raum während des Spieles verdunkelt und die das Bühnen-
bild abschließenden Linien so einfach wie möglich gestaltet.
Ls entsteht auf diese weise ein würdiger schwarzer Rahmen,
der das Bühnenbild isoliert.
Ich will nun noch mit einigen Worten auf den Ver-
gleich Bilderrahmen—Bühnenrahmen im Sinne des Herrn
Verfassers der obenerwähnten Betrachtung eingehen. —
Aus dem, was ich vorher angedeutet habe, geht hervor,
daß sich nach meiner Ansicht Bilderrahmen und „Bühnen-
rahmen" nicht ohne weiteres vergleichen lassen, da die
beiden Begriffe Probleme von im Grunde verschiedener
Art bezeichnen. — wenn wir untersuchen, in welchem
Verhältnis die beiden Begriffe zueinander stehen, so sehen
wir uns zunächst vor die Entscheidung der Grundfrage
gestellt: Wollen wir ein historisches Bühnenbild oder gar
kein Bühnenbild, den historischen „Bühnenrahmen" oder
gar keinen „Bühnenrahmen"? Linen Mittelweg gibt es
meiner Meinung nach nicht — entweder Theater oder

Konzertsaal — Schauspielkunst oder Rezitationskunst. Ver-
suche, Stücke wie Hamlet in moderner Kleidung und mo-
derner Umgebung aufzusühren, wie sie in Paris unter-
nommen wurden, sind längst als Stilverirrungen ad acta
gelegt, wir entschieden uns also für die Schauspielkunst,
die uns den darstellenden Künstler in historischer Umgebung
zeigt. — Nachdem wir uns darüber klar geworden sind,
müssen wir ferner einsehen, daß es für eine stilvolle
Schauspielkunst absolut notwendig ist, daß man den dar-
stellenden Künstler als das Wichtigste auf der Bühne an-
schaue, und daß die Dekorationen zwar als notwendiges
Beiwerk, aber nur als Beiwerk zu figurieren haben. —
Während nun der Bilderrahmen besser absolut keinen in-
haltlichen Zusammenhang mit dem Bilde hat, soll der
„Bühnenrahmen" in engem organischen Zusammenhang
mit dem darstellenden Künstler stehen, indem er durch eine
getreue historische Ausstattung die Handlungen und dar-
gestellten Gefühle des Schauspielers aufs stimmungsvollste
unterstützt. — Hier zeigt es sich nun auf das markanteste,
daß von gleichen Gesetzen auf diesen beiden Gebieten keine
Rede sein kann, und daß, während der gleiche Name zum
Vergleich herausfordert, man sich der Erkenntnis nicht
verschließen kann, daß die beiden Gebiete keine Verwandt-
schaft miteinander haben. Der Sprachgebrauch „Bühnen-
rahmen" im Sinne von Umgebung und Hintergrund des
Bühnenkünstlers ist sinnlos und sinnverwirrend.
wie das Bühnenbild so zu lösen sei, daß der dar-
stellende Künstler die erste Stelle im Bilde einnehme, ist
ein Problem für sich. Man hat es jedoch im Prinzregenten-
Theater sowohl, als auch im Künstlertheater in München
schon gelöst. Unsere Theater älteren Stils leiden allerdings
immer noch daran, daß sie durch ihre farbig wie formal
schreienden Dekorationen die darstellenden Künstler tot machen.
SieAkriect V. Ketd, Maler.

jlilLSkö liMigö ööilggö, llik Mvlmi' klmttectlli. Mtök lik. 20,
llat kolbenden Inllalt: VerAleicKende krütunA ver-
8olliedener Di^menttärben aut illre Lrauollbarlceit in
der Llalerei, insbesondere in der Lunstmalerei.
Von krok. Krnst Tänder. (Kortsetrmn^.) — Ktrvas
vorn ldori^ont in der Nalerei. Von Lari Ueinllold.
(Lelrluss.) — lVIarmor-lmprä^nierun^.

Vermischter OAAricbtenterl.

Geplante Ausstellungen

Hannover. (F. Herbstausstellung) des Vrtsvereins der
A. D. K. G. und °des Kunstvereins. Anmeldung bis
t5. September. Einlieferung t.—t5. Oktober. (Vgl.
Heft 36.) ^d

Eröffnete Ausstellungen

Augsburg, t8. Juni. (Im Kunstverein) sind neu aus-
gestellt: die Sendung V des Süddeutschen Turnus mit
H8 Werken; H. Pampel (;2), A. Banzer (7), K. Radlmaicr
(§) und H. Neff (2).
Berlin, t6. Juni. Ausstellung der Kupferstiche und Holz-
schnitte des Lucas van Leiden in der Folge ihrer Ent-
stehung. ^d
Berlin. (Diebstahl aufderStädtebau-Aus stellung?)
Der schon verschiedentlich in der presse besprochene, außer-
ordentlich humoristische und in Versen abgefaßte Lrläute-
rungsbericht zu dem Projekte „Weltstadt" vom Wettbewerb
Groß-Berlin ist aus seinem Umschläge gelöst worden und
spurlos verschwunden. Ls besteht eine große Nachfrage
nach den verschiedenen Erläuterungsberichten des Wett-
bewerbes, die leider nur zum Teil im Druck erschienen

oder schon vergriffen sind. Der Verfasser des sehr amüsant
gehaltenen Berichtes zum Entwurf „Weltstadt" ist unbe-
kannt, obgleich bereits in der Monatsschrift „Der Städte-
bau" öffentlich die Bitte all ihn ergangen ist, sich zu er-
kennen zu geben. Die Wiederbeschaffung des verschwun-
denen Berichtes ist dringend zu wünschen. ^d
Berlin. Im Kunstsalon Keller A Reiner ist eine neue
umfassende Kollektivausstellung von Arbeiten von Glto
Modersohn-Worpswede eröffnet worden. ^d
Brombcrg. (Verkäufe in der Frühjahrsausstellung
der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissen-
schaft.) Gemälde und Aquarelle: Wilhelm Llaudius-
Dresden (2), Philipp Franck-Wannsee (3), Heinz Fuchs-
Lichterfelde, Ismael Gentz-Berlin, Max Heiland-Leipzig (5),
Hans Herrmann-Berlin, Paul Hoeniger-Berlin, Heinrich
Hübner-Berlin, Georg Lamm-Tharandt, Max Schlichting-
Berlin, Hans Schmidt-Lharlottenburg (2), Max Uth-Berlin,
Plastiken: Gustav Koenig-Lharlottenburg, Reinhold Kü-
bart-Lharlottenburg, Ferdinand Lepcke si-Berlin (-P, Alfred
Raum-Lharlottenburg (2), Eduard Weber-Eharlottenburg.
Gesamtwert 9328 Mk.
Düsseldorf. (Bei Eduard Schulte) neu ausgestellt: I.
Francis Auburtin-Paris (3 t), Lharles Michel-Brüssel (Samm-
lung), Jens Birkholm-Faaborg (23). ^d
Frankfurt a. M. (Kunstverein, Iunghofstraße 8.) Neu
 
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