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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Katsch, Hermann; Hellwag, Fritz: Hie Lukas! Hie Lionardo!
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Werner, Anton von: Der Kaiser, Lenbach und die Schack-Galerie, 3
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Wrage, Wilhelm August: Die Erledigung von Wettbewerben
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0151

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Heft U-

D:e Werkstatt der Kunü.

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wertvollen Maßstab für die Beurteilung des Gesamtwerkes
von Lionardo geben. Der tatsächliche ästhetische Wert dieser
„Flora"-Büste, wenn er überhaupt vorhanden ist, würde
dadurch aber weder vermehrt, noch durch das Gegenteil
aufgehoben, und die Büste bliebe als Kunstwerk genau
dasselbe, was sie bisher gewesen ist. Also prüfe man doch
mit allen Mitteln, ob die Büste schön, ob sie ein hervor-
ragendes Kunstwerk sei, ob der künstlerische Geist ihres
Schöpfers in ihr lebe!
Kann diese Frage nicht unbedingt bejaht werden,
dann ist es — wenigstens soweit eine Aufstellung im
Kaiser Friedrich-Museum, in das nur Werke allerersten
Ranges gehören, in Betracht kommt — überhaupt müßig,
den anderen Problemen nachzuforschen. Wurde die Frage
aber bedingungslos bejaht, so prüfe man in zweiter
Linie die Frage der zeitlichen und persönlichen Abstam-
mung oder der absichtlichen Fälschung. K. Hell-wLA.


Oer Kaiser, Lenback unä
ctie Scback-Galerie. Hl


Geehrter Löerr Redakteur!
Gestatten Sie mir zu Ihrem Artikel; „Der Kaiser,
Lenbach und die Schackgalcrie. II" im Interesse des An-
denkens an Feuerbach und Böcklin einige Worte der Berich-
tigung.
Sie behaupten, „die Schöpfungen von Feuerbach, Böck-
lin, Marees haben damals, als sie für perrn von Schack
gemalt wurden, noch höchstes und allerhöchstes Mißfallen
erregt, sie waren die damalige Rinnsteinkunst". Gb Sie
mit den Prädikaten höchstes und allerhöchstes Mißfallen,
dem Sprachgebrauchs und dem Sinne Ihres Artikels nach,
etwa Aeußerungen von Fürstlichkeiten im Sinne haben, die
Ihnen persönlich bekannt sind, weiß ich nicht. Ich möchte
aber von meiner Seite zur Zerstörung des Irrtums bei-
tragen, als ob es vor 50 Jahren überhaupt irgendwo nur
Banausen gegeben hätte, die Feuerbachs und Böcklins Werke
für die „damalige Rinnsteinkunst" hielten! Ich kann Sie
aus meiner eigenen Erfahrung belehren, daß Feuerbach,
als ich zum ersten Male in: Jahre t8L0 als Akademie-
fchüler hier auf der Berliner Ausstellung feine Iphigenie
sah, bei uns schon als großer klassisch-akademischer Meister
galt gegenüber den damaligen Naturalisten Menzel, Schrader,
E. Becker und G. Richter, die sämtlich Feuerbachs Kunst
durchaus nicht für „Rinnsteinkunst" ansahen.
Im Gktober Z862 sah ich Feuerbachs und Böcklins
Werke, Marses existierte damals noch nicht, in der Schack-
galerie in München, und auch Böcklin, dessen „Villa am
Meer", „Der Anachoret" u. a. sich schon in der Galerie be-
fanden, habe ich damals von niemand als „Rinnsteinkünstler"
nennen gehört, im Gegenteil, er war, Z860 mit Reinhold
Begas und Fr. Lenbach nach Weimar als Lehrer an der
Kunstschule berufen, damals schon ein bekannter und hoch-
gelchätzter Künstler. In Karlsruhe lernte ich dann Z862
den Kupferstecher Allgeyer kennen, den Freund und späterer:
Biographen Feuerbachs, der damals schon das im Besitze
des Großherzogs von Baden befindliche Bild von Feuerbach:
„Dante und die Florentiner Frauen" gestochen hatte; der-
selbe Fürst hatte schon früher von Feuerbach Tizians „Assunta"
kopieren lassen für die Karlsruher Galerie. Mein Freund
I. v. scheffel, dessen Beziehungen zu Feuerbach ja bekannt
sind, hatte mir dann ein Empfehlungsschreiben an Feuerbach
t867 nach Rom mitgegeben. Der Künstler malte damals
an seinem „Simposien" und stand auf so hoher pöhe seines
anerkannten Ruhmes, daß ich gar nicht wagte, bis zu ihm
zu dringen und meinen Empfehlungsbrief abzugeben, trotz-
dem ich ihn häufig sah.
Woher und warum also diese ewige Legende von seiner
Verkennung und daß erst der Nationalgalerie vor einigen
Jahren Vorbehalten war, Feuerbach zu entdecken? Ich ver-
sichere Sie aus Erfahrung, daß der Künstler weder damals

höchstes oder gar allerhöchstes Mißfallen erregt hat, noch daß
perr von Schack der einzige oder wenige mit ihm die ein-
zigen waren, die Feuerbach als Künstler zu schätzen wußten.
Ls gab wirklich selbst vor 50 Jahren nicht soviel Banausen
in der Welt, als Sie zu glauben scheinen, falls Sie diese
nicht etwa unter den Kunstgelehrten und Kritikern von
damals gefunden haben, deren Aeußerungen über Feuer-
bach ich allerdings nicht mehr in der Erinnerung habe.
Daß ein Künstler, der soviel geschaffen hatte, wie damals
Feuerbach, eine hohe Meinung von sich haben darf, ist wohl
berechtigt, aber daß den Ansprüchen und Forderungen dieses
„tzuos eZo" selbst ein Fürst zuweilen nicht nachzukommen
imstande ist, erfuhr ich aus den Mitteilungen des verstor-
benen Großherzogs Friedrich von Baden, als ich, von dem
edlen Fürsten eingeladen, die Rückreise aus Versailles nach
Karlsruhe nach Schluß des Feldzuges im März in
seinem Gefolge machte, . . . Mitteilungen, die ich im
Interesse Feuerbachs aber besser verschweige.
Triton von Werner.
(Unsere Erwiderung folgt in der nächsten Nummer.
Die Schriftleitung der „W. d. K.")

Oie Erledigung von Wettbewerben

Wir empfingen folgende Zuschrift:
Zu dem Thema „Preisausschreiben" erlaube ich
mir einige Bemerkungen, die vielleicht zur pebung der
Mängel, „die immer noch in den Ausschreibungen enthalten
sind", dienen können, zu unterbreiten:
Die Aufschrift des das Kennwort enthaltenden
Umschlages darf nicht handschriftlich sein, sondern in
der Art einer Druckschrift.
2. Die das Kennwort enthaltenden Briefumschläge sind
gleich nach Schluß der Einlieferung in einen Umschlag
oder anderen Behälter zu tun und dem Mbmann oder
Vertrauensmann der- Kommission versiegelt zur Auf-
bewahrung zu übergeben.
3. Die Jury muß spätestens am dritter: Werk-
tage nach Schluß der Einlieferung ihr Urteil fällen.
H. Vorher darf kein Juror den Raum betreten;
dieses ist besonders da wichtig, wo der Künstler seine
Arbeiten selbst aufstellen muß.
5. Nach der Entscheidung gibt die Kommission (mög-
lichst umgehend) in den Fach- und anderen Zeitungen be-
kannt (falls es nicht fchon im Ausschreiben geschehen ist)
zum Beispiel:
„Am 5. Dktober ist vormittags 9 Uhr im Kimmer
(oder Saal) der F.-Straße Nr. z z der Termin zur Bekannt-
gabe des Ergebnisses des Preisausschreibens angesetzt. Die
prämiierten Arbeiten sind hier gleichfalls zu besichtigen
(falls Raummangel die Gesamtausstcllung der Konkurrenzen
verbietet)."
sa. Die Briefumschläge werden, „nachdem das Siegel
in Gegenwart der Interessenten geprüft", aus dem Be-
hälter genommen und von dem Gbmann oder dessen Ver-
treter (als Zeugen fungieren zwei Beisitzer) geöffnet, der
Name des Prämiierten laut vorgelesen und dem Protokoll
der Kommission beigefügt. Unverzüglich wird der Name
der prämiierten in den Zeitungen bekanntgegeben, außer-
dem (falls es nicht schon im Ausschreiben geschehen ist)
bemerkt, daß Tage nach dieser Bekanntgabe die Arbeiten
zurückgesandt werden, d. h. mit anderen Worten, die
anderen Umschläge werden dann geöffnet. Sämtlichen
Arbeiten ist ein Protokoll beizulegen.
sd. Ich verweise hier ausdrücklich auf das Verfahren
der Behörden bei Submissions-Eröffnungen: „Kur fest-
gesetzten Zeit werden die Briefe geöffnet und laut die wich-
tigen Punkte verlesen." Also ein öffentliches Verfahren,
was der Künstler bisher auch in anderer Weise „leider"
entbehren muß. Wiltr. WruZe.
 
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