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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Wo sind unsere Porträtisten?
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0152

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Die Werkstatt der Kunst.

heft U-

^6


Mo NncL unsere Porträtisten?


Der „B. Z. am Mittag" ging aus ihrem Leserkreise
folgende Zuschrift zu:
„Man hört und liest immer davon, daß die moderne
Runst ,auf der pöhe' ist. Von Tag zu Tag werden uns
Künstler vorgeführt, die als .bahnbrechend' gelten und
unserer Kunstentwicklung ,neue Perspektiven' eröffnen, wir
hören immer von Landschafts-, pistorien- und Stilleben-
malern, doch die Porträtisten verschweigt man uns. Wo
find unsere Porträtisten? wo sind die Maler, die mich,
einen gutbürgerlichen Menschen von einigem Vermögen,
malen können, ohne Preise zu nehmen, die ein Jahres-
einkommen verschlingen? wo sind die Maler, die unsere
Rinder malen wollen und können? Und sind unsere
Künstler heute wirklich so glänzend gestellt, daß wir uns
versagen müssen, unser peim mit künstlerischen Bildnissen
zu schmücken?
Ls wäre gut, wenn Sie, geehrte Redaktion, diese
Frage zur Diskussion stellten. Vielleicht ist es gar nicht
so unwürdig der Kunst, wenn unsere Künstlervereinigungen,
die nicht nur reiche Berühmtheiten, sondern auch viele
hungernde Talente zu ihren Mitgliedern zählen, einen Aus-
weg finden, indem sie Porträtausstellungen für das
große Publikum veranstalten und auf die Preisforderungen
der Aussteller Hinweisen könnten! Damit, glaube ich, wäre
beiden Teilen gedient: dem Publikum und dem Künstler."
Wir geben diese Anfrage an unsere Leser weiter mit
der Bemerkung, daß wir sie beachtenswert finden, obwohl
freilich die Forderung: „für das große Publikum" einen
bedenklichen Druck auf das Niveau, d. h. auf die künstle-
rische Dualität, auszuüben geeignet ist. Immerhin wäre
es doch endlich an der Zeit, daß einem unhaltbaren und

unwürdigen Zustand ein Ende gemacht würde. Das Publi-
kum, das ein Porträt zu haben wünscht, schwankt nämlich
zwischen zwei Extremen ratlos hin und her. Entweder
geht es zu Modeporträtisten und zahlt phantastische Protzen-
preise, oder aber (und das trifft selbst die höchsten Adels-
und Pofkreise!) es geht zu erbärmlichen Kitschern, die nichts
anderes bieten, als vergrößerte und übermalte Photo-
graphien. Der „Umsatz" solcher „Kunstanstalten" geht ins
Ungemessene und züchtet ein Parasitentum, das bescheidenen
und tüchtigen Künstlern alle mittleren Aufträge wegnimmt.
Wir haben solche Porträtfabriken wiederholt gekenn-
zeichnet, z. B. in peft des vorigen Jahrganges die
„Deutsche Kunstvereinigung Berlin-München-Dresden-Düsfel-
dorf", die nach jeder Photographie Porträts in Lebens-
größe „naturgetreu" zu malen verspricht. Man braucht
ihr nur die Farben für Augen und paare anzugeben, und
es ist nicht nötig, daß die perren Kunst- und Pofmaler
den Besteller überhaupt zu Gesicht bekommen; sie pinseln
nur die von Laien angegebenen Farben über die ver-
größerte Photographie, garantieren aber leichten perzens
für „genaue Ähnlichkeit und kunstvolle Ausführung".
Die Künstler haben nun einmal dieses Parasitentum
groß werden lassen, aber sie sollten es doch nicht länger
mit ansehen, wie ihnen durch kunstfeindliche Bestrebungen
die Existenz abgegraben wird, weit mehr als alle auf-
klärenden Schriften und Proteste würde eine Porträtausstel-
lung, wie sie der Einsender obiger Anfrage verlangt, günstig
auf das Publikum einwirken und dem Künstler wieder-
geben, was des Künstlers ist.

UilSkkk ImW ööüsgö, lüg Motum Kimmen. Mikk kk. 6,
trat tolAencken Inllult: Vie Nilcroeüemie im Dienste
cker KunstAescüicüte. Von O. V. OuspureV-LuclL-
pest. — Vurben uns ^.nAelieu KuuKinunns Aucü-
luss. — Vreiü. v. kereiru, „Tempera reckiviva!"
Von V. L. — ^nbraZen nnck LeantvvortunZen.

Vermischter Nachrichten teil.

Geplante Ausstellungen

Bern, 30. November. (Die schweizerische Eidgenossen-
schaft) veranstaltet voraussichtlich für die Zeit vom ^5. Juni
bis ts. August t9lo ihre zehnte nationale Kunstaus-
stellung. Zur Beschickung derselben sind berechtigt: Alle
Schweizer Künstler des In- und Auslandes sowie die
fremden Künstler, die in der Schweiz ihren Wohnsitz
haben. Die Anmeldung ist bis spätestens den t 5- April
t9tO auf der Kanzlei des eidgenössischen Departements
des Innern in Bern einzureichen. Die Kunstwerke sind zu
adressieren: „An die Nationale Kunstausstellung in Zürich"
und sollen am 25. April, spätestens aber am to. Mai, an
ihrem Bestimmungsorte an lang en. Die näheren Aus-
stellungsbedingungen werden übrigens demnächst noch durch
den Bundesrat, zum Teil auch durch die Eidgenössische Kunst-
kommission, erlassen werden. Die Kanzlei des eidgenössischen
Departements des Innern gibt alsdann auf bezügliches Ver-
langen hin die darauf bezüglichen Drucksachen gratis ab. h
Atel. (Die Schleswig-Polsteinische Kunstgenossenschaft)
hat beschlossen, im Anschluß an die hier aus Anlaß der
Eröffnung der neuen Kunsthalle veranstaltete Ausstellung
ihre Wanderausstellung ins Werk zu setzen, welche
Anfang Februar nächsten Jahres in Neumünster eröffnet
werden und sodann in Schleswig, Flensburg, Apenrade,
padersleben, pusum und peide gezeigt werden soll. Gleich-
zeitig ist der Genossenschaft vom Gberpräsidenten die Ge-
nehmigung zur Veranstaltung einer Verlosung mit
roooo Losen L p20 Mk. erteilt worden, mit deren Ver-
kauf schon jetzt begonnen werden soll. h
München, wie das Komitee der Ausstellung München
t9lO mitteilt, sind die organisatorischen und baulichen

Vorarbeiten für die Ausstellung von Meisterwerken mo-
hammedanischer Kunst in vollem Gange und bereits
soweit gefördert, daß die Ausstellung bestimmt im Mai er-
öffnet werden kann und bereits bei der Eröffnung ein voll-
ständiges Bild darbieten wird. Die große Prinz Ludwig-
Palle der Ausstellung wird nach Entwürfen von Prof.
Theodor Fischer zu einem Festsaale umgewandelt
werden. In dieser Palle sollen während der Ausstellung
auch abends die festlichen Veranstaltungen abgehalten
werden. h

Eröffnete Ausstellungen

Altona. Auf der Ausstellung im Städtischen Museum
wurden zwei Bilder des Eckernförder Malers Streckenbach
und neun Treibarbeiten des Altonaer Ziseleurs Kahlbrandr
angekauft.
Bamberg, 2. Dezember, vom to.—30. November war
Serie Nr. V im hiesigen Kunstoerein ausgestellt. h
Berlin. (Bei Eduard Schulte) Dezember-Ausstellung
vom H.—30. Dezember: Sammlungen und Werke: Mtto
Bauriedl-München, Gerard Bergsma-Zontelande (Polland),
Prof. Karl Bios-München, Karl Peßmert-Berlin, Prof.
Alfr. v. Wierusz-Kowalski-München, Albert Lamm-Muggen-
dorf (Dberfr.), Karl Larsson-Sundborn (Schweden), Josef
Limburg-Berlin (Porträt-permen), Lharles G'Lynch of
Town-München, Prof. Albert Maennchen-Berlin, Pans
Meyer-Kassel, Wilhelm Müller-Schönefeld-Lharlottenburg,
Josef Rummelspacher-Berlin, Rudolf Sieck-München, Pans
Temple-Wien. Ferner Werke von: Marga v. Amburger-
Berlin, Prof. Pans Bohrdt-Berlin, Gtto Boyer-Düsseldorf,
Ida Gerhardi-Paris, Prof. G. Günther-Naumburg-Berlin,
 
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