Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

DOI Artikel:
Khaynach, Friedrich von: Eine deutsche Ausstellung des 18. Jahrhunderts im Jahre 1912
DOI Artikel:
Die Künstler-Verkaufsgenossenschaft in Berlin
DOI Artikel:
Leth, Siegfried von: Bilderrahmen und Bühnenrahmen, 2
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0543

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft 39.

Die Werkstatt der Kunst.

537

verdanken ihren Ruhm bei der Nachwelt der Freundschaft
Goethes, so Philipp packert, der Landschaftsmaler, Angelika
Kaufmann und Tischbein, von dem letzteren befinden sich
viele Porträts in Privatbesitz in Berlin, die beweisen, ein
wie großer Künstler er gewesen.
Graff, dessen Andenken trotz alles Ansehens, dessen er
sich seinerzeit erfreute, sehr verblaßt war, ist in feinem
ganzen werte wieder erkannt worden durch eine Ausstellung,
die Schulte unlängst von ihm veranstaltete. Ioh. Gottfried
Schadows Jugend gehört gleichfalls dem Jahrhundert
an, seinen Porträtbüsten ist wenig an die Seite zu stellen,
von beiden großen Meistern sollte man etwa zehn Stücke
ersten Ranges bringen, das würde genügen. Träten einige
Uauptbilder von Torstens, die sich vorzüglich in süddeutschen
Galerien befinden, ferner gute Stücke von Raffael Mengs
und dem Landschaftsmaler Jos. Anton Koch hinzu, würde
man den Bildern und Kupferstichen des unerschöpflichen
Lhodowiecki ein eigenes Kabinett einränmen, so wäre für
das reichhaltigste Programm gesorgt, unbekannte und be-
rühmte Namen würden sich vereinigen, um davon Kunde
zu geben, daß auch in jener Epoche der Armut und poli-
tischen Zerrissenheit der germanische Geist auf den Gebieten
der bildenden Kunst nicht müßig war.
wahrhaftig, würde dieses Unternehmen richtig ange-
faßt und ausgeführt, es könnte nicht mißlingen, und hier-
durch würden die englische und französische Ausstellung
ihren Abschluß erhalten, wir hätten dann den beiden
großen Kulturvölkern gleichsam den Vortritt gelassen, um
dann selbst aufzutrcten und zu zeigen, was das deutsche
Volk in der gleichen Epoche an.gestrebt und erreicht hat.
An dieser Stelle können nur die allgemeinen Gesichtspunkte
erörtert werden, auf Vollständigkeit der Namen und Einzel-
heiten erhebt diese Skizze keinen Anspruch, dazu gehört
die Wissenschaft vieler Fachgelehrten. Ist das Unternehmen
aber einmal geglückt, so gehört es auch der Geschichte
an, und die neuen Werturteile, die manchem längst Ver-
gessenen zugute kommen werden, sind nicht wieder auszu-
löschen. Nicht klein soll die Ausstellung werden, sondern alle
Säle der Akademie sollen gefüllt werden wie bei den Eng-
ländern und Franzosen. Gelingt es, den Deutschen Kaiser
und den Kaiser von Oesterreich, die Bundesfürsten, Städte,
Museen und private dafür zu interessieren, so daß sie
ihren Besitz an guten Werken aus jener Zeit herleihen, so
ist der Erfolg gesichert, eben weil wir viel reicher sind, als
wir zu sein glaubten. Dem Andenken unserer vorfahren
aber erweisen wir, nachdem wir das Ausland, wie es in
der Art der Deutschen nun einmal liegt, so sehr begünstigten,
nur die schuldige Ehrfurcht. Unsere Neigung, das Aus-
land zu überschätzen, war uns oft genug verhängnisvoll,
aber das unter allen Völkern dem deutschen am meisten
eigene Talent, fremde Kulturen zu verstehen, zu lieben
und sich zu eigen zu machen, wird erst dann ein wirklicher
Vorzug werden, wenn wir des eigenen wertes uns voll
bewußt sind. Dem Auslande gegenüber ist diese Ausstel-
lung keineswegs ohne Bedeutung, sie wird vorzüglich in
England und Frankreich genügend beachtet und besprochen
werden, viel wichtiger aber wäre die Ueberraschnng, die
den Deutschen selbst aus diesem Unternehmen erwachsen
könnte, eine neue Verbindung mit vergangenen Tagen
wäre angeknüpft, eine Aera, die wir heute nicht hoch achten,
weil wir sie nicht genügend kennen, erschiene in ganz
neuem Lichte. Die Zahl hochbedeutender künstlerischer
Kräfte aus jener Zeit ist so groß, daß die deutsche Aus-
stellung der englischen und französischen in voller Eben-
bürtigkeit gegenüberstände, wenn auch die deutsche Kunst
vielleicht nicht in so glänzendem Gewände einherschreitet.
Nicht allein der ästhetische Genuß ist zu betonen, nein,
auch die Blätter unserer Geschichte wird man aufgeschlagen
finden und darin lesen können, wenn man die Bildnisse
der Fürsten und Feldherren, der Dichter und Gelehrten,
schöner und berühmter Frauen, aller derer, die ihrem Zeit-
alter Gestalt und Gehalt gaben, einmal wie im Leben bei-
sammen sieht."

Vie Mnstler-VerkLufsgenossenlckaft m
öerlm
Wie wir von zuständiger Seite erfahren, sind
die Gelder, die zur Begründung der auf Veran-
lassung des Koberschen Artikels beabsichtigten
„Künstler-Verkaufsgenossenschaft" notwendig
sein werden, von kunstfreundlichen Finanzleuten usw.
bestimmt in Aussicht gestellt worden. Man beab-
sichtigt, weil die stille Jahreszeit ja schon begonnen
hat, erst im Herbst mit dem detaillierten plan an
die Geffentlichkeit zu treten. Nähere Nachrichten
wird zur gegebenen Zeit die „Werkstatt der Kunst"
veröffentlichen. O. XV. O. K.
VilÄerrakmen uncL Vüknenrakmen. II
(vgl. den Aufsatz in peft 27.)
Mit dem Verfasser der gleichbenannten vergleichenden
Betrachtung in lheft 27 der „Werkstatt der Kunst" stimme
ich vollkommen überein, wenn er sagt, daß es ein Unding
sei, einen Bilderrahmen so zu gestalten, daß derselbe die
Bildidee fortsetzt, wenn man eine Alpenlandschaft mit
einein Rahmen umgibt, auf dem Edelweiß, ein Bergstock
und ein paar genagelte Bergstiefel poetisch hingezaubert
sind, so ist es eine lächerliche Geschmacklosigkeit für jeden,
der Gefühl hat — das ist klar, wenigstens scheint es so,
uud wir brauchten nicht einmal über Grundsätze zu reden,
denn auch ohne diese kommen alle künstlerisch empfindenden
Menschen, indem sie sich ihrem Gefühl überlassen, zu den-
selben Ergebnissen. Immerhin ist es auch für den Künstler
von praktischem Vorteil, sich klar zu werden, daß er unter
denselben künstlerischen Umständen dieselben Dinge tut —
daß er gefühlsmäßig Grundsätze befolgt. Gute Grundsätze
mögen bei manchen Menschen das Gefühl ersetzen, und so
ist es nur zu begrüßen, wenn unsere Großen ihre Gefühle
in brauchbaren Grundsätzen niederlegen, wir Kleinen
wollen inzwischen auch versuchen, etwas beizusteuern von
dem, was wir für unser Bestes halten.
Gb wir nun von Tafel- oder von Wandbildern sprechen,
meiner Erfahrung nach sind die Grundsätze der würdigen
Einrahmung bei beiden dieselben. Ein Bild, das würdig
wirken soll, muß allein sein, eine Welt für sich, es darf
durch seine Umgebung nicht gestört werden, am allerwenigsten
durch den Rahmen. Der Rahmen darf den Blick nicht nur
nicht anziehen, er muß ihn viel eher abstoßen, er muß
das Bild isolieren. Lin schöner Rahmen ist in Wahr-
heit ein Rahmen, den man nicht bemerkt. Daß er zu
diesem Zweck harmonisch zu der Farbe des Bildes stimme,
daß er glänzend oder matt, golden, schwarz oder weiß sein
kann oder muß, ist selbstverständlich — einen unharmo-
nischen, geschmacklosen Rahmen wird man immer sehen. —
Natürlich wird man zu entschieden haben, ob man ein
Bild als ornamentale Flächendekoration wirken lassen will,
oder ob man es als inhaltsvolles Wandbild behandeln
muß — ob der Raum oder das Bild das wertvollere
Kunstwerk sein soll. Im ersteren Fall wird die ornamentale
Eingliederung, im letzteren die architektonische Isolation
wohl das einzig Richtige sein. Bilder von Klimt würde
ich ohne Bedenken ornamental eingliedern — einen podler
niemals.
wenn wir unsere Erfahrungen bei Bildern auf die
Bühne übertragen wollen, so müssen wir uns zuerst mal
wieder über Begriffe klar werden. — Ich muß gestehen,
daß ich den Sprachgebrauch des Wortes „Bühnenrahmen",
wie ihn der perr Verfasser des obenerwähnten Artikels
akzeptierte, sür nicht sehr günstig halte, besonders wenn
das Wort Bühnenrahmen im vergleich mit dem Wort
Bilderrahmen gebraucht wird. Kann man nicht ebenso-
 
Annotationen