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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Heft ^0.

Die Werkstatt der Kunst.

135

Maler Basedow, Maler Görms und Pfarrer Röhrig
zusammen.
Wien. (Die Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens) hielt im Künstlerhause unter dem Vorsitz ihres
Vorstehers Prof. Heinrich v. Angeli ihre Jahresver-
sammlung ab. Den wichtigsten Punkt der Tagesordnung
bildete die Wahl des Vorstandes. lieber vielfaches
Drängen hatte sich Prof. v. Angeli bereit erklärt, eine
Wiederwahl anzunehmen, jedoch nur unter der Bedingung,
daß er in seinen Agenden zum Teil entlastet werde. Die
Jahresversammlung beschloß, den Vorstand bis auf weiteres,
namentlich was Repräsentation anbelangt, zu entlasten,
worauf Prof. v. Angeli neuerdings zum Vorstand gewählt
wurde. An die Wiederwahl knüpften sich stürmische, lang-
anhaltende Ovationen für den verdienstvollen Vorstand der
Künstlergenossenschaft. Prof. v. Angeli dankte tief ge-
rührt. Üeber Antrag des leitenden Ausschusses wurden
weiter der langjährige Teilnehmer der Genossenschaft
Eduard Karl Graf Öttersdorf und Direktor Lugen Pro bst
der städtischen Sammlungen in Wien zu außerordentlichen
Mitgliedern der Genossenschaft ernannt. Nach Erledigung
verschiedener interner Angelegenheiten faßte die Künstler-
genossenschaft sodann folgende prinzipielle Beschlüsse: K Mit-
gliedern der Genossenschaft bildender Künstler Wiens, welche
ein Ehrenamt als delegierte Mitglieder einer Jury, eines
Komitees, einer Kommission usw. bekleiden, dürfen hieraus
keinerlei materielle Vorteile zuteil werden. 2. Die
Juroren für den Kaiserpreis, Karl Ludwigs „Staats-
medaillen" und Rapxell stehen (für sämtliche dieser Aus-
zeichnungen) außer Preisbewerbung und sind deren Werke
in der Ausstellung mit „llors concours" zu bezeichnen.
5. Es ist unstatthaft, daß ein Mitglied irgendeiner Jury
während der Iuryverhandlungen sein Mandat niederlegr,
um als Preisbewerber in Betracht zu kommen. — Für
das Karnevalsfest wurde ein Kredit von 20000 K
bewilligt. Vorschläge zu Ideen, die dem Fest zugrunde ge-
legt werden sollen, müssen bis zum t- Dezember an den
Ausschuß gelangen. Vorstand Prof. v. Angeli teilte
weiter mit, daß der leitende Ausschuß gegenüber der in
der letzten Monatsversammlung vom Maler K. M. Schuster
gegebenen Anregung, die Genossenschaft möge einen Bau-
stein zur Rosegger-Stiftung zeichnen, sich nicht ab-
lehnend verhalte, jedoch empfehle, daß die Genossenschaft
als solche mit Rücksicht auf ihren künstlerischen Lharakter
eder politischen Aktion sich fernhalte und daß die
Mitglieder sich einzeln an dieser Sammlung beteiligen. Zum
Schlüsse wies Maler Mielich darauf hin, daß in der
nächsten Zeit die Frage der Neubesetzung der Lehrkanzel
Kundtmanns an der Akademie der bildenden Künste werde
akut werden. Die Künstlergenossenschaft habe einen Mann
in ihrer Mitte, der ganz außerordentlich geeignet sei, diesen
Platz einzunehmen: Bildhauer Wilhelm Seib, der dort
ganz Außerordentliches leisten werde. Ueber Antrag des
Malers Mielich wurde schließlich der leitende Ausschuß be-
auftragt, geeignete Schritte zu unternehmen, um die Be-
rufung Wilhelm Seibs als Nachfolger Kundtmanns durcb-
zusetzen. KI

—Kunstkanclel uncl Versteigerungen —
München. In der letzten Textilauktion in der Galerie
Helbing, München, erreichte bei regster Steigerungslust
das Antependium mit den Darstellungen aus dem Leben
der hl. Maria (um tsoo) q.^000 Mk., ein flämisches Ante-
xendium mit der Auferstehung des Heilands 22500 Mk.,
eine Serie von sechs flämischen Tapisserien (fl7. Jahrhundert),
antike Schlachtenszenen darstellend, brachte 2^000 Mk. KI

Arkeberreckt

München. Die bayerische Regierung und die Re-
vision des Urheberrechts. Die Bestimmungen der re-
vidierten Berner Uebereinkunft zum Schutze von Werken

der Literatur und Kunst vom tö. November 1908 machen
einige Aenderungen der deutschen Urheberrechtsgesetzgebung
notwendig. In dieser Sache finden zurzeit im bayerischen
Justizministerium Beratungen unter dem Vorsitz des Staats-
ministers Or. v. Millner statt. Als Sachverständige fun-
gieren Ritter Hans v. Peterfen, Präsident der Münchener
Künstlergenossenschaft, Komponist und Universitätsprofessor
Or. Adolf Sandberger, Professor Berthold Kellermann,
Kommerzienrat Beck und Direktor Fritz Schwartz. KI

Literatur unci Kunstblätter

Mit der vor kurzem erschienenen 5. Folge der „Bei-
träge zur Entwicklungsgeschichte der Mnltechniftsi mit Unter-
stützung des Königlich preußischen Ministeriums der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten heraus-
gegeben von Maler Ernst Berger (München, Verlag von
Georg D. w. Lallwey), hat das umfassende und schätzens-
werte Werk seinen — wie der Verfasser im Vorwort sich
äußert — vorläufigen Abschluß gefunden. Diese letzte
Folge beschäftigt sich ausschließlich mit der Fresko- und
Sgraffitotechnik. In seinen gründlichen und zuverlässigen
Darlegungen über die als Monumentalmalerei so überaus
wichtige Freskotechnik begnügt sich Berger keineswegs nur
damit, die gesammelten Ouellen früherer, hierauf bezüg-
licher Werke anzugeben oder eine Nomenklatur der ge-
bräuchlichen Farben zusammenzustellen, sondern er gibt vor
allem eine Schilderung der Technik selbst in ihrer geschicht-
lichen Entwicklung, wobei er zugleich die Momente hervor-
hebt, auf die es bei der Führung der Arbeit besonders
ankommt. In seinen Ausführungen über den Ursprung
der Freskotechnik weist Berger nach, daß im Altertum, bei
den Griechen und Römern, diese Technik noch nicht bekannt
gewesen sein kann, sondern erst etwa um t^oo zuerst in
Italien ausgeübt und durch die großen Meister der Re-
naissance zur Blüte gebracht worden sei. Die Gründe für
seine Annahme sind höchst interessant und treffend. Sodann
folgen im Kapitel „wesentliche Momente der Freskotechnik"
eingehende Beschreibungen über die Mortelbereitung, über
Zubereitung des Kalkes und der zu verwendenden Binde-
mittel, um danach die für die Freskomalerei geeignete,:
Farben zu besprechen und das Aufbringen der Verputz-
schichten zu schildern. Den I. Teil seines Buches beschließt
der Verfasser mit eingehenden Erläuterungen über „Ur-
sachen der Haltbarkeit und des Verfalles von Fresken, ihrer
Restaurierung und Transferierung". Im II. Teil sind die
„Duellen für Freskotechnik und ältere Anweisungen" zu-
sammengestellt, die mit den Angaben des Mönches Theo-
philus und des Jehan de Begue beginnen. Diesen schließen
sich weitere Angaben von Lennino Lennini, des Mönches
Dionysios, Leon Battista Alberti, Vasari u. a. an, bis
„Martin Knollers Anleitung zur Freskomalerei" diesen
Teil beendet. Der III. Teil enthält weitere „Ouellen der
Freskotechnik und neuere Anweisungen". Daß von neueren
Künstlern neben Johann von Schrandolph auch Hermann
prell, der bedeutendste jetzt lebende Freskomaler, das Wort
ergreift, ist von besonderem wert. Der die Sgraffitotechnik
behandelnde IV. Teil bietet außer „Angaben von Gottfried
Semper für Sgraffito-Dekoration" auch andere technische Ver-
fahren von De Täbris, Laufberger und Heywood Sumner,
während der Verfasser selbst sich über das „Alt-Engadiner
Sgraffito" verbreitet und seine Darlegungen durch von ihm
gezeichnete, mit Sgraffito geschmückte Fassadenteile aus dem
Engadin unterstützt. Ferner sind dem Buche noch eine
Reihe Tafeln beigegeben, die Nachbildungen nach hervor-
ragenden Werken der Freskomalerei bieten, darunter auch
eine Wiedergabe nach einem im Museum zu Breslau be-
findlichen Fresko von Hermann prell, das die einzelnen
Tagesrationen des frischen Bewurfes und somit die all-
mähliche Entstehung deutlich erkennen läßt. Mit der vor-
liegenden kenntnisreichen Schrift bietet uns Ernst Berger aufs
neue ein höchst schätzbares Kunsthandbuch, das der Künstler-
schaft zum Studium empfohlen sei. Ernst Kiesling.
 
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