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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Bewer, Max: Das Bismarckdenkmal am Rhein
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Valentini, v.: Französische Gäste in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0263

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Yest 19.

Die Werkstatt der Kunst.

257

(Oder hebt er faustumschlungen,
wie ein anferstandner Tor,
Linen Hammer, kaum verklungen,
Neu zum Donnerschlag empor,
Eisern in des Berges Hallen
Schmiedend unser Kaiserschwert,
wie man Siegfrieds Amboßschallen
Einst hinab den Rhein gehört!?
Reckt er, seinen Bau erhebend,
Hünenhaft im Sattel sich,
Um am ganzen Körper bebend,
Auszusxähn den Todesstich,
In des Kampfes Ungewitter
Ernst von Zweifeln noch bewegt,
Bis der kühne Georgsritter,
Deutsche Zwietracht, dich erschlägt!?
Soll bergan, gebückt ein wenig,
Er durch den geschwollnen Fluß
Seinen unentschloßnen König
Tragen wie Lhristoxhorus?
Soll er neben Karl dem Großen
Stehen wie ein Reichsmarschall
Und ins Horn wie Roland stoßen
Linst im Tal von Ronceval?!
wie des Rolands (Quadern ragen
Grau in Hamburgs laute Pracht,
Soll er wie ein grimmer Hagen
Stehn am Rhein auf stiller wacht
Bei den Schätzen, die verborgen
Ruhen noch im Strom der Zeit,
Bis emporgeglüht der Morgen
Deutscher Weltenherrlichkeit?!
Ans dem Edelgold der Sage,
Deutsche Künstler, formt ihn hier,
Nicht wie wir ihn alle Tage
Nüchtern sehn als Kürassier,
Ueber alles aber schade
wär' es und der Müh nicht wert,
würd' in welscher Maskerade
Bismarck uns am Rhein beschert!
Nicht als Herkules, noch Atlas!
Ahmt nicht Hellas nach, noch Rom!
Kein Akanthus! . . Nicht ein Blatt, das
Nicht gekeimt am deutschen Strom!
Tannenzapfen, Eichenblätter
wirkt in feinen Sockel ein,
Der uns Führer und Erretter
Soll aus aller Fremdsucht sein!
Deutsche, rühret Herz und Hände,
Bis dies Heldenmal sich türmt,
Das bis zu der Völker Ende
Uns ein Heiligtum beschirmt,
Das ein Bismarckgruß im Streite
Jedes Herz macht froh und frank,
Und der Rhein, den er befreite,
Rausch ihm ewig seinen Dank! . .
Grüßt von drüben mit der Krone
Stolz ihn die Germania,
Dann verewigt sich zum Lohne
Ihm, was einst sein Kaiser sah,
Daß vereint bei „seinem Werke"
Bismarck als sein Schöpfer steht,
Und ein Hauch von seiner Stärke
Durch des Volkes Seele weht!
Dresden'Laubegast. 8evsr.
wenn hier auch nicht gerade gesagt wird, was der
Künstler soll oder nicht soll, so ist im Grunde doch wieder
eine Art Literatur-Plastik in Vorschlag gebracht, die in
späteren Zeiten hohl und leer wirken könnte.
O. W. O. L.

-—-
^ranzölrscbe Gaste m VerUn
——

Als Deputierte der französischen Republik waren eine
Anzahl bedeutender französischer Künstler zur Eröff-
nung der „Rokokoausstellung" nach Berlin gekommen und
hatten dort, insbesondere durch den deutschen Kaiser, eine
sehr gastliche und herzliche Aufnahme gefunden. Lag in allen
diesen Komplimenten und Ehrenbezeugungen auch viel
werbende Diplomatie, so öffneten sich die deutschen und
französischen Künstlerherzen einander doch an einem
großen „Bierabend", den der „Verein Berliner Künst-
ler" am 28. Januar im Künstlerhause zu Ehren der Fran-
zosen veranstaltete.
Leider war Bonnat verhindert; doch erschienen mehrere
der Herren, u. a. Merci 6, Lomte, Ferrier und der
Sekretär der Akademie, Ro uj on, an der festlich geschmückten
großen Tafel.
Der I. Vorsitzende des „Vereins Berliner Künstler",
Prof. R. Schulte im Hofe, hielt folgende Festrede:
„Die schönste Betätigung des menschlichen Zusammen-
gehörigkeitsgefühls und ihr heiligster Ausdruck ist die Gast-
freundschaft. Ihr naturgemäßer Ausfluß ist es, wenn
heute Abend der ,Verein Berliner Künstler' bedeutende
Kollegen, die aus dem schönen benachbarten Lande in unser
Vaterland und in unsere Stadt gekommen sind, um uns
mit einer der höchsten Epochen ihrer vaterländischen Kunst
bekannt zu machen, in seinem Hause zu Gaste ladet, um
ihnen in kollegialer weise ein deutsches Willkommen zu
bieten.
Söhne zweier Völker sind wir, verschiedenartig in der
Anlage von Natur aus, verschiedenartig in seinem ganzen
Wesen — aber wir sind verbunden durch die Kunst. Das
Vaterland der Kunst hat keine Grenzen, und die
Funken geistiger Befruchtung springen hinüber und herüber
ohne Lärm, und wo Friede ist und Gunst, da ist sie zu
Hause. Söhne sind wir zweier Völkerschaften, die Künstler
hervorbrachten, die die Welt mit Werken höchster Voll-
endung beschenkt haben, die ein großes geistiges Band um
sie geschlungen haben für alle Zeiten. Ls ist ein be-
glückendes Bewußtsein für unsere beiden Völker, daß ihre
großen Meister tief in der Rasse ihres Stammes wurzelten,
und daß sie das Höchste da erreicht haben, wo sie den
Charakter ihres Volkstums am reinsten bewahrt und ihn
am reinsten zum Ausdruck brachten.
nom de la soeists des artistes de Lerlin je
vou8 8oukaite, Messieurs, lu dienvenue, en esperant
czue vous Zardere? nn bon 8vuvenir de nv8 relations
amicales et contrateruelles.
Und die verehrten Festgenossen und Kollegen fordere
ich auf, ihr Glas zu erheben und anzustoßen auf das Wohl
unserer Gäste. — Sie leben hoch, hoch, hoch!"
Herr Roujon nahm mit großer Wärme den Gedanken
der internationalen Einheit der Kunst auf; er wies auf
die nebeneinander hängenden deutschen und französischen
Fahnen und sagte, jede Nation bliebe ihrer Fahne treu
und diene gerade damit den anderen Völkern, der
Allgemeinheit. Herr Lomte toastete auf den deutschen
Kaiser, der Vorsitzende auf Präsident Falliöres, Merci 6
auf den mit herzlichster Sympathie von ihnen allen be-
grüßten LudwigKnaus. Lin Telegramm an den Kaiser
hatte den folgenden Wortlaut:
„Eurer Majestät sprechen die Berliner Künstler mit
ihren französischer: Gästen, im Künstlerhause gesellig ver-
eint, ehrfurchtsvollsten Dank aus für die Förderung der
Kunst, die die Nationen verbindet.
R.onsc>Q, Membre de I'^eadäraie des Leaux ^.rts.
Sodults lrn Noks, Vorsitzender des ,v. B. K.'."
Darauf traf nachstehende Antwort ein:
„Seine Majestät der Kaiser und König haben den
freundlichen Gruß der Berliner Künstler und ihrer fran-
 
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