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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0390

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384

um sich gelegentlich der Vorstellung nach den Modalitäten
der „Internationalen Kunstausstellung Rom und
nach der Stellung der Regierung zu ihr zu erkundigen.
Es wurde ihm die Mitteilung gemacht, daß Italien offiziell
alle deutschen Staaten eingeladen habe, doch seien die Vor-
arbeiten des römischen Komitees noch nicht so weit vorge-
geschritten, daß bereits nähere Angaben über diese Aus-
stellung gemacht werden könnten.
Es wurde dann sofort eine Eingabe an S. Exzellenz
den Herrn Reichsstaatsfekretär vr. von Bethmann-Hollweg
gemacht, in der um Uebertragung der Organisation der
deutschen Abteilung gebeten wurde unter Hinweis auf die
ganz Deutschland umfassende und alle Kunstanschauungen
gleichmäßig vertretende Tätigkeit der „Allgemeinen Deut-
schen Kunstgenossenschaft", fowie auf die bereits erzielten
Erfolge auf den früheren internationalen Kunstausstellungen
des Auslandes.
Die Bitte um Uebertragung der deutschen Kunstab-
teilung in Rom xyN wurde gelegentlich der Ernennung
S. Exz. des Herrn Staatssekretärs vr. Delbrück am
22. Juli ^909 wiederholt.
Um dem Ersuchen stärkeren Nachdruck zu geben, machte
der I. Vorsitzende persönlich bei den Reichsbehörden Vor-
stellung, erfuhr jedoch nur, daß die Ablehnung des Gesuches
bereits beschlossen wäre. Der Hauptausschuß hatte mittler-
weile durch eine Rundfrage bei den Ortsvereinen den
Auftrag erhalten, energische Schritte bei der Reichsbehörde
zu tun, die um fo nötiger waren, als das dem Hauptaus-
schusse privatim zugegangene Generalreglement der „Inter-
nationalen Kunstausstellung zu Rom l9N" Vorschriften
enthielt, die abgesehen von ihrer Untauglichkeit für deutsche
Verhältnisse kein Staat annehmen konnte, ohne seine würde
und Selbständigkeit zu vergeben und seine Künstler dem
römischen Generalkomitee wehrlos zu überliefern. Der
Hauxtausschuß verfaßte deshalb eine neue Eingabe, obwohl
unterdessen die Ablehnung seiner beiden ersten eingetroffen
war. In der neuen Eingabe erklärte der Hauptausschuß
seine Bereitwilligkeit „mit allen auch außerhalb der A. D.
K. G. stehender! Künstlervereinigungen Hand in Hand
zu gehen".
Außerdem war es seine Pflicht, unter allen Umständen
zu verhüten, daß Deutschlands Künstler unwürdigen Be-
dingungen einer fremden Nation ausgeliefert wurden.
Dieser Eingabe ließ er nach einigen Tagen ein ausführliches
Memorandum folgen, daß alle zu beanstandenden Punkte
des Generalreglements eingehend beleuchtete und eine
gleichmäßige Vertretung aller Kunstanschauungen irr der
staatlich subventionierten Kunstabteilung verlangte.
Nachdem auf die Eingaben des Hauxtausschusses trotz
eines Monitoriums keine Antwort erfolgte, und die Forderung
der Reichsregierung an den Reichstag, ihr die zur deutschen
Abteilung auf der „Internationalen Kunstausstellung zu
Rom l9N" nötigen Mittel zu genehmigen, in der Budget-
kommission verhandelt werden sollte, wandte sich der Haupt-
ausschuß an die Reichstagsabgeordneten. Er schilderte
ihnen mit reichlichen Belegen die Schäden des General-
reglements und bat sie, für eine würdige und gerechte
Vertretung der deutschen Kunst in Rom einzutreten.
Auf Anregung des Grtsvereins Berlin reisten die
beiden Vorsitzenden am ^0. Februar nach Berlin, um Prof.
Artur Kampf zu sprechen und ihm die Anschauung der
großen Mehrzahl der Künstler mitzuteilen. Da dieser aber
unerwartet abgereist war, suchten die Vorsitzenden um eine
Audienz bei Herrn Staatssekretär Exz. Or. Delbrück nach,
die ihnen sofort gewährt wurde. Unterstützt durch Herrn
Langhammer-Berlin dankten sie Herrn vr. Delbrück, welcher
die Herren Geheimrat Lewald und Ministerialdirektor Just
zur Besprechung zugezogen hatte, für die teilweise Aus-
schaltung des römischen Generalreglements. Sodann trugen
sie ihre Bedenken gegen den von der Reichsregierung be-
stimmten Modus der Organisation der deutschen Kunstab-
teilung vor und wiesen darauf hin, daß dieser Modus nach
Ansicht des Hauxtausschusses nicht geeignet sei, die Stellung
der deutschen Kunst im Auslande zu verbessern.

Heft 28.

Nach ; stündiger Debatte, in der alle Gesichtspunkte
der Angelegenheit eingehend besprochen waren, erklärte
Exzellenz Delbrück Zugeständnisse erst dann in Erwägung
ziehen zu können, wenn er die Generalkommiffare gehört
habe. Dies werde in den nächsten Tagen geschehen, von
dem Resultate werde er dem Hauptausschusse Mitteilung
machen.
Da Prof. Kampf inzwischen nicht zurückgekehrt war,
war eine Besprechung mit ihm leider nicht möglich, und
reisten die Vorsitzenden nach eingehender Informierung
mehrerer Reichstagsabgeordneten wieder nach München
zurück.
Hier wurde sofort eine neue Eingabe verfaßt, in der
alle Gesichtspunkte, welche in der Audienz besprochen worden
waren, niedergelegt wurden.
Unterdessen kam die Antwort auf das Memorandum
des Hauptausschusses, in welcher die Berechtigung der Be-
anstandungen des Generalreglements anerkannt wurden
und dessen Ausschaltung mitgeteilt wurde.
Nachdem die letzte Eingabe Anfangs März noch nicht
beantwortet war, ersuchte der Hauxtausschuß Lxz. Delbrück
um Bescheid bis zur Hauptversammlung, um dieser den-
selben bekannt geben zu können. Dieser traf rechtzeitig
ein und enthielt die Mitteilung, daß die Generalkommiffare
irgend eine Vorjury nicht begutachtet hätten, sie jedoch
bereit wären, mit den führenden Männern der Künstler-
schaft sich ins Benehmen zu fetzen."
Das in diesen Ausführungen geschilderte vorgehen
des Hauptausschusses wurde von der Hauptversammlung
in allen Teilen gutgeheißen. Nach lebhafter Debatte, in
welcher die Vertreter aller Grtsvereine die allgemeine
Unzufriedenheit über die von Reichswegen bestimmte Art
der Organisation der deutschen Abteilung auf der „Inter-
nationalen Kunstausstellung zu Rom in schärfster
kveise zum Ausdruck brachten, wurde beschlossen, eine
Protestkundgebung an das Reichsamt des Innern in
Berlin zu richten. Der Hauptausschuß wurde beauftragt,
alle weiteren Schritte in der schwebenden Angelegenheit zu
tun, um dieselbe zu einem allseitig befriedigenden Resultate
zu führen.
In bezug auf den Absatz d des Punkt 8 der Tagesordnung
referierte der Vorsitzende noch über die Schritte, die der
Hauptausschuß bezüglich der Ausstellung in Santiago de
Lhile getan hat und sprach die Hoffnung aus, daß durch
die Mitwirkung der Allgemeinen Deutschen Kunstgenoffen-
schaft ein würdiges Auftreten der deutschen Kunst in
Santiago gewährleistet werde.
Die Hauptversammlung erklärte sich mit allen Schritten
des Hauxtausschusses in dieser Angelegenheit vollkommen
einverstanden.
vom Hauptausschusse war eine Aussprache gelegentlich
der Hauptversammlung mit dem Redakteur der „Werkstatt
der Kunst", Herrn Fritz Hellwag, zur Fortentwicklung des
Vereinsorgans für förderlich gehalten worden. Herr Hellwag
hatte sein Erscheinen bei der Hauptversammlung zugesagt
und meldete sich um 5 Uhr an. Herr Schmid-Breitenbach
führte ihn in die Versammlung ein. Herr Hellwag ent-
wickelte einige Gesichtspunkte für seine weitere redaktionelle
Tätigkeit, auch wurden ihm verschiedene wünsche einzelner
Ortsvereine vorgetragen. Die Besprechungen mit Herrn
Redakteur Hellwag lassen ein weiteres gedeihliches Arbeiten
des Vereinsorgans erwarten.
Zu Punkt 9 der Tagesordnung verliest der Vorsitzende den
Bericht des Unterausschußes für Rechtsfragen in Berlin
und des Syndikus der A. D. K. G., des Herrn Rechtsanwaltes
Vr. Rothe-Berlin, über ihre Tätigkeit während des abge-
laufenen Geschäftsjahres. Die Hauptversammlung erklärte
ihre vollste Befriedigung über die höchst ersprießliche
Tätigkeit im Interesse der A. D. K. G., die aus diesem
Berichte hervorgeht, und genehmigte einstimmig die be-
stehenden Einrichtungen auf ein weiteres Jahr.
Für besondere Fälle wurde der Hauxtausschuß er-
mächtigt, dem Unterausschüsse eine Reserve bis zur Höhe
von Mk. soo.— zur Verfügung zu stellen.

Die Werkstatt der Kunst.
 
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