Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

DOI Artikel:
Die Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0666

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
660

verdächtiger Unternehmungen' als mit Recht anerkannte
dankenswerte Leistungen erwähnt sind, so kann sich diese
gewiß erfreuliche Feststellung wohl nur auf unsere, im Ein-
vernehmen mit der Reichsregierung aus der freien Initiative
der Industrie geschaffene Kommission beziehen, und wir
dürfen annehmen, daß der betreffenden Bezeichnung ledig-
lich eine Wortungenauigkeit zugrunde lag."
programmatischer Ueberblick.
Vie „Ständige Ausstellungskommission für
die Deutsche Industrie", Berlin qo, Roonstraße
ist begründet von dem „Zentralverbande Deutscher Indu-
strieller", der „Zentralstelle für Vorbereitung von Handels-
verträgen" und dem „Bunde der Industriellen" und ist
durch den Beitritt des „Vereins zur Wahrung der Inter-
essen der Chemischen Industrie Deutschlands", des „Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker" mit der „Vereinigung
Deutscher Llektrizitätsfirmen" und des „Vereins deutscher
Ingenieure" erweitert worden. Die Delegierten dieser ver-
bände bilden den Vorstand. In der Kommission sind erst-
malig die wesentlichsten Gruppen der deutschen Industrie
auf einem wichtigen Spezialgebiet geeint.
Die Kommission hat am Januar Z9O7 ihre Tätigkeit
begonnen, die sich in Uebereinstimmung mit dem Wunsche
der Reichsregierung „auf das gesamte Gebiet des deutschen
Gewerbefleißes erstreckt".
Die Durchführung der der Kommission übertragenen
Aufgaben vollzieht sich in einer zweifachen Richtung:
einmal durch Bekämpfung der vielfachen Miß-
stände im Ausstellungswesen,
zum andern durch Förderung der Beteiligung
bei aussichtsvollen Ausstellungen,
und gliedert sich in der folgenden weise:
Die Kommission sammelt über in- und ausländische Aus-
stellungen das Material, das ihr durch Behörden, ins-
besondere durch die Konsulate, sodann durch die berufenen
Vertretungen von Industrie, Gewerbe und Handel und
aus Interessentenkreisen zugeht.
Die Kommission erteilt auf Grund dieses vielseitigen und
umfangreichen Materials — und zwar unentgeltlich —
Auskunft über alle in- und ausländischen Ausstellungen
und die damit im Zusammenhang stehenden Fragen.
Die Kommission sucht unnütze und überflüssige, insbesondere
ungenügend fundierte Ausstellungen zu verhindern und
ev. in den ersten Anfängen zu unterdrücken.
Die Kommission bekämpft energisch die Auswüchse der
Winkel- und Schwindelausstellungen und warnt — ge-
gebenenfalls durch öffentliche Bekanntmachungen — vor
der Beteiligung an derartigen Veranstaltungen und vor
dem ev. strafbaren Gebrauch ihrer Medaillen.
Die Kommission sucht abzuhalten von der Teilnahme an
Ausstellungen, die, wenn auch nicht schwindelhaften
Charakters, Vorteile nicht erkennen lasten und nur Kosten
verursachen.
Die Kommission macht auf solche Ausstellungen im In- und
Auslande aufmerksam, die gute Aussichten eröffnen und
die insbesondere die Möglichkeit bieten, neue Absatzgebiete
zu gewinnen.
Die Kommission befragt die Industrie von Fall zu Fall
und unterrichtet die Behörden über die Stellung, welche
die heimischen Interessenten zur Frage der Beteiligung
an großen internationalen Ausstellungen einnehmen.
Die Kommission übernimmt bei Ausstellungen im Auslande,
deren Beschickung von der deutschen Industrie als zweck-
mäßig erachtet wird, die Förderung der heimischen
Interessen.
Die Kommission setzt bei solchen Ausstellungen gegebenen-
falls und im Einvernehmen mit der Reichsregierung
Ausschüße nieder, die eine einheitliche und möglichst
vollkommene Organisation besonderer „Deutscher Ab-
teilungen" in die Wege leiten.
Oie Kommission unterstützt die Tätigkeit der also gebildeten
„Deutschen Abteilungen" und die ihrer (Organe.

Heft §8.
Die Kommission leistet Behörden und Interessenvertretungen
Gutachterdienste.
Die Kommission verfolgt Rechtsprechung und Gesetzgebung
im In- und Auslande und widmet sich der Frage einer
gesetzlichen Regelung des Ausstellungswesens.
Die Kommission bearbeitet in direkten Verhandlungen mit
den im Auslande bestehenden gleichartigen Institutionen
die mannigfachen für eine internationale Regelung des
Ausstellungswesens geeigneten Gebiete (Urheberrecht,
Medaillen, Jury usw.).
Die Kommission steht u. a. in fortdauerndem Verkehr mit:
dem Auswärtigen Amt,
dem Reichsamt des Innern,
dem Kgl. preußischen Ministerium für Handel u. Gewerbe,
der Kgl. Bayerischen Zentralstelle für Industrie, Gewerbe
und Handel,
dem Kgl. Sächsischen Ministerium des Innern, Abteilung
für Ackerbau, Gewerbe und Handel,
der Kgl. württembergischen Zentralstelle für Gewerbe und
Handel,
den Kaiserlichen Missionen und Konsulaten im Auslande,
den Handels- und Gewerbekammern,
den Handwerkskammern.
Die amtliche Förderung der Kommission haben verfügt:
der Herr Reichskanzler: durch die Runderlaffe vom t6. Fe-
bruar und 9. Oktober t9O7 an die Kaiserlichen Missionen
und Berufskonsulate sowie an die Kaiserlichen Wahl-
konsulate in Europa, an die Missionen und Berufs-
konsulate in den außereuropäischen Staaten, ferner unter
Berufung auf diese Erlasse durch neuerlichen Runderlaß
vom 9. Februar ^909, wonach, „um die Verwertung der
von den Kaiserlichen Vertretungen im Ausland über
Ausstellungen erteilten Auskünfte nach einheitlichen Ge-
sichtspunkten tunlichst sicherzustellen", Anfragen über Aus-
stellungen von den Kaiserlichen Vertretungen der Kom-
mission zur Bescheidung abgegeben oder aber überwiesen
werden,
der Herr Staatssekretär des Innern: durch die Reskripte
vom ZO. November und 27. Dezember l906, betreffend
die beteiligten Reichsbehörden und die Regierungen der
Bundesstaaten (für Preußen die sämtlichen in Frage
kommenden Herren Reffortchefs),
der Preußische Herr Minister für Handel und Gewerbe:
durch eiliges Rundschreiben vom 22. Januar (907 an
die Handelsvertretungen,
der preußische Herr Justizminister: durch Allgemeine Ver-
fügung vom 8. April bez. Erlaß vom Z5. April Z9ZO.
Die Kommission hat zahlreiche Gewerbetreibende von
der Beteiligung an unnützen Ausstellungen zurückgehalten
und sie damit vor Enttäuschung und Schaden bewahrt; in
der Bekämpfung des Ausstellungsunwesens ist sie unreellen
Unternehmungen und schwindelhaftem Medaillenschacher
mit gutem Erfolge entgegengetreten.
Andererseits hat die Kommission durch Hinweis auf
beachtenswerte Ausstellungen vielfach fruchtbare und von
den Interessenten anerkannte Anregungen gegeben, hat
von Fall zu Fall die ausstellungsbereiten Interessenten
gesammelt und auf Wunsch der Reichsregierung oder im
Einvernehmen mit der Reichsregierung aus hervorragenden
Vertretern der beteiligten Gewerbszweige besondere deutsche
Komitees oder besondere deutsche Arbeitsausschüsse zur
Organisierung „Deutscher Abteilungen", gebildet.
Dies geschah:
für die Internationale Ausstellung für Unfallverhütung,
Gewerbehygiene und Arbeiterwohlfahrt Budapest t9O7,
für die Internationale Kunstgewerbliche Ausstellung
St. Petersburg (908,
für die Erste Internationale Jagd-Ausstellung Wien t9lo
(Abteilung Industrie und Gewerbe),
für die Weltausstellung Brüssel l9lo,
für die Internationale Eisenbahn- und Verkehrsmittel-
Ausstellung und die Internationale Landwirtschaftliche
Ausstellung Buenos Aires ^9^0,

Die Merkstatt der Kunst.
 
Annotationen