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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0102

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sie das Wort im Evangelium begreifen, das
ein hochgesteüter Geistlicher in der baperischen
Kammer zur Geltung brachte: „Was du nicht
willst rc." Woüte man aber mit jedem Ge-
setze warten bis es in allen Winkeln des
Landes Anklang findet, so müßle man auf
jede fortschreitende Gesctzgebung überhaupt
und namentlich auf eine vernünftige Gewerbe-
ordnung, so lange verzichten, bis des letzten
Zunftzopfes letztes Haar ausgefallen ift! Daß
unsere städtische Bevölkerunss anvers denkt,
hat bei der jüngsten Saison Mannheim, und
bei der jetzigen Karlsruhe bewiesen. Wir
zweifeln zwar nicht daran, daß die volle
GleichsteVung der Juden, ohne Clauseln
und Vorbehalte, bei den drei gesetzgebenden
Factoren diesma! durchgehen wird; aber wir
möchten auch nicht, daß dieß unter heftigen
Debatten und mit nur schwacher Majorität
geschehe, damit unscre beiden Kammern, aus
die Deutschland mit Stolz hinweift, auch in
dieser Hinsicht als Muster dastchen! Soll der
Nechtsstaat consequent durchgeführt werden,
so muß er als Devise den Satz an seine Spitze
stellen: „kereat inunäu8, üat ^ustitia."

Rottenburg, 27. Ian^ Das Domkapi-
tel hal Herrn L)omkapitular v. Longner in
die Kammer der Abgeordneten gewählt.

Dresden, 19. Ian. In seiner gestrigen
Sitzung vollendete der hiesige „deutsche Volks-
bund" seine Berathung der Frage der „deut-
scheK Nechtseinheit". Das Resultat der in
mehrcren Sitzungen gepflogenen Besprechung
sind folgende einstimmig gefaßte Resolutionen:

„Der deutsche VolkSbund zu DreSden crachtet für noth»

Die „Mainz. Ztg." bemerkt über das Mini-
sterverantwortlichkeits-Gesetz: „Das endlich
dem preußischen Herrenhause vorgelegte Mini-
fterverantwortlichkeits-Gesetz ist nicht geeignet,
den Bcifall der liberalen Partei zu finden.
Die Minister soÜen nur aufgemeinsamen Be-
schluß beider Häuser des Landtages in An-
klagezustand versetzt werden können. Nun
fragen wir, ist es denkbar, daß jemals das'
preußische Herrenhaus sich für eme Minister-
anklage aussprechen wird? Man machl also
ein Gesetz, von dem man im Voraus weiß,
daß es nie zur praktischen Anwendung kom-
men wirv. Um daffelbe ja recht vollkommen
zu machen, steht im Falle einer Verurtheilung
dem Könige auch noch das Recht der unbe-
schränktesten Begnadigung zu! Nun, ein sol-
ches Gesetz, das ist in der That der Mühe
werth und wird schwerlich die Kammer zur
Bewilligung des großen Militäraufwandes
geneigter machen" rc.

Magdeburg, 27. Ian. Nach dem Vor-
gange anderer Städte hat sich in diesen

prozeß Iakoby,

verhandelt vor dem Assisenhof zu Darmstadt.

(Fortsetzung.)

Selbst der großherzogliche Kreisaffeffor Küchler
war so durchdrungen von der Ueberzeugung, daß
die Frau Jakoby keines natürlichen Todes gestor-
ben sei, daß er sich aufgefordert fühlte, noch vor
der Beerdigung dem behandclnden Arzte, Oberme-
dicinalrath Dr. Leidhecker, seine und die Zweifel
anderer Nachbarn mitzutheilen. um diesen Arzt zu
bestimmen, eine Section der Leiche vorzunehmen,
Ve ^^r^l chnK ^i^n^An^^^ ^ W^^h^

kamen, suchte sich ^urch Erkundigungen bei dem
Arzte zu beruhigen. Der Stadtgerichtsdirigent selbst
wählte später diesen Weg, nm zu ermeffen, inwie-

sung geben könnten, jcdoch sprach sich der Arzt auch
hier in gleicher Weise aus. Da nichts geschah, so
perlyr fich das Gerede auch allmälig wieder und

Tagen auch HLer ein „conservativer Berein"
gebilvet, deffen Zweck es ist, Männern aller
Stände in Magdeburg, welche eine conserva-
tive Gesinnung haben, einen Mittelpunkt zu
geselliger und geistiger Unterhaltung und Be-
lehrung zu bieten.

Defsau, 25. Ian. Minister v. Plötz, der
schon seit Iahren kränkelte, ist gestera Abend
gestorben.

Hamrover, 28. Ian., Nachm. Die Depu-
tirten-Kammer, hat heute den Beschluß der
Adels-Kammer die einseitig erlaffene Militär-
Straßproceß-Ordnung enthalte eine Verfas-
sungsverletzung, an eine Commission zu schleu-
niger Berichterstattung verwiesen.

Arankrcich.

Paris, 23. Jan. Die durch Dekrit vom
22. December v. I. zum Schutz ves literari-
schen und artistischen Eigenthums eingesetzte
Commission har gestern rhre Arbeiten unter
Vorsitz des Staatsministers Grafen Walewski
begonnen. Derselbe eröffnete die Sitzung mit
einer längeren Reöe, in welcher er die ver-
schiedeneu Spsteme emwickelte: die jetzt in
Frankreich gesetzliche 30jährige, die 50jährige
und die ewige Dauer des Aurorenrechts, und
schloß mit den Worten Lamartines: „Ich ver-
lange 50 Iahre für oie Rechte der Inteüigenz,
weil ich sühle, daß der Augenblick vielleicht
noch nicht gekommen ist, ihnen mehr zu be-
willigen; aber an dem Tage, an dem Sie
die ewlge Dauer bes literarischen Eigenkhums
proklamiren, werden Sie den menschlichen
Gevanken emanzipirt haben." Nach dieser
Rede wurde die allgemcine Diskussion ver-
tagt. — Die „Temps" hat im November v.
I. das Gerüchr mitgerheilt, in einer religiösen
Crziehungsanstalt des Faubourg St. Germain
sei einer Pensionärin von dem Vater einer
anderen ein Piftolenschuß ins Gesicht gefeuert
worden rc. Der Gerant des Temps, August
Nefftzer, und der Verfaffcr jener Geschichte,
ein gewiffer Legault, deßgleichen der Gerant
der Opinion Nationale und ein Redacteur
dieser Zeitung, Namenö Paucher, welcher die
Wahrheit jenes Gerüchtes bekräfligen zu dür-
fen geglaubt hatte, sind nun wegen Verbrei-
tung einer falschen Nachricht, gemäß Art. 15
§. 1 ves Preßgeseßes vom 17. Febr. 1852
jeder zu 1000 Fr. Geldbuße verurtheilt wor-
den.

Paris, 28. Ian. Der „Const." glaubt
zu wlssen, daß ein 4räderiger Wagen mit 50,
ein 2räderiger mit 30, ein Reil- oder Wa-
genpferd mit 25 Fr. jährlich besteuert werden
soü. Dieselben Steuern sollen in Städten
über 40,000 Seelen mit 40, 25 und 20, in
Städten von 20,001 bis 40,000 Seclen mit
30, 20 und 15 in Städten von 3001 bis
20,000 Seelen uiil 20, 10 und 10, und in
allen Gemeinden von 3000 Seelen und dar-
unter mit 10, 5' und 5 Fr. entrichtet wer-
den. Diese Taren würden nur Wagen und
Pferde treffen, die zum persönlichen Gebrauche
des Besitzers ünd seiner Familie bestimmt
sind. Wagen und Pferde, welche theilweise

Seiten sclbst mit Vorwürfen überhäuft, fanb sich
endlich am 18. October der Sohn der Verstorbenen
zur Beruhigung seines Gewiffens veranlaßt, eine
Anzeige zu erheben, in Folge deren das Stadtge-
richt auch sehr batd so viele Verdachtsgründe er-
hob, daß es eine Ausgrabung der Leiche für un-
erläßlich erkannte, um dadurch eine Gewißheit über
den Grund oder Ungrund der Gerüchte zu erlangen.

Diesc Ausgrabung der Lciche fand am 29. Oct.
auf dem Erbbegräbniß des Jakoby im Beisein der
als Erperten zugezogenen und beeidigten Aerzte:
Großh. Ober-Medicinalrath Dr. Pfannmüller und
pract. Arzte Dr. Carl Weber, sowie der Chemiker
Ober-Medicinalrath Dr. Winkler und dem Lehrer
an der Gewerbschule, Dr. Thiel^, statt. Die Leiche

constatirt worden war, secirt. DieLeiche MdOsich,

für den Ackerbau oder irqend ein patentirtes
Geschäft verwendet wcrden, zahlen nur die
Hälfte der angegebenen Beträge.

Paris, 28. Ian. Die Note des franzö-
sischen Gesanvten Lavalette in Rom an Mi-
nister Thouvenel vom 18. d. M. lautet: Ich
habe mich mit dem Cardinal Antonelli über
den Jnhalt der Note vom 11. d. M. bespro-
chen. Schon in den vorhergegangenen Zu-
sammenkünften hatte ich den Papst von dem
Wunsche unterhalten, Rom und Italien zu
versöhneu. Währeud der heilige Vater mit
freundlicher Willfährigkeit (aü'eotueimv eon-
clesoslläauos) zuhörte, antwortete er'stets:
„Warten Wtr die Ereignisse ab." Ich war
mehr betrübt als überrascht, als Antonelli auf
alle Vorstellungen, welche ich ihm gemacht
hatte, vollständig abschlägig antwortete, indem
er sagte: „Iede Transaction ist unmöglich
zwischen dem h. Stuhle und denjenigen, welche
ihn beraubt haben. Es hängt so wenig vom
päpstlichen Souveräne wie vom heil. Collegium
ab, die geringste Parcelle des Klrchengebietes
abzutreten." Ich machte Antonelli daranf auf-
merksam, daß ich die Rechcsfrage durchaus bei
Seite laffe; mein einziger Zweck sei, der päpst-
lichen Negierung Gelegenheit zu geben, aus
einer Situation herauszukommen, welche ver-
derblich für ihre Jntereffen und bedrohend für
den Frieden der christlichen Welt ist. Antonelli
dankte für die freundliche Theilnahme, hinzu-
fügend: „Es bestehc kein Zwiespalt zwischen
dem päpstlichen Sonverän und Italien. Finde
auch ein Bruch zwischen dem heil. Vater und
dem Turiner Cabinete statt, so stehe er doch
in den vortrefflichsten Beziehungen mit JtalikN..
Er selbft Italiener und dcr erste der Italiencr
leide mit lhren Leiden, und mit schmerzlicher
Betrübniß habe er oie schweren Prüsungen
gesehen, welche die italienische Kirche getroffen."
Aber nimmer werden wir mit Näuberu einen
Vertrag schließen; jede Transaclion auf die-
sem Tcrrain ist unmöglich. Der päpstliche
Souverän, wie die Caroinäle verpflichten sich
bei lhrer Ernennung durch einen Eid, vom
Territorium der Kirche auch nicht das Ge-
ringste abzurreten. Der beil. Vater wird also
keine Cession dieser Arr machen. Weder ein
Conclave hätte dieses Recht, noch ein neuer
Papst und eben so wenig sein Nachfolger von
Iahrhundert zu Iahrhundert. Die Anfrage
Ew. Erellenz, ob Hoffnung für ein Arrange-
ment da sei, glaube ich verneinend beantwor-
ten zu müssen." Der Brief, welchen Anto-
nelli unterm 18. d., nachdem er die Befehle
des h. Vaters eingeholt hatte, an Lavalette
geschrieben, bestätigt nur die Antwort, welche
er Lavalette gegeben hatte.

E n g l a rr d

Lvndvn, 28. Ian. Die „Morning Post"
hält die Rede beö Kaisers der Franzosen für
durchaus friedlich und meint, Frankreich werde
damit zufrieden sein. Bctreff's Amerika sage
die Rede, Frankreich müffe sich, so lange die
Rechte der Neutralen nicht verletzt werden,
auf den Wunsch beschränken, daß die Spal-
tung in der Union bald ein Ende nehmen

ybgleich fast 3 Monat^ in der Erde liegend, auf-
fallend erhalten. Sie war weniger verwesen als
vermodert, doch lösten sich die Haare leicht ab. Die
Haut an Kopf und Hals, sowie theilweise ver Brust
war lederartig und trocken; nicht war dies der Fall
an der Haut des eingesunkenen Bauchs; die Haut
an den Beinen und das darunter liegende Fett
.ließen dagegen kaum eine Zersetzung wayrnehmen.
Die Muskeln an Beinen und Armen waren von
hellrother fast frischer Beschaffenheit. Ebenso zeig-
ten sich bei der Section die Muskeln ves Unter-
leibs wohl erhalten, das Bauchfell war blaß und
glänzend wie in frischem Zustande; die'geöffnete
Bauchhöhle zeigte wenig Verwcsungsgeruch; die
Eingeweide waren von fast normaler Beschaffenheit,
nur bläffer von Farbel Der auffallend blaffe Ma-
gen und Darmkanal lagen bem äußeren Anschein
nach leer zusammen da. An der vorberen Wand
des Magens zeigren sich jedoch einzelnc höchst auf-
fallende gelbe Flcckcn und damit correspondirend
eben solche gelbe Flecken an der inneren Bauch-
wand da, wo diese auf dem Magen aufgelegen

eine tief weingelbe, ölartige, ctwa 6 Unzen betra-
gende Flüssigkeit in die Augen. Jn dem Jnnern
des geöffneten Magcns, namentlich an dem Magen-
mund, traten wiederum eine Menge gelber Klecken
hervor. Sonst fand sich der Magen mit ctwas
gräulich weißcm Speisebrei überzogen, der mit gel-
ber Farbe vermischt «ar. (Forts. f.)
 
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