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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Januar
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möge. — „Dailp News" findet d,'e Rede des
Kaisers ebeafalls sehr friedlich, u»d fützt hm-
zu, es seie» zu vtele polttische Schwierigkei-
ten ,'n Europa auf dcr Tagesordnung, als daß
man einen pcrmanenten Zustand der Ruhe
erwarlen könne. Man müffe zufri'eden sein,
wenn mai, von Jahr zu Zahr ,'n Frieden
leben kann. — „Daiip Telegraph" meint, Alles
was bisher den Kaiser bktrcffs Deutschiands
oder Jtaliens b-schästigt habe, sei jetzt bki
Seite gesetzt, d-m Kaiser lägen jetzt nur die
franzvfischen Angelegenheilen am Hcrzen^^
Die „Limes" sagt, dcr Kaiscr habe die Ses-
fion mit einer mäniilichen, gemäßigten und
beruhigenden Rede für ganz Europa eröffnet,
daS bis jetzt seinen Aeiißernngcii immer mit
großer Besorgniß entgegengesehen habe. Die
Haltung Frankreichs, wie ste der Kaiser darge-
stellt, sei so, wie wir es nur wünschen können;
freundüch und äußerst sriedlich.

Zta lt en

Die „Gazetta di Verona", welche bisher
für das officielle Organ der österreichischen
Behörden in Jtalien gegolten, sagt: „Anf
beiden Seiten sehnt man fich nach der Schlacht,
auf unserer Seite eben so sehr, wie auf der
feindlichen. Garibaldi schreibt, er werde im
August in Wien einziehen; lasset uns seine
Prophezeiung wahr machen, lasset uns ihn
abfassen und, nachdem wir ihn zum Gefange-
nen gemacht, wollen wir ihn in den Buden
des Wiener Prater zum Besten der verwun-
deten Krieger für Geld sehen laffen." In
Turin fühlt man sich durch diesen Geist, der
im Festungsviereck umgeht, nicht mehr über-
rascht, da man wissen will, der Kaiser habe
in dem zu Verona gehaltenen Kriegsrathe die
Alternative gestellt, „es bleibe nur noch die
Wahl zwischen Abtretung Venetiens oder
Krieg".

Aus N om vom 25. Ian. bestätigt' das
franzöfische Iournal „La Correspondance" die
Nachricht, daß Mgr. Bellegarde keine Mis-
fion für Oesterreich erhalten und daß Chigi
kein Handschreiben des Papfteö dem Kaiser
Napoleon gebracht habe.

Turin, 27. Jan. Die hiesigen Blätter

scription für die Arbeiter von Lpon und Saint
Etienne eröffnet.

Turin, 2A Ian. Die „Opinione" ver-
sichert, Chiavone habe sich geäußert, daß er
sich unterwerfen wolle. Man veruinunt, daß
seine Baude, die scheinbar verabschiedet war,
sich neuerdiugs zu Terracina gesammelt habe,
wo sie sich, wie es hcißt, nach Calabrien oder,
was wahrscheinlicher wäre, nach Sicilien ein-
schiffen würde.

R u ß l a n

St. Petersburg, Mittwoch den 29.
Ian. Generalgouverneur Suvarow. eröffnete
gestern die Adelsversammlung mit Ansprache:
Ohne enge Allianz mit dem Kaiser sei die
Wohlfahrt des Aoels undenkbar. Der Wunsch
des Kaisers ist, daß der Adel die soziale Vor-
zugsstellung behalte; nur wenn er eine feste
Stütze des Thrones bleibe, könue er seinen
Einfluß befcstigen und die ungelösten wichtigen
Aufgaben lösen. Die Negierung wird berech-
tigte gemeinnützige Wünsche unterstützen.

A m e r t k a.

Die „Correspondencia" sagt, daß für den
Nothfall, auf Ciiba noch 4M0 Mann zur
Abfahrt nach Meriko bereit ständen. Der Ef-
feclivbestand der Truppen auf Euba ist au-
genbiicklich 23,000 Mann.

Aus einein Privatbriefc cines in Newpork
in geachtetcr Stellung lcbcndcn Gelehrten
und SchriftstellerS, datirt Newpork, 2. Aan.,
eutnebmen wir folgende für dic Stimmung
bezeichnende Stelle i „Jch schreibe in der trüb-
stcn tzaniie — der politischen Sachlage wegen.
Jch mag zu schwarz schen; aber ich bin einer
von denen gewesen, wclche am längsten er-
inulhigtcn Iind znm OptimismuS riethen, an
jeden Strohhalni der Hoffnung niich anktam-
mcrnd. Jch gcbe die Republik dcr Vereinig-
ten Staaten für »erloren. Berlorcn durch

die gänzliche Unfähi'gkeit des Präfidcntcn, des
Cabinets und der Obergenerale und Berwal-
tungsbcamten, sowie durch die Abneigung dcs
Volkes, auf revolutionärem Wege eine neuc
Regierung cinzusetzen. Alle Opfcr, welche
ein durch die ungeahnte Gefahr plötzlich auf-
gestörteS Volk gebracht hat und noch bringt,
alle Einmüthigkeit, trotz der früheren Partei-
zwicspaite, übcr Zweck und Mittel dcS Kriegö
haben zu nichts geholfen. DaS Volk will,
die Regierung will nicht die günstige Gelegen-
hcil zur Beseitigung deS Schandflecks und
Zankapfels unscrer Politik — dcr Skiaverei
— benutzen, und das Bolk rührt flch nicht.
Feig und vcrächtlich nach außcn, versöhnlich
gegcn die Rebellcn, ist doch die Regicrung
energisch nach inncn, d. h. in der Unterdrü-
ckung allcr Opposttion gegen ihre verderbliche
Politik. Sic dankte-Freinont, und fie dankt
jetzt Sigcl ab — die einzigen Lentc, welche
der Aufgabe gewachsen waren. Und daS
Volk, für welches die Lchren der Geschichte
vergebens gefchricben scheinen, wcil seine Er-
ziehung so einseitig und jainuiervoll ist, läßt
ruhig den Karrcn bergab rollen. Jn wenigcn
Wochcn müffen wir, zwischen England und
die Rebellen eingeklcmmt, zu eincm schimpf-
lichen Frieden genöthigt sein. Aisdann frei-
lich wird der Unwille deS Volkcs losbrechen;
aber dann viel zu spät. Nnr verzweifeltc
Anstrengungen und Opfer werden dann das
Versäumtc wiedcr einigermaßcn gut machen."

Reueste Rachrichte»

Dresden, 29. Jan. Das heutige „DreS-
dener Iournal" veröffentlicht die Replik der
sächsisch§n Regierung aus bie Aü'twort Oester-
reichs bezüglich des Projccts der Bundesre-
sorm. Indem Herr v. Beust das Buudes-
reformproject rechtfertigt, sucht er darzuthun,
baß die sächsischen Vorschläge die Zusammen-
gehörigkeit Oesterreichs mit Deutschland bes-
ser sichern, alö bie Vorschläge Oesterreichs
selbst.

London, 29. Jan. Die Herren Mason
und SliveU, sind hierselbst an Bord des Pa-
'ketboots „La Plata" angekommen.

^ Heidelberg, 30. Ian. Nach so eben
uns zugekomuur letegraphischer Nachrichr legre
in der ersten Kammer StaatSminister Stabel
veu Entwurf eines Regentschaftsgesetzeö vor.

Vermischtr Nachrichten.

* Heidelberg, 28. Januar. Professor F.tckler in
Mannhetm ist gegenwärttg mtt der^ Beä.rbeitung eineS

genberg und Sttft Neuburg velbtndet.

Jm Unterrhetnkreis sind im Jahre 1861 zu-
sammen 92 Personen verunglückt, darunter durch Ertrinken

Maschtiien 4; Ersttcken 4; Verbrennen und Verbrühen je 2;
Uebergenuß getsttger Getränke 2; Pferdescblag 1 rc.

Zn Offcnburg bewtlligte dte Stadt dem protcstantischen

Kathartna BermeS von Dalhetm bei WormS wurde

durch Gtft znm Tode verurthetlt. Die Unglückltche zählt
23 Jahre und war erst 10 Wochen verheirathet.

Homburg v. d. Höhe, 23. Zan, zgir haben wteder
etnen Setdstmord zu bertchten. Am Sonntag Nachmittag
erschoß sich etn junger Mann (PreUßx) „achdcm er sttn
Geld an dcr Spielbank vcrlo»en. Eg tst dicß tn Folge v°n
Verlusten. so^vtel^bekWnt, fur daS kaum begonnene Z»hr

Köln, 25. Zan. Eln Arttllerist unserer Garntson hat
sich gestern Nachmtttags auf dem Walle deS Forts Nro. II.
mittelst einer öpfündtgen Kanone erschossen. Der unglück-
liche junge Mann verfuhr hierbei, wte wtr hörcn, mit
einer kaltblütigen Eotschloffenheit, die in Erstaunen
setzt.

Bishcr find im Ganzen 112 deutsche HandelSstände dem
deutschen HmidelStag betgetreten, worunter aber bei weitem

Leipzig, 28. Jan. Am 25. d. M. wurden oberhalb
Schandau 24 metft verhetrathete Arbciter durch den Etn-
sturz eineS StetnbruchS vcrschüttet. Eine 200 Ellcn lange,
70 Ellen hohe und 10—12 Ellen starkc Stciiiwand schicn
daS Grab der Unglücklichen zu btlden. Jn fast vunder-
licher Weise gelang es am 27^3an. die Unglückltchen zu

(Grubenbrand.) Seit dem 20. Zanuar früh steht
eines der schönsten und mächtkgsten Kohlenwerke in nächster I
Nähe der Stadt Brür (Böhmen) tn Brand, so daß der j

. ostliche Htmmel fich wetthin röthete. Aus vier Stollen-
öffnungen etnes Abbaues stürzten klafterhohe Flammcn.
j Alle Gaffen und Plätze der Stadt waren tageshell er-
leuchtet, die Ziffern an den Thurmuhren deutltch erkennbar,
die umgebenden Berge erschtenen in ihren scharfen Um-
rissen.

Volks- und Landwirtlischaft.

* Ueber dte Gerbrtnde-Nutzung im Zahr 1861 gehen
uns aus Würtemberg dte nachstehenden Notizen zu:

Dte Gerbrtnde-Verstetgerung zu Heil-
bronn a. N. wtrd am Montag, den 17. Februar 1862,
abgehalten werden,^ nachdem cine größere Anzahl von Wald-

Das AuSgebot, das bet der ersten Versteigerung 1860
etwa 24,000 Ctr. betrug, hob sich im Zahr 1861 auf
40,000 Ctr., die verkaufte Menge,. ungeachict der durch
erhebliche Vvrräthe uno das gcdrückte Ledergeschäfl veran-
laßten Flauheit, tm Etnkauf von 18,000 aus 22,000 Ctr.
mtt etncm Erlös von 60,000 fl. Waldbesitzer ünd Gerber
finden es beiderseitS erwünscht, daß durch dtese Vereinigung
deö Verkaufs etn Marktpreis der Rtyde sich bildet; sür ote
Gerber aber hat es cin ganz besonderes Zntercffe, daß
hiedurch manche Waldbesitzer veranlaßt wurden, der Rin-

zum Verbrennen bestimmrc Materiat sür^bie Ledcrfabrtka-
tion bereit zu stellen; auch das. Aufberetten der Rinde selbst
zu übernehmen, um dtc Verwerthung än entfernt wohnende
Gerber erztelen zu können. — Die Staatödomanial-Ver-
^tung , ^dte Verwaltung des königl. Kammerguts, ver-

am 17. Februar ihr Rinden - Erzeugniß zur gemeinsamen
Verstetgerung brtngen und so den Gerbern tn weitcm Um-
krctse cine retche Auswahl von Rinde zum Kaufe bieten.

Offenburg, 25. Zan. Jn einer vorgestern vahier
stattgchabten Vcrsammlung der Acttonäre der Fabrik

die Auflösung der Gesellschaft und der Verkauf von Ge-
bäulichkettcn und Waarenvorräthen beschloffen.

Zur Zett der Weltausstellung- in London soll von
etnemTnkernaltonalen volköwirthschaftlichen Congreß die Frage

H) Vom Neckar, 28. Zan. Die Frage, tn welchcr
Weise der landw. Unterricht im Großherzoglhum Baden
gefördert werven kann, fand in der jüngsten Zeit durch
Herrn C. v. LangSdorff, großh. Vorstand dcr Garten-
bauschut arl^Sru h e,^ ^inem Brochürchen, das in

i gewt^t etncs bcssern Uiitcrrichts sür „Klernbauern" in

Mit Recht sagt daher ein Correspondent dcr „Bad.
Landesz.^ auS Karlsruhe vom 25. Januar:

„AlS der wichtigste Thetl dieses UnterrichteS. wcil er
flch auf dte größere Maffe erstreckt, für die Kleinbauern
dec etnzig mögliche tst, und dcn Grund legt zur.Wciter-
^bildung der vermögenderen Baucm, wurve zur Einführung
m den Dorfschulen erkannt. Aber gerade dtcser Theil
wurde am wenigsten etngehend behandelt, weil man glaubte,
e4 stände nur Schulmännern zu, darzulegen, in welcher
Weise diesenl unabwcisbaren Bedürfniffe genügt werden
^nn, ohne den allgemeinen Leh.plan zu beetnträchrigen.
Dies ist in einem kürzlich in der zweiten Auflage erjchic-
nenen Schriftchen geschehcn: „Die Ncugestaltung tcö Volks-
schulwesens in Baden" (von dcm wackcrn Schulmanne
Herrn Riedel tn Heidelberg), Heidclberg, bei Wilh. Wicsc.
PreiS 6 kr. Wir empschlen dasselbe nicht alletii den Lch-
rem, tur welche cs zunächst geschrieben tst, sondern auch
allcn Zenen, welche sich ftr dtc Eiiisührung eines, dcm
knnftigeii laiidwirthschaftlichen Beruf der Bauernkinder cnt-
sprechendcn Dorfschuluiiterrichts interessiren, aufdas Wärmste.
DaS sehr klar und anziehend geschriebene Schriftchen weist
nach einer geschichtlichen Darlegung der Entwicklung der
VolkSschuleu mit überzeugendcr Krast die Nothwendigke-t
der Neugestaltung derselben uach und ' aibt rualetch die
Mittel dazu an dte Hand."

Diese Correspondcnz rührt offenkar von einem für Zu-
genderziehung und die Hebnng dcs BauernstandeS und dcs
landw. Unterrichtö begetsterten Herzen hcr. Wtr freuen
unö in der That. solche Stimmen zu hören, die mit auf-
richtiger Liebe zur Sache das Verdienst dcs Herrn Riedel
urn Hkb^ng dcr ^vcitc^ländischcn Sachc durch seinc s>) ge-

GanteLict.

Gegen das Veimögeii des MetzgermeisterS und Adker-
wirchs Karl Mäg->rlei» von Wertheim; Tagfahrt Mittwoch,
 
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