Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
April
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0308

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutschland.

KarlSruhe, 31. März. S. K. H. der Groß«
herzog habeu den Referendär vr. Albett Gebhard
zum Ftnanzaffeffor bei der Zolldtrrclion, den Hauptzoll»
amts-^ontroleur^ Bleymann Konstanz

Konstanz zu ernennen; den HauptamtScontroleur Hagen
bei der ZollabfertigungSstelle tn Basel tu gleicher Eigen«
^aft zum Hauptzollamt Mannhcim zu versctzen. und den

ZoüabfertigungSstelle ia ^se/, ^zu erneuuen geruht.

KarlSruke, 31. März. Durch allerhöchste OrdreS
vom 27., d. M.^wird ^em ^ehei^mcn 8^0-

Karlsruhe, 31. März. Die Wohnung
des großh. badischen Kommiffärs der Jndu-
strie- unv Kunstausstellung in London, Herrn
Geh. Referendärs Dr. Dietz, ist 40 Lromp-

Aus Baden. Eine größere Mitglieder-
zahl der zwciten Kammer beabstchtigen, am
Iahrestage der allerhöchsten Proklamation vom
7. April 1860 in dankbarer Erinnerung .an
dieses hochwichtige Ereigniß ein gemeinsames
Festmahl vahier zu veranstalten. Sicher wird
dieses Tages auch an andern Orten des Lan-
des in richtiger Würdigung seiner hohen Be-
deutung gedacht werden. — Am 25. d. feier-
ten in Karlsruhe die Mitglieder des Natio-
nalvereins das erste Iahresfest ihrer Consti-
tuirung. — In der gestrigen Schwurgerichts-
Sitzung in Freiburg wurde I. F. Kramer
-von Haltingen wegen Falschmünzerei und
Ausgebens von ihm gefenigten falschen Gel-
des zu dreijähriger Zuchthausstrafe verur-
theilt.

Aus Baden, 30. Marz. Es wird von
mehreren Seiten beabsichtigt, Petitionen für
unbedingte, allgemeine Amncstie an die Abge-
ordnetenkammer zu richten; ferner Pelilionen
um Zurückerstattung der 1849 confiscirten
Privatwaffen.

Mannheiur, 27. März. In der heutigen
gkhkimen Sitzung des Schwurgerichts wurde
eine Anklage wegen Vergehens gegen die Sitt-
lichkeit verhandelt. Der Angekiagte Heinrich
Götzinger von Hüngheim wurde ungeachtet
seines Läugnens für schuldig erklärt und mit
Nückstcht auf seine Trunkenheit b« Verübung
des Verbrechens zu einer Arbeitshausstrase
von 9 Monaten verurtheilt. (M. I.)

Mannheim, 28. März. (Schwurgericht
des Unterrheinkreises. M. A.) In der heu-
tigen Sitzung kam die Anklage gegen Christ.
Gugler von Nußloch wegen gefährlichen
Diebstahls bei Nikolaus Heffenauer in Mais-
bach zur Verhandlung. Der Angeklagte
wurde zu einer Zuchthausstrafe von 2 Iahren
oder l^/z Iahr in Cinzelhaft und zur Stellung
unter polizeiliche Aussicht nach erstandener
Strafe verurtheilt. Hiermit wurde die Sitzung
des 1. Viertels geschlossen.

hcute Abend bis zum Schluß der Gutachten der
Gerichtsärzte, der Herren Geheime Hofrath Moli-
tor, Medizinalrath Seubert und Medizinalreferent
Frei, und wird morgen (Donnerstag) zu Ende ge-
führt werden.

— 27. März. Die schwurgerichtliche Verhand- ^
lung gegen Philipp Nagel wegen Lödtung wurde
heute Vormittag fortgesetzt. Aus dem gestern von ^
den Gerichtsärzten erstatteten Gutachten ift noch !
hervorzuheben, daß der eine Sachverständige beson- j
ders die Möglichkeit betonte, daß hie Kopfverletzung !
des Georg Schleich durch den auf den erhaltenen
Schlag erfolgten Sturz auf das Straßenpflaster !
entstanden sei, und daß dieser Sachverständige dem- ^
zufolge annahm, es habe der Angeklagte nur mit ^
rinem sehr gertngen Grade von Wahrscheinlichkeit
den eingetretenen Tod voraussehen können. Die ^
beiden andern Gerichtsärzte bestritteu zwar die Mög- ^
lrchkeit nicht, daß der Sprung in der rechten Schä- ^
delseite des Getödteten durch einen Fall auf dcn ^
Boden bewirkt worden sei, allein fie hielten dies ^
sür unwahrscheinlich, und nahmen auf den Grund !
der in ver Verhandlung erbrachsen Beweise an, daß '
die tödtliche Verletzung durch Schlage mit einem ^

Weinheim, 28. März. Heute Abend Lst
Hcrr Heintze, Abgeordneter von PHLlippsburg,
an den Folgeu eines Magenübels gestorben.

Bruchsal, 27. März. (Anklage gegen
Karl Friedrich Christoph Kuhn von Durlach,
wegen Nothzuchtsversuchs). Hcute Nachmittag
stand vor dem von Gr. Hosgerichtsrathe Dr.
Puchelt prästdirten Schwurgerichtshose der
erst 15*/, Iahre alte K. Fr. Christ. Kuhn
von Durlach, Hülssarbeiter in den Zeughaus-
werkstätten in Karlsruhe, unter der Anschul-
digung, am 6. Februar einen Angriff aus die
Geschlechtsehre einer bisher gnt beleumundeten
Fabrikarbeiterin autz Rintheim versucht zu
haben, an dessen Voüführung er nur durch
herbeigeeilte Hilfe vcrhindert wurde. Die
Verhandlung sand aus Gründen der sittlichen
Schicklichkeit bei geschlossenen Thüren statl.
S>eines Läugncns unerachtet wurde ber jugenv-
liche Verbrecher von den Geschworenen für
schuldig und zurechnungssähig erkannt und
mit Berückstchtigung des Strafmilderungs
grunbes der Iugend zu einer durch 8 Tage
Hungerkost geschärften im abgesonderten Raume
zu erstehenden Arbeitshausstrafe von einem
Iahre verurtheilt, worauf er alsbatd auf bie
Nichtigkeitsbefchwerde verzichtete.

Freiburg, 28. März. Heute stand der
20juhrige Bäcker Wilhelm Bauderer vou
Bürgeln, des Tottschlags angektagt, vor den
Schranken des Schwurgerichts. Derselbe
fuhr Sonntags den 17. November vor. Is.
Nächts bei hellem Monbschein mit einem Be-
gleiter von Müllheim uach Vögisheim, wo er
dem Friedrich Hurst, 50jührigen Dlenstknecht
in Müllheim und dem Iakob Frer begegnele.
Der etwas angetrnnkene, auch sonst alö roh
nnd leidenschaftlich geschilderte W. Bauderer
gerieth durch eine taoelnde Äeußerung deö
Hurst über seine Behandlung des Pferdes in
Aufregung, sprang vom Fuhrwerk herab unb
nach kurzem Wortwechsel uud Hanbgemenge
erhielt Hurst einen Stich in den Kopf. Auf
Anzeige de's Frei wurde Baudrrer noch in
derselben Nacht zur Haft gebracht. F. Hurst
war unterdessen hilflos rm Slraßengraben
liegen geblieben, wurde Nachts 1 Uhr zufällig
gesuiiben unv nach Müllheim gebracht, wo er
am Vormittag darauf starb, ohne vorher znm
Bewußtsein zu kvmmen.' Der Angeklagte
läugnel nicht, Urheber der Verleßung Hurst'S
zu fein, bestreitet aber den Borsatz zu töbten
und sucht seine That mehr aus Rechnung
seiner Trunkenheit und eines zeilweisen Cin-
flusses- des Mondes auf selnen Seelenzustanb,
als auf die eines rohen Uebermnlhes zu
bringen. Nach zwciftündiger Berathuug er-
klärren ihn die Geschworeneil nur der fahr-
lässigen Tödtung verübt burch Köiperverletznng
im Affect, schuldig, worauf der Gerichlshos
das Urthei! auf Zuchthaus von 4*/, Iahren
fällte.

Freiburg, 29. März. Geheimerath
Riegel, lüngere Zeit Stadtdirektor in Mann-
heun und dahier, ist heute gestorben.

Frankfurt a. M. 31. Marz. Cine ge-
stern hier gehalteue sehr zahlreich besucyte
Nationalvereinsversammlilng adoptirte vie

stumpfen Werkzeuge auf den Kopf verursacht wor-
den sei. Der Vertheidiger, Herr Advocat Strauß,
machte heute zu Gunsten seines Ctienten geltend,
daß nicht hergestellt sei, durch welche Ursache die
Kopfverletzung des Georg Schleich entstanden, und
in welchem Zusammenhang die Handlungsweise des
Angeklagten zu der gedachten Verlctzung gestanben
sei. Die Vertheidigung behauptete ferner, daß ein
reiner Unglücksfall hier vorliege, der dem Ange-
klagten nicht zur Last gelegt werden könne, und daß
schlimmstensalls derselbe nur mitverallergeringsten
Wahrscheinlichkeit den eingetretenen Tod habe ver-
ursachen können. Endlich machte fie geltend, baß
das Verhalten des Getödteten eine Kränkung für
den Angeklagten enthalten, wodurch der Erstere den
Affect des Letztern hervorgerufen habe. Die Ge-
schworenen verncinten in ihrem Wahrspruche diesen
Milderungsgrund, nahmen jedoch an, daß der An-
gcklagte den Tod des Georg Schleich nur als die
sehr umvahrscheinliche Folge der von ihm verübten
Mißhandlung habe voraussehen können. Darauf-
hin wurde Philipp Nagel wegen sährläßiger, durch
vorsätzliche Körperverletzung begangener TSdtung
zu einer Kreisgesängnißftrase von 9 Monaten ver-

Alzeper SympathLeerklärung an die preußische
Fortschrittspartei und saßte ferner folgenven
Beschluß: „Die Versammlung forderl den
Ausschuß des Nalionalvereins anf, die ihm
zur Verfügung stehenven und weiter anzu-
sammelnben Mittel zur Deckung sotcher Scha-
dsgungen zu verwenben, weiche Cinzeinen in
Folge selbstständiger Ausübung ihrer verfas-
jungsmäßigen Rechte und Pflichten in mehreren
Ländern zugefügt werben könnten.^

Kaffel, 25. März. Ein allerh. Beschluß
ordnet an, daß den Staatsvtencrn die „per-
sönliche Danksagung" bel dem Kurfürsten für
Gehaltserhöhungen nicht ferner nachgelaffen
sein soll.

Trier, 25. März. Gestern wurden die
in hiesigen Buchhandlungen noch vorräthigen
Eremplare der Schrifr von Ludwig Simon:
„Meine Deserrion. Cin Zeitbild
im Rahmen des preußlschen Gotleögna -
denthums. Paris im Selbstverlage.
Franksurt a. M. in Commissioy bei Reiny.
Baisi," durch die Polizei in Beschlag genom-
men. — Ferner hat vas öffenttiche Ministe-
rium gegen Friedr. Lmtz, „alö verautwort-
licher Reoakleur der „Lrier'scheu Zeitung",
und deffen Bruber, Dr. Lintz, als thatsachU-
chen Redakteur", bie Einleiluug einer Unter-
suchung beaylragt wegen der Beschnlbigung:
„durch den Wicderaboruck einzelner Slellen
der Varnhagen'schen Tagebücher, die Chr-
surcht gegen Se. Maj. ben König verletzr zu
habeu." (Das ganze Buch ist ja abec er-
laubt.) (K. Zlg.)

Berlin. — Wie, ber „Bk. u. Hvlzcg." von
einem lyrer landwirthschaftlichen Berichler-
statker aus Ostpreußen geschrreben wird, har
der Minister v. d. Heydt bie Raüdnitz'schen
Güter, zwischen Deutsch-Cylau und Osterode
belegen, sür 1,350,000 Thlr. angekaüst.

Bertin, 29. März. Die katholifche Frak-
tion Relchensperger ist nun auch mit eurer
längeren Ansprache hervorgetreten. Trotz ihrer
vorstchligen Absaffung (in welcher sie sich hin-
sichllich bes Mltllärdudgels ein freies Votum
.vorbehäll) sprichl sie sich bvch offenbar für
Unterstützung deö jetzigen Cabinetö uiid gegen
das Anstnnen der Opposition aus, iudem
Körperschaften, deren Ausgabe eine derathenbe
und gesetzgeberische sei, uur mir Scheu am
vie Cnlscheibung reiu politischer Verhaltniffe
unb vollends auswärliger Angelegenheiken
herantreten bürflen. Ueber die italtenische
Frage halte sie an ihren früheren Anstchlen
sest. In ber oeülschen Frage seien fie wever
Freunve ver centraltfirendeli Staatseinheil
noch Gegner ber kinheitlichen Resorm.

Wien, 26. März. (Sitzung dcs Abge-
ordneteilyauses.) Zur Verhanblung gelangte
die erste der ministeriellen Frnanzvorlagen,
die Rechlsertigung namlich der vom Miuiste-
rium seit dem Crscheinen des Ocktobervi-
plvms ohnc die versassungsmäßige Mitwir-
kung des Nelchsralhö verfügteu Flttüuzlnaß-
regeln. In dem Momenle, wo die Dcballe
hierüber beginnen sollte, verlleßen vie Mit-
glieoer ber poilltscheu uno ver czcchischen Krac-
> tion, 35 an der Zahl, den Saal und gaben

urtheilt, unv bis zum Ablauf der für Ausführung
der Nichtigkeitsbeschwerde gesetzlich bestimmten Frist
einstweilen auf freien Fuß gefetzt. (K. A.)

Eine Anecdote aus Paris bezeichnet die dortige
Stimmung. Der kaiserliche Prinz soll sich in diesen
Tagen an seinen kaiserlichen Vater gewendet haben,
um von ihm den Unterschied, der zwischen scL><1e»t
und Miilkeur liegt, zu erfahren. Der Kaiser nahm
zum Beispiel seine Zuflucht: „Mein lieber Sohn
fiehe, wenn unser Vetter Napoleon zuür Beispiel
ins Wasser fiele, so wäre das ein »eeiäent — wcnn
man ihn aber wiedcr herauszöge, so wäre das ein

K ö ln, 29. März. Gestern ftarb hierselbst der
Schauspieler Secbach, Vater der als Künstlerin
hochgefeierten Frau Marie Niemann-Seebach, etnst
langjähriges Mitglied der hiesigen Bühne.
 
Annotationen