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^ari ZMtzwrg.
Geb. 5. Februar 1808, 7 23. Scptember 1885.
Von Lr. pccht.
Porträt nach ciner Zeichnung von E. Grützner.
,'Ä.s gibt immer cinmal bharaktcrc, die so voll von Hcrzcns-
gnte und Menschcnlicbe sind, daß sich das auch in ihren
Wcrkcn sofort ansspricht und dicsc dadurch jedermann an-
ziehen. Zu diescn hcrzgcwinncndcn Kiinstlern gehörtc nebcn
Defregger in München vor Allem unser Spitzweg. Wcnn
dahcr dcr jähe Tod dicscs A'estors unscrcr Kiinstlerschaft
überall, in ganz Dentschland, als ein schwerer Verlust
cmpfnndcn wird, obwohl ihn sclbst in München nur sehr
wcnige persönlich kannten, so hattc das offenbar seinen Grund
darin, daß scinc klcincn Juwclcn ihm längst das Gcmüt
seines Volkes gewonnen hatten. Die unendliche Harmlosigkcit
seines Huinors bci so vicl glänzcndcm und doch nie vcr-
letzendcm Witz, bei solch feincr Beobachtung und so reicher
Phantasic finden fich denn wohl schwerlich so bald wieder
in dicser Verbindung zusammen. Das aber ist gerade das
Anziehcnde an Spitzwegs Bildern, daß sie so sehr der Aus-
druck dcs eigenen Wcsens sind, dic heitcre Wärme, liebens-
würdigc Schalkhastigkcit nnd das angebornc drollige Wescn
dessclben völlig wiedcrspicgcl». Dic Wundcrlichkeitcn, der
barockc Humor sciner Lriginalc, bci dcm sich gewöhnlich dic
ticfste Gcmütlichkeit hinter cincr urkomischcn Außcnseitc
verstcckt, sie gehörten zum guten Teil ihm sclber. Sah
cr doch ganz genan so aus, wie mancher scincr Hclden,
wcnn er einen mit seincn großcn hellblauen, von zwei nn-
geheuren Brillengläsern halbbedeckten Augen iiber der niächtigen
Nase schalkhaft forschend anblickte. Daß aber neben dem
hcitcrstcn Gemüt das feinste Zartgefühl es war, das diescn
Mann belebte, das fiihlte man augenblicklich heraus bei ihm,
der niemand scheiden säh, ohne ihm ein freundliches Wort
mit auf den Weg zu geben, der keinen Armen ohne Hilfc,
kcinen Leidenden ohne Trost von sich gchen licß. Wcnigstens
in den letzten Zahren gebrechlicher und leidendcr ats allc
die, welche ihn aufsuchten, um ihm ihre Schmerzen zu klagcn
oder seinen Rat zu erbitten, verließ ihn doch kciner, ohne
hoffnungsvoller und gchobener zu gehcn, als cr gckommcn.
Gcrade das fiihlt man aber auch aus seinen Bildern heraus:
die innere Harmonie. Wärme und Schönheit des Gemüts,
dem sie entsprosscn. Das Schalkhaste und Barocke entsprang
bei ihm nicht zum mindesten einer Art von Schamhaftigkeit, /.
welchc dic angeborne Weichheit des Gcmüts zu verstecken snchte.
Man weiß, daß der einer hochangesehenen Münchener
Bürgersfamilie entsprosscne Künstler erst spät den Apotheker
mit dem Maler vertauschtc. Bis der Dreißiger es nun da
zu derjenigen Fertigkeit brachte, daß über seinen Beruf zur
Kunst jeder Zwcifel schwand, und er zu dcn Lieblingen des
Publikums zählte, war er zu alt geworden, um sich cinen
cigenen Hansstand begründcn zu können oder es auch nur
zu wollen. Viclmchr bildete er nnn alle Schrnllen und
Eigenheiten eines alten Junggescllen mit eincr gcwissen Vor-
liebe aus und freute sich daran, wie wunderlich cr sich scine
Welt ausbantc. Jn dcr Kunst vollständigcr Autodidakt, der
nic eine Akadcmie bcsucht odcr nur andcren Unterricht gc-
nosscn hatte, als ihn der Umgang mit seincn Freundcn
Dyk, Schleich, Stange, Rahl, Fr. Bolz mit sich brachtc,
stammt daher seine große Originalität in der Knnst wie im
Leben, wo er ein leidenschaftlicher Verehrer Jean Pauls ^
gcwesen war. Das Eigenartige, barock Wunderliche snchte
und liebte er nicht nur an Menschen und Dingcn, sonderu
es war unstreitig auch ein Teil des eigenen Wesens. Aus dcr
Jean Paul- Zeit stammen dcnn auch alle seine köstlichen
Figuren von Hagestolzen aller Art, Schreibern nnd Beamten,
seine Jnvalidcn, zopfigcu Militärs nnd städtischcn Sichcr-
Hcits-Diener, die Krämcr, Apotheker und Gelehrten allcr
Gattungcn, Bcttclmönchc nnd Landpfarrcr oder dic unzähligcn
Einsiedler, mit dencn cr die Welt von der thebaischen
Wiiste bis zum Andorfer Weber an der Wand bcvölkerte.
Das Komische und Trollige, an dem seine Figuren reicher
sind als dic fast allcr anderen deutschen Humoristcn, ohnc
daß es jemals zum Zerrbild, zur Karikatur ausartcte, es
liegt bei ihm fast immer in dem Mißverhältnis dessen was
sic wollen und thun, zu dem was sie sind oder zu der Welt
die sie umgibt. Dies Mißverhältnis weiß er aber immcr
durch irgend einen rührcnden Zug, der seinen Figuren das
herbe und abstoßende nimmt, aufzulösen. Was gäbe es
z. B. rührendercs als jcncs Liebespaar eines Schreibcrs und
ciner Näthcrin, dic cinst im Frühling ihres Daseins am
Sonntag Morgen hinausgegangen waren ins Griine, er im
Wcrther-Frack, Nanking Hoscn nnd Suworov Stiefeln. sic
mit einem weit ansgeschnittenen rosa Kleid, riesigem gclben
Strohhut mit blauen Bändcrn, und wo er so schön dic
Flöte gespiclt hatte nnd sie ihm danebcn einen Kranz von
Frühlingsblumen flocht. Jetzt sind dreißig Jahrc vcrgangen
und er wartet gcduldig noch immer auf die Anstellung, die ihm
erlaubcn soll, dic Gctrcue heimzuführen. Abcr glücklich in