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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Künstlerisches aus Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0052

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I. Iahrgang. Deft 3.

November;§Z5.


Unler besondrrer Wikwirknng von Fr. Pecht, hernusgrgrben oon der Verlagsanflalt für Kunfl und Diflenschnft
oormals Frirdrich Bruckmsnn in Wünchrn.
.,Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von ca. 1>/z Bogen reich illustriertem Text und ca. 4 Bilderbeilagen in Umschlag. Preis des Heftes im
Buchhandel 60 Ps., durch die Post (Reichspostverzeichnis 14. dtachtr. 2916 6, bayer. Verzeichnis Z86a) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr (6 Hefte). — Jnserate die
viergespaltene Nonpareillezeile 30 Pf.

AünsttcrischcF aus Prnrlßruhe.
Von Friedrich pecht.


die badische Hauptstadt seit einigen Jahren nicht gesehen
hat, der wird unfehlbar erstaunt sein über das so
verheißend und freudig in ihr aufgeblühte Kunstleben.
Besonders auch darum, weil sich dasselbe jetzt ganz organisch
aus der außervrdentlichen Vergrößerung und dem sonstigen
glänzenden Aufschwung der Stadt cntwickelt hat. — Die Kunst
ist da jetzt keine Treibhanspflanze mehr, deren von auswärts
bezogene und sorgfältig hinter Glas bewahrte Vertreter ein ent-
setzliches Bewußtsein von der Schwierigkeit ihrer zivilisierenden
Mission unter diesen rheinischen Barbaren mit sich hernmtrügen
und es bei jeder Gelegenheit seufzend betonten, welche Opfer
sie dieser Mission zu bringen hätten. -— Sie ist jetzt im Gegenteil
endlich ein fröhliches Landeskind, das unterm Heidelberger Schlosse
zwischen Kastanienwäldern und Rebhügeln aufgewachsen, sein
Recht zum Dasein nie mehr bezweifelt sieht, vielmehr der Lieb-
ling, die Freude und der Stolz Aller geworden ist, das von
seinen Landsleuten überall verstanden wird, weil es eben genau
so fröhlich und sinnig empfindet wie sie, dieselbe heitere Lebenslust
atmet, der Viktor v. Schesiel einen so klassischen Ausdruck gcgeben.
Ja selbst wenn sich das launische Kind gelegentlich einmal darauf
kapriziert, seine blonden Flechten über eine Pariser Tournüre
herabhängen zu lassen und seine ehrlichen blauen Augen unter
einem ganzen blitzenden Feuerwerk von künstlichen Blumen zu
verstecken, wie gewisse Damen, die es in Baden anf der Pro-
menade gesehen. Jn der lachenden Üppigkeit dieser herrlichen
Rheinebene, liegt selbstverständlich auch der Kunst Übersluß und
achtlose Verschwendung viel näher als jene anspruchsvolle Trocken-
heit und das dürre magere Wesen, die sich uns Süddcutschen so
oft als Gediegenheit oktroyieren möchten.
... ^ Wenn iraendwo, so hat der Stammesqeist qerade in der
Die Gastfreihelt. von prof. Ad. keer. e» r, r - . t. - m ^ -r
Kunst sem unverlierbares Recht, weil er da die reizendsten und
eigenartigsten Blüten zu treiben im Stande ist. Lehrt uns das
jede italienische Stadt, aber Bremen nnd Lübeck, wie Danzig mit seiner Marienburg, wie Nürnberg, Straßburg
und München nicht minder, die alle ihren eigenen Kunststyl erzeugt haben, so lehrt es uns jetzt auch Karlsruhe
in geradezu überraschender Weise. Vorab weil es nunmehr einige vortreffliche heimische Künstler herausgebildet

Die Aunst für Alle I.
 
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