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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Bernhard v. Neher: geb. 16. Jan. 1806 in Biberach, gest. 17. Jan. 1886 in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0196

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I. Iadrgang. seft n

i. März psö


Untrr brsondrrrr Witivirkung von Fr. Pecht, hrrnusgegrbrn von drr Verlagsanstalt für Lunst und tvist'enschaft
vormnls Frirdrich Bruckmann in Wiinchrn.

^Tie Kunst für Alle" eri'cheint m balbmonatlichen Heften von ca. 1 —2Bogen reich illustriertemText und ca. 4 Bilderbeilagen in Umfchlag. Abonnementspreis im
BuLhandel oder durch die Post fReichspostverzeichnis 14. Nachtr. 2S1Sc, baver. Verzeichnis S8Sa) 3 M. so Pf. für das Bierteljabr (k Heftefl das einzelne
He,t 7ö Pf. — Jnserate die viergefpaltene Nonpareillezeile 30 Pf. 6000 Beilagen 45 Marl, bei größerem Format oder Umsang PreiSansfchlag.

Bernbard v. Neber,
geb. f6. Ian. f80S in Biberach, -s f?. Ian. f88S in Stuttgart.
Bon Sr. pecht


B. v. Mhrr

TT^er Tod rüumt unerbittlich auf unter den wenigen noch übrig gebliebenen
^ Meistern der einstigen Cornelianischen Schule. Jn Neher aber ist ihm
einer der eigenartigsten und begabtesten derselben verfallen. Wenn er der
Mitwelt weniger bekannt war als er es verdiente, so lag das einesteils an
seiner vierzigjährigen Jsolierung iu Stuttgart, nicht minder aber auch an seiner
fast ausschließlichen Beschüfligung mit monumentalen Arbeiten wührend dieser
Zeit, welche ihn verhinderte, die Ausstellungen mit Werken seiner Hand zu be-
schicken. So kannte man ihn denn auswärts zuletzt fast nur noch als den
Schöpfer des schönen Jsarthorbildes in München, einer Jugendarbeit, die er,
wie talentvoll auch immer, doch durch seine späteren Leistungen weit überboten
hat, die zum Edelsten gehören, was die Schule überhaupt hervorgebracht, deren
Grundsützen er bis zum Lebensende treu blieb, wenn ihnen auch seine künst-
lerische Abgeschlossenheit eine ganz selbständige Entwicklung gab.
Als der Abkömmling einer alten Künstlerfamilie — schon der Groß-
vater war ein geschickter und in den Klöstern Oberschwabens vielbeschäftigter
Maler gewesen—wardNeher bei früh hervortretendem Talent gleich zum Künstler
erzogen und die malerische alte Reichsstadt, in der er aufwuchs, füllte ohnehin
seine Phantasie mit Bildern aller Art. — Den ersten Zeichennnterricht von
seinem Vater erhaltend, kam er schon im 13. Jahre, also zu einer Zeit, wo unsere meisten heutigen Kunst-
jünger noch ein halb Dutzend Jahre an Latein und Griechisch verlieren müssen, zu einem Maler Müller,
der ein gebildeter Mann war und viele Studien nach Raphael und Michel Angelo besaß. Bei diesem Künstler
machte er so rasche Fortschritte, daß er bald Geld mit Bildnismalen verdienen konnte. Ein inniges, tief-
religiöses Familienleben trug indes nicht wenig dazu bei, seine Richtnng auf die kirchliche Kunst zu befestigen
und jene ideale Reinheit des Gemüts in ihm zu erzeugen, die noch in den spätesten Jahren seinem Umgang
einen seltenen Zauber gab, da alles Gemeine spurlos an ihr abglitt.
Mit sechszehn Jahren brachte ihn der Vater zu seiner weiteren Ausbildung nach Stuttgart zu dem
Davidschüler Hetsch, der sich aber wenig um ihn kümmerte, so daß er sich an Dannecker wenden nnd bei ihm
einen Zeichenunterricht nehmen mußte, der ihn auch sehr förderte. Jm übrigen aber verdiente er sich seinen
Lebensunterhalt bereits durch Bildnisse, durch die er sich viel Beifall erwarb, obwohl er in der damals ent-
setzlich kunstarmen schwäbischen Residenz kanm viel Bilder zu sehen bekam, die ihm den Weg beim Malen hätten
zeigen können. Das trieb ihn denn auch nach einem Jahre schon sort nach München, wohin er ein Stipendium
des Biberacher Magistrats erhielt, nachdem er sür den Rathaussaal ein Bild des Königs gemalt. Jn München
trat er in die noch unter Langers Leitung stehende Akademie ein, deren kalt antikisierende Richtung den jungen
Romantiker zwar ganz und gar nicht befriedigte, wo er aber doch weit gründlicher studierte als dies später,
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