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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Bilderschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0131

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Studir. von B. vautier.

V i I d L r s ch Ä u.
Von F. pecht.
ie mcm Soddoma blos in Siena, Correggio blos in
Parma kennen lernen kann, so muß man auch notwendicx
nach Bremen gehen, wenn man cine der interessantesteir
Krinstlerindividualitäten des heutigen Deutschland kennen
lernen will. Es ist das der seit langer Zeit dort einsam
lebende, ausschließlich mit monumentalen Arbeiten beschäftigte,
gerade deshalb aber trotz seines Talentes wenigstens in
Süddeutschland als Maler weniger wie als Tichter be-
kannt gewordene Arthnr Fitger. Und doch gehört der-
selbe seiner ganzen Bildung nach wesentlich der Münchenev
Schule älterer Richtung an, ja man kann ihn, den ehemaligen
Verehrer Cornelius' und Genellis, als einen direkten Vor-
lauser vou Hans Makart und nur noch entschlosseneren
Jdealisten bezeichnen. Da er nns mit liebenswürdiger Be-
reitwilligkeit seine Jugendgeschichte hier selber erzählt, so
begnügen wir uns mit dem Hinweis auf die zahlreichen Werke,
mit denen er das Stiegenhans der Bremer Börse, den
Ratskellerund das Seemannshaus dort, wie die St. Remberti-
Kirche, die Reichspost, die Tampfer des Norddentschen
Llopd, dann viele Bremer Privathäuser und neuerdings
auch die Hamburger Knnsthalle, das Schloß zu Wieben-
dorff geschmückt hat. Nachdem er aber, vielbeschästigt wie
er es ist, nie auf Ausstellungen erscheint, so nmßte man
bisher, wie gesagt, schon nach Bremen gehen, wenn man
einen Begrifs von der Eigenart dieses Taientes bekommen
wollte. Wir schätzen uns daher besonders glücklich, in
unserem Bilde eine seiner für ihn bezeichnendsten Arbeiten,
nach einer Photographie der Berliner photographischen Ge-
sellschaft mitteilen zu können. Das Original ist im Besitze
einer Dame in Berlin. Wen erinnerte dieses Stück Wal-
purgisnacht mit seinem wilden Humor, aber auch dem Reiz
seiner prächtig erfundenen Gruppen nicht sofort an Hans
Makart? Und doch hat Fitger diese Richtung schon mehrere
Jahre früher eingeschlagen. — Blit echt künstlerischem Jn-
stinkt ist bei seiner „Hexenfahrt" auch der Accent auf die
jungen Hexen, als die weitaus gefährlicheren, gelegt, wührend
die alten weiter hinten im Dunkel der Nacht verschwinden.
Wir waren sreilich gezwungen den langen Zug zu halbieren,
um die Figuren nicht allzu klein werden lassen zu müssen.
Hat dieser reinste Jdealist unter den hentigen deutschen
Malern vor dem großen Koloristen Makart unzweifelhaft
die Gedankentiefe und den oft dämonischen, oft barockeu
Humor voraus, so leistet er auch in der Färbung doch
genug, um den Reiz seiner Kompositionen durch die Malerei
niemals zu beeinträchtigen. Weiter geht er aber nicht.
Dabei ist das Phantastische wie die aus der griechischen
oder nordischen Göttermythe entnommene Allegorie sein
wahres Element, in welchem er sich mit weit mehr Glück
bewegt als unter historischen Gestalten, obwohl er auch
bei diesen dnrch seine geistvolle Auffassung immer fesselt.
Jedensalls ist Fitger in seiner Vereinigung zweier Talente
— denn alle Literatur-Kritiker finden seine Dichtungen noch
bedeutender als die Malereien — eine in Deutschland
noch nicht dagewesene Erscheinung.
Ganz anders als bei Fitger prägt sich der Jdealismus
bei Gabriel Max aus. Haben beide einen ausgesprochenen
Abscheu vor der gemeinen Wirklichkeit der Dinge, flüchten
sie sich vor ihr gern ins Reich der Phantasie, so verklärt
doch Max immer nur bestimmte irdische Gestalten, geht
bei seinem Schaffen immer von einer individnellen An-
 
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